Bundesbank-Studie: Deutschland ist weiterhin Land der Barzahler

Sicher, anonym, schnell verfügbar – Deutschlands Verbraucher zahlen weiterhin am liebsten mit Schein und Münze. Bargeldlose Verfahren gewinnen nur langsam an Boden. Große Umbrüche erwarten Währungshüter auch in den nächsten Jahren nicht.

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Bundesbank-Studie: Deutschland ist weiterhin Land der Barzahler

(Bild: Bundesbank)

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  • dpa

Bargeld bleibt trotz aller technischen Neuerungen das beliebteste Zahlungsmittel der Bundesbürger. "Die Liebe der Deutschen zum Bargeld (...) ist ungebrochen", stellte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele am Mittwoch in Frankfurt fest.

Zwar nimmt vor allem der Anteil der Zahlungen per Girocard (EC-Karte) weiter zu, wie eine Umfrage der Bundesbank im Jahr 2017 ergab. Doch drei von vier Einkäufen an der Ladenkasse (74 Prozent) tätigen die Menschen hierzulande nach wie vor mit Schein und Münze. Vor allem kleine Beträge unter fünf Euro werden bar beglichen.

Gemessen am Umsatz sank der Anteil der Barzahlungen im deutschen Handel allerdings mit 48 Prozent erstmals unter 50 Prozent. Damit setzte sich der seit Jahren zu beobachtende Trend fort. "In der Zukunft könnte auch die Nutzung beispielsweise kontaktloser Kartenzahlungen (...) steigen", prognostizierte Thiele. "Allerdings ist und bleibt Bargeld das (...) meistgenutzte Zahlungsmittel. Und ich erwarte, dass dies noch einige Zeit so bleiben wird."

EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch betonte: "Alternative Zahlungsmethoden können Euro-Bargeld nicht ersetzen, sondern nur ergänzen." Die Europäische Zentralbank (EZB) werde aufmerksam darüber wachen, dass die Einsatzmöglichkeiten von Bargeld nicht eingeschränkt werden – etwa durch die Erhebung einer Zahlungsgebühr.

Die seit Jahresbeginn amtierende Präsidentin des Bundesverbandes der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Marija Kolak, mahnte eine faire Lastenverteilung der Kosten des Bargeldhandlings an. Der Aufwand für das Bereitstellen von Bargeld habe sich für Banken "deutlich erhöht", sagte Kolak. "Wir können das nicht 1:1 an unsere Kunden weitergeben."

Die Bundesbank untersucht seit 2008 alle drei Jahre das Zahlungsverhalten in Deutschland. Die Studie 2017 ergab, dass die Menschen hierzulande im Schnitt 107 Euro Bargeld im Portemonnaie haben, davon etwas mehr als 6 Euro in Münzen. Die deutliche Mehrheit (88 Prozent) der gut 2000 befragten Bundesbürger möchte auch in Zukunft mit Scheinen und Münzen bezahlen können.

Beim Plastikgeld gewinnt seit Jahren vor allem die Girocard an Boden. 35 Prozent der erfassten Umsätze werden der Studie zufolge inzwischen auf diesem Weg bezahlt. Bei der vorigen Bundesbank-Erhebung mit Daten für 2014 lag der Wert bei rund 30 Prozent.

Das mobile Bezahlen per Smartphone spielt nach Angaben der Bundesbank in Deutschland bislang kaum eine Rolle. Vor allem Sicherheitsbedenken halten viele Verbraucher von solchen Bezahlverfahren ab – auch wenn die Anbieter versichern, dass diese unbegründet seien.

Eine Abschaffung von Bargeld – wie sie manche Ökonomen fordern – oder einen Ersatz durch Kryptowährungen wie Bitcoin sehen Deutschlands Währungshüter nicht. "Bitcoin ist aus ökonomischer und ökologischer Sicht ineffizient", urteilte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann.

Obwohl Bitcoin und Co. noch vergleichsweise wenig verbreitet sind, setzt sich Weidmann für eine globale Regulierung ein. "Angesichts der Tatsache, dass solche Geschäfte global angeboten werden, ist klar, dass eine nationale oder europäische Regulierung nur begrenzt wirksam sein kann", sagte Weidmann.

Zunächst sei wichtig, bestehende Geldwäschevorschriften durchzusetzen und zu verhindern, dass Bitcoin und Co., die auf Plattformen im Internet gehandelt werden, als Mittel der Terrorismusfinanzierung eingesetzt würden. "Anlass zu regulatorischen Eingriffen könnten auch potenzielle Finanzstabilitätsrisiken bieten, weshalb wir die Verwendung von Krypto-Token im Finanzsektor im Blick haben müssen", sagte Weidmann. Derzeit seien die Risiken aber noch begrenzt. (anw)