init – der Wochenausblick: Ein schwerer Falke und die Polizei

Internet mit Streaming-Qualität im Flugzeug, Geoblocking, Software-Architektur, ein Polizeikongress und ein schwerer Raketenstart. Der EU-Gerichtshof muss derweil die Frage klären, wie frei freie Bilder sind.

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init – der Wochenausblick
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Inhaltsverzeichnis

Eigentlich hätten ja gestern die Koalitionsverhandlungen abgeschlossen gewesen sein sollen. Eigentlich. So geht mindestens noch der Montag ins Land, bevor Rauch aufsteigt. Und dann folgt die nächste Hürde.

Laut SPD-Parteitagsbeschluss sollen im Anschluss mehr als 443.000 Mitglieder über das Verhandlungsergebnis abstimmen. Damals noch Satire, heute Realpolitik: Rein in die SPD, gegen eine Große Koalition stimmen. Den Aufruf gab es bereits 2013 – von der Satiresendung "heute-show". Heute wirbt die Jugendorganisation der SPD für eine Parteimitgliedschaft, um die "GroKo" zu verhindern. Wer abstimmen will, muss bis Dienstag drin sein. Die Bereitschaft, nicht zu regieren, war wohl noch nie so groß wie heute.

Von Montag bis Donnerstag tagt in Straßburg das Europäische Parlament. Aus aktuellem Anlass hat es eine Debatte mit der EU-Kommission zu den jüngsten Vorwürfen über Diesel-Abgastests an Menschen und Affen auf die Tagesordnung gesetzt. Außerdem werden die Abgeordneten über neue Regeln für ein Verbot von ungerechtfertigten Geoblocking beraten, die Abstimmung dazu erfolgt am Dienstag. Wer gerne online einkauft, soll bald einen besseren grenzübergreifenden Zugriff auf Waren erhalten und Hotelzimmer, Mietwagen oder Konzertkarten buchen können.

init - der Wochenausblick

Seit mehr als 25 Jahren schreibt Volker Weber (vowe) für c't, iX und heise online. Jeden Montag initialisiert er die vor uns liegende IT-Woche mit einem ganz persönlichen Überblick über die wichtigsten Termine, liefert Einschätzungen und auch so manche spitze Randbemerkung.

Die Telekom stellt am Montag das European Aviation Network vor, das mit einer Kombination von zunächst 300 LTE-Bodenstationen und Inmarsat-Satelliten (Multi-Beam S-Band) eine bessere Internet-Versorgung von Flugpassagieren gewähren soll. 50 Gbit/s Bandbreite soll das Netzwerk zur Verfügung stellen. Neben Telekom und Inmarsat haben Thales, Nokia, Cobham und OTE an diesem neuartigen Netzwerk zusammengearbeitet.

Am Montag beginnt in München die fünftägige OOP-Konferenz für Software-Architektur. Unter dem Thema Software meets Business können sich Teilnehmer in 140 Vorträgen über aktuelle Entwicklungen informieren. Dabei muss man nicht an allen fünf Tagen teilnehmen. Der Veranstalter bietet unterschiedliche Tickets zu Preisen von 250 bis 2860 Euro an.

Unsere Rubrik „Zahlen, bitte!“ beschäftigt sich am Dienstag mit der Primzahl 23. Anlass ist der Geburtstag von Johann Adam Weishaupt. Mehr wird noch nicht verraten.

Am Dienstag soll außerdem die SpaceX Falcon Heavy abheben, eine Trägerrakete, die Elon Musk bereits im April 2011 mit der Absicht ankündigte, sie 2012 auf der Air Force Base Vandenberg erstmals auszurollen und spätestens 2013 zu starten. Wie so oft bei Elon Musk sollte es etwas länger dauern.

Static Fire Test

(Bild: SpaceX)

Falcon Heavy hat drei Booster, die der Falcon 9 entnommen sind, mit jeweils neun Merlin-Motoren. Das erinnert an die Mondrakete N-1, die die UdSSR zwischen 1969 und 1972 starten wollte, jedes Mal mit spektakulären Fehlschlägen. 30 Motoren zu starten und zu steuern gelang nicht ein einziges Mal. Falcon Heavy hat die Feuerprobe schon hinter sich. Der Booster wird mittlerweile routinemäßig gestartet und wieder gelandet. Dabei müssen die Motoren mehrfach angelassen und gestoppt werden. In einem Static Burn hat SpaceX bereits alle 27 Motoren für kurze Zeit gestartet und gestoppt.

Sollte Falcon Heavy am Dienstag wirklich abheben, wird die Rakete nur eine sehr leichte Fracht transportieren. Elon Musk will seinen alten Tesla Roadster in eine elliptische Bahn um die Sonne schicken, die das Fahrzeug schließlich in die Nähe des Mars bringt. Anders als in der Animation von 2015 zu sehen, sollen nicht alle Booster nach Cape Caneveral zurückkehren. Nur zwei sollen dort landen, der dritte dann auf der Landeplattform auf See.

