Neonazis suchen Gleichgesinnte bei AOL

Die so genannten Nutzerprofile beim weltgrößten Onlinedienst AOL haben sich offenbar zu einer Art Kontaktbörse für Neonazis entwickelt.

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Von
  • Florian Rötzer

Die so genannten Nutzerprofile beim weltgrößten Onlinedienst AOL haben sich offenbar zu einer Art Kontaktbörse für Neonazis entwickelt. Dort kann jeder AOL-Kunde seinen Mitgliedsnamen, seinen Beruf, seine Hobbys und Interessen angeben. Das ermöglicht wiederum anderen Nutzern, mittels Stichwort- oder Namenseingabe nach Freunden, Bekannten oder Gleichgesinnten jeglicher Couleur zu suchen.

Der Hamburger-Verein "Forschungs- und Arbeitsstelle Erziehung nach/über Auschwitz" (FAS), selbst AOL-Kunde, fand bei einer angeblich nur kursorischen Überprüfung des Mitgliederverzeichnisses von AOL nach Suchbegriffen wie "arisch", "Auschwitz" oder "Hitler" eine "große Zahl von Mitgliederprofilen, die bereits in ihrem Namen oder in ihren Angaben zur Person eine rechtsextremistische Orientierung erkennen ließen – ob unter Verwendung von KZ-Namen, Nazi-Kürzeln oder Namen von Nazi-Größen bereits im AOL- und eMail-Namen, oder aber in der Rubrik persönliches Motto." So gibt es beispielsweise ein AOL-Mitglied "IIIReich-", das als Hobby nennt: "juden vergasen, sinti und roma jagen."

Die FAS hat AOL und andere Online-Dienste aufgefordert, ihre Mitgliederverzeichnisse auf ähnliche rechte Propagandainhalte zu überprüfen. Jens Nordlohne, Pressesprecher von AOL Deutschland, versicherte daraufhin dem Hamburger Abendblatt: "Solche Mitglieder haben bei uns nichts zu suchen. Wir werfen die raus, sobald wir einen Tipp bekommen."

Da aber die Mehrzahl der AOL-Mitglieder, die sich mit rechten Parolen präsentieren, aus den USA kommen, drängt FAS nun AOL Deutschland, Druck auf die Firmenzentrale auszuüben. Die habe aber, so Nordlohe, einschlägige Mitglieder bisher nur gebeten, ihre Benutzerprofile zu entfernen. FAS fordert, dass AOL das gesamte Mitgliederverzeichnis vorläufig sperren solle, um eine Lösung zu finden und zu zeigen, dass "Hass und das Bekenntnis zu Antisemitismus, Rassismus und Nazismus bei AOL keinen Platz haben." AOL hat weltweit über 30 Millionen Kunden.

Siehe auch in Telepolis: Neonazi-Parolen bei America Online. (fr)