Intel angesichts fallender Preise unter Druck

Intel gab sich in den letzten Wochen optimistisch; nun kann der Chip-Hersteller zwar die Erwartungen übertreffen, verbucht aber starken Umsatz- und Gewinnrückgang.

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Von
  • Jürgen Kuri

Anfang Juni hatte Intel Optimismus verbreitet: Der Chip-Gigant gab damals eine gemäßigt zuversichtliche Prognose für den Umsatz im zweiten Quartal 2001 ab und stärkte damit doch noch die Hoffnungen auf eine Erholung der schwächelnden Chipindustrie – und erhöhte gleichzeitig die Nervosität der Börsianer, die etwas aufgeregt die Quartalszahlen erwarteten.

Nun legte Intel am Dienstag nach Börsenschluss in den USA die endgültigen Bilanzen vor. Diese sind zwar etwas besser als erwartet – die Prognosen waren aber angesichts der bislang enttäuschenden Geschäfte der Branche nicht gerade sehr hoch. Der Umsatz von Intel betrug 6,33 Milliarden US-Dollar, ein Minus von 24 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal des Vorjahrs und 5 Prozent weniger als im ersten Quartal dieses Jahres. Der Gewinn ohne die Berücksichtigung von Einmalausgaben für Firmenkäufe betrug 854 Millionen US-Dollar (12 Cents pro Aktie), ein Minus von 76 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal und von 22 Prozent gegenüber dem ersten Quartal des laufenden Jahres. Unter Berücksichtigung von Sonderausgaben beläuft sich der Gewinn von Intel im zweiten Quartal auf 196 Millionen US-Dollar (3 Cents pro Aktie), ein Minus von 94 Prozent gegenüber dem Vorjahr und von 60 Prozent gegenüber dem ersten Quartal. Auch wenn Umsatz wie Gewinn stark nach unten gingen, lagen beide doch über dem, was die Analysten prophezeit hatten; an der Wall Street war man von einem Gewinn von 10 Cents pro Aktie ohne Sonderausgaben und von einem Umsatz von 6,29 Milliarden US-Dollar ausgegangen.

Craig Barrett, Chef von Intel, brach nicht gerade in Euphorie aus angesichts der Resultate, gab sich aber doch zufrieden. Das Ergebnis entspreche den Gesamterwartungen, da das Prozessorgeschäft "besser als erwartet gelaufen", während das Geschäft mit Kommunikations- und Flash-Chips eher schwach gewesen sei. Die Verkäufe von Prozessoren und Chipsätzen seien jedenfalls höher als im ersten Quartal gewesen, während die Verkäufe von Motherboards, Flash-Memory, Netzwerk-Prozessoren, Fast- und Gigabit-Ethernet-Komponenten sowie Mikro-Controllern gesunken seien, hieß es bei Intel. Im nächsten Quartal hofft der Chip-Hersteller, den starken Auftritt im CPU-Markt durch einen beschleunigten Übergang zum Pentium 4 fortsetzen zu können. Trotzdem sei es schwierig, die Nachfrage angesichts der bleibenden ökonomischen Unsicherheiten zu prognostizieren. Intel erwartet aber einen Umsatz von 6,2 bis 6,8 Milliarden US-Dollar im dritten Quartal

Ob Intel allerdings weiter so stark vom Prozessorgeschäft profitieren kann, stellen einige Beobachter angesichts des anhaltenden Preiskriegs mit AMD in Frage. Intels Hauptkonkurrent bei den Prozessoren erfüllte zwar die bereits reduzierten Erwartungen, verzeichnete aber ebenfalls einen drastischen Gewinneinbruch und sieht für das nächste Quartal sogar die Möglichkeit, in die Verlustzone zu geraten. AMD wird sich aber kaum die Butter vom Brot nehmen lassen und kündigte bereits an, die verkauften CPU-Stückzahlen weiter nach oben treiben zu wollen. Sicher sind die Investoren sich jedenfalls nicht, ob Intel weitere Stürme im Chip-Markt und befürchtete Turbulenzen beim PC-Absatz ohne Probleme meistern kann. In Erwartung der Quartalszahlen stieg der Kurs des Intel-Papiers während des normalen Handels am Dienstag um 2,64 Prozent auf 29,90 US-Dollar; in der ersten Stunde des nachbörslichen Handels, nach Bekanntgabe der Quartalszahlen, ging die Aktie dagegen um 2,81 Prozent auf 29,06 US-Dollar zurück. (jk)