Whois-System längst nicht kompatibel mit EU-Datenschutz

Die Internet-Organisation ICANN scheint auch knapp vier Monate vor Inkrafttreten der EU-DSGVO keinen praktikablen Plan zu haben, wie ihre Whois-Datenbank sich mit den neuen Vorschriften vertragen könnte.

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Von
  • Jürgen Seeger

Die Datenschutzgrundverordnug der Europäischen Union sorgt nicht nur in Europa, sondern weltweit für verstärkte Aufmerksamkeit für Datenschutzfragen. Die im englischen Sprachraum als "European Union's General Data Protection Regulation" (GDPR) bezeichneten Vorschriften betreffen unter anderem auch das Whois-Sytem, den weltweiten Verzeichnisdienst für Domain-Namen.

Diese Daten sind in der Whois-Datenbank gespeichert und öffentlich abrufbar. Und da nicht nur simple Zuordnungen von Nameserver-Adressen und Domain-Namen in der Datenbank enthalten sind, sondern auch personenbezogene Daten wie die Namen von für den Domain-Betrieb Verantwortlichen (AdminC, TechC oder BillingC), entspricht das Whois-System nicht den Ende Mai 2018 inkrafttretenden EU-Vorschriften.

Das ist im Prinzip nicht überraschend, der deutsche Providerverband eco hatte auch Ende letzten Jahres Empfehlungen zu einer Whois-Neukonstruktion gegeben. Gefragt ist aber eine Änderung der Verträge zwischen dem Verwalter ICANN und den Registraren, die die Domain-Namen von Site-Betreibern registrieren beziehungsweise ein praktikabler Vorschlag zur Neuordnung.

Den hatte die "Internet Corporation for Assigned Names and Numbers" auch im Januar veröffentlicht. In dem Vorschlag werden verschiedene Modelle mit verschiedenen Varianten diskutiert, wie man das Whois-System kompatibel zur EU-DSGVO bekommt. Derzeit stehen europäische Registrare vor dem Dilemma, dass ihre Verträge mit der ICANN sie zum Speichern und Vorhalten von Daten in einem Umfang veröffentlichen, der in der EU ab dem 25. Mai 2018 illegal ist.

Allerdings stießen die bislang von der ICANN vorgelegten Vorschläge auf wenig Gegenliebe bei Vertretern der Europäsichen Kommission. In einem Brief [PDF] an Goran Marby, ICANN President und CEO, lobt Roberto Viola, EC-Direktor für TK und Internet, zwar die Bemühungen der ICANN. Er führt aber anschließend detailliert aus, dass diese vage, schwer nachvollziehbar und als juristische Grundlage unzureichend seien.

Damit liegt der Ball wieder im Feld der ICANN. Wie das Whois-System auch in der EU legal funktionieren soll, dürfte auf dem nächsten ICANN-Treffen Mitte März Gegenstand intensiver Diskussionen werden. (js)