Netzpolitik.org lädt am Dienstag zum 69. Netzpolitischen Abend. Ludwig Reicherstorfer gibt eine Aussicht auf die neue Legislaturperiode, Julian Jaursch referiert zum Thema EU-DGSVO: "Die Datenschutz-Grundverordnung: Kerninhalte und Aktivitäten des Digitale Gesellschaft e. V." und Ulf Buermeyer berichtet über das besondere elektronische Anwaltspostfach beA: "38 Millionen vor die Wand gefahren – … und was wir daraus für öffentliche IT-Projekte lernen können" mit Bonustrack: "Kurzbilanz nach einem Monat #NetzDG". Einen Livestream gibt es auf c-base.org.

Der 21. Europäische Polizeikongress am Dienstag und Mittwoch im Berliner Congress Center versteht sich als Informationsplattform für Entscheidungsträger der Polizei und Sicherheitsbehörden. Er ist die größte internationale Fachkonferenz für Innere Sicherheit in Europa. Er zieht jedes Jahr nicht nur 1.500 Teilnehmer an sondern auch eine erkleckliche Anzahl von Unternehmen. Auch wenn der Kongress mit dem geschäftsführenden Innenminister Thomas de Maziere wirbt, wird sich dieser wohl von Staatssekretät Krings vertreten lassen. Die Ministerposten der möglichen GroKo sind noch nicht verteilt.

Nicht zuletzt ist am Dienstag auch noch SaferInternet Day. Die deutschen Aktivitäten werden bei Klicksafe.de koordiniert.

Am Mittwoch verhandelt der Europäische Gerichtshof ein Verfahren zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und Dirk Renckhoff. Auf der Internetseite einer Schule in Nordrhein-Westfalen war ein Schülerreferat aus der Spanisch-AG abrufbar, das ein Foto der Stadt Cordoba enthielt. Darunter befand sich ein Hinweis auf die Website eines Online-Reisemagazin-Portals, auf der das Foto frei zugänglich war. Der Fotograf des Fotos macht geltend, dass er lediglich diesem Online-Portal erlaubt habe, das Foto zu benutzen. Das Hochladen auf die eigene Website der Schule verletze sein Urheberrecht.

Passend dazu veranstaltet am Donnerstag das CDLT (Center for Development and Learning Technologies) im niederländischen Amstelveen die dritte "European Conference on iPads in the Classroom".

Am Freitag gibt es bei heise online wie jede Woche das #TGIQF. Letzte Woche war der Chef fleißig und es ging um physikalische Größen: Ein kleines Quiz der Physik. Diese Woche folgt voraussichtlich das einfachere Thema "Einplatinen-Computer".

Ebenfalls am Freitag gibt es neue Mukke. Diese Woche Franz Ferdinand mit dem neuen Album "Always Ascending". Die Auskoppelungen "Feel The Love Go" und "Lazy Boy" kann man ebenfalls vorhören.

Interessanter ist vielleicht das zweite Album "Sleepwalkers" von Brian Fallon, Sänger/Gitarrist von "The Gaslight Anthem". Vier Tracks kann man bereits hören: "Forget Me Not", "If Your Prayers Don't Get To Heaven", "My Name Is The Night" und "See You On The Other Side". Brian Fallon ist auf Tournee und gastiert in Köln (28.2. Live Music Hall), Berlin (1.3. Astra), Wien (2.3. Arena), Nürnberg (3.3. Löwensaal) und München (4.3. Theaterfabrik).

Am Samstag vor 22 Jahren verlor Garry Kasparov nach drei Stunden sein erstes Spiel gegen IBMs Deep Blue, einen Computer, der 200 Millionen Züge pro Sekunde berechnen konnte. Am Ende des Turniers war Kasparov siegreich, weil er Deep Blue dreimal schlagen konnte und zweimal ein Unentschieden erreichte. Sechs Millionen Menschen schauten zu und Kasparov nahm ein Preisgeld von 400.000 US-Dollar ein.

1963 in Baku, Aserbaidschan geboren wurde Kasparov mit 13 Jahren bereits zum Jugendmeister der Sowjetunion und 1985 mit 22 Jahren der jüngste Weltmeister, nachdem er den legendären Großmeister Anatoly Karpov schlug. Er gilt vielen als der beste Schachspieler aller Zeiten.

Beim Rematch 1997 unterlag Kasparov IBM Deep Blue. Der Computer gewann zwei Spiele, Kasparov nur eins. Die restlichen drei Spiele endeten mit Remis. Mittlerweile beherrschen Computer das Schachspiel. Googles AI-Maschine AlphaZero brachte sich das Spiel binnen weniger Stunden durch Machine Learning selbst bei und schlug in einem Match mit 100 Spielen den weltmeisterlichen Stockfish 8.
(vowe)