DNA-Test für Babys

Ein neuer Test sucht nach genetischen Anzeichen für 193 verschiedene Krankheiten bei Babys. Dadurch können Eltern theoretisch früher reagieren – doch nicht immer brechen die Krankheiten wirklich aus.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Emily Mullin
Inhaltsverzeichnis

Ein neuer DNA-Test soll nach 193 vererblichen Krankheiten wie Anämie, Epilepsie oder Stoffwechsel-Störungen bei Babys suchen; dazu muss nur eine Speichelprobe aus dem Mund von Neugeborenen entnommen werden. Der 649 Dollar teure Test ist für gesunde Babys als Ergänzung zu bestehenden Screening-Tests gedacht.

In den USA empfiehlt die Regierung, bei Neugeborenen Screenings, bei denen nach mindestens 34 Krankheiten gesucht wird (manche Bundesstaaten haben weiter gehende Vorschriften). Bei dem Standard-Test wird eine Blutprobe aus der Ferse des Babys entnommen.

Mehr Infos

Eric Schadt ist CEO von Sema4, des Unternehmens hinter dem neuen Test. Wie er sagt, wollen manche Eltern mehr Informationen über die Gene ihres Kindes, als mit Standard-Tests zu bekommen sind. Manche Menschen leiden jahrelang, bevor sie die richtige Diagnose für einige der von seinem Test abgedeckten Krankheiten bekommen, so Schadt.

„Wenn man schon bei der Geburt einige der häufigsten Krankheiten überprüft, bekommt eine bessere Vorstellung von der Gesundheit des Kindes“, sagt Schadt. „Wir glauben, dass Eltern das Beste für ihre Kinder wollen und alles tun werden, was nötig ist, damit sie ein möglichst gesundes Leben haben.“

Sema4 arbeitet mit DNA-Sequenzierung, um einen bestimmten Teil des gesamten Genoms zu untersuchen. Für alle Krankheiten, nach denen dabei gesucht wird, stehen Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Außerdem analysiert der Tests, wie gut ein Baby auf 38 Medikamente reagieren dürfte, die in der frühen Kindheit verschrieben werden.

Laut Schadt kann jeder den Sema4-Test im Internet bestellen, was dann von einem Arzt des Unternehmens genehmigt wird. Eine Kostenübernahme durch Versicherungen gibt es bislang nicht.

Das Problem dabei ist, dass es Jahre dauern kann, bis Symptome auftreten, selbst wenn ein Baby eine Gen-Mutation aufweist; manchmal bricht die erwartete Krankheit auch gar nicht aus. Dies ist einer der Gründe dafür, dass DNA-Sequenzierungen bei offenbar gesunden Kindern und Erwachsenen noch nicht routinemäßig vorgenommen werden.

Dies wirft eine bedeutende Frage auf: Ist ein Test wie der von Sema4 immer eine gute Sache?

„Für viele Familien ist das etwas, das ein Durcheinander auslöst, bei dem am Ende weder die Eltern noch das Kind profitieren“, sagt Laura Hercher, Genetikerin am Sarah Lawrence College.

In manchen Fällen könnten die Ergebnisse des Tests für Angst und Verwirrung bei Eltern sorgen und dazu führen, dass Kinder unnötigen weiteren Tests und Behandlungen unterzogen werden, so Hercher: „Man bringt die Eltern in eine schreckliche Position. Sie wissen dann nicht, ob sie warten sollten, bis das Kind krank wird, um sich für in manchen Fällen gravierende Therapien zu entscheiden.“

(sma)