"Eklatante Managementschwächen" bei Heyde

Managementprobleme und zu starkes Wachstum haben nach Analystenmeinung das Bad Nauheimer Software-Unternehmen Heyde AG in eine desolate Lage gebracht.

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Von
  • Martina Helmerich
  • dpa

Managementprobleme und zu starkes Wachstum haben nach Analystenmeinung das Bad Nauheimer Software-Unternehmen Heyde AG in eine desolate Lage gebracht. Am heutigen Montag verloren die am Neuen Markt gehandelten Aktien des Unternehmens zeitweise über 38 Prozent ihres Wertes. Das im Nemax 50 geführte Vorzeigeunternehmen hatte überraschend einen deutlichen Gewinneinbruch von 43 Millionen Mark auf drei Millionen Mark im Jahr 2000 mitgeteilt.

"Das Management hat den Überblick über das Unternehmen verloren", sagte Analyst Reinhard Rother von Delbrück Asset Management auf Anfrage von dpa-AFX. Die Heyde AG sei "sehr aggressiv" gewachsen, das habe "eklatante Managementschwächen" offenbart. Die Begründung in der Ad-hoc-Mitteilung vom Freitag, wonach die schlechte Marktdynamik im vierten Quartal und eine Reihe von Sonderentwicklungen für die schwierige Lage bei Heyde verantwortlich seien, hält Rother für unzureichend: "Die Probleme sind zum großen Teil hausgemacht."

Neben Managementproblemen seien Fehleinschätzungen des Geschäfts in Großbritannien mit dem dortigen Tochterunternehmen Tantus ein weiterer Grund für die jetzigen Schwierigkeiten, sagte Rother. Ein geänderter Bewertungsansatz für Mitarbeiteraktien habe zusätzliche Aufwendungen in Höhe von 6,6 Millionen DM verursacht.

"Jetzt geht es darum, das Unternehmen zu retten", sagte Rother. Das sei umso schwieriger, da das gesamte Management ausgetauscht worden sei. Firmengründer Dieter Heyde habe den Vorstandsvorsitz niedergelegt. Allerdings sei noch unklar, ob Heyde in den Aufsichtsrat wechseln werde. Bei einem Liquiditätsbestand von etwa vier Millionen Mark sei die Finanzlage äußerst gespannt.

Andreas Köchling, Leiter Wertpapiere von der Frankfurter Sparkasse 1822, schätzte die Gefahr, dass Heyde Pleite gehen könnte, für gering ein: "Wer Gewinne macht, geht nicht pleite." Den Kurseinbruch am Montag bezeichnete Köchling als eine Übertreibung des Marktes nach unten. Der neue Vorstandsvorsitzende Dirk Wittenborg hatte am Samstag ein Restrukturierungsprogramm angekündigt. (Martina Helmerich, dpa-AFX) / (jk)