Kollege Roboter im Billigsupermarkt

Beim US-Ladenriesen Walmart hat das Start-up Bossa Nova seine Cobots untergebracht. Die Mitarbeiter lieben sie, wie Manager Martin Hitch im TR-Interview erzählt.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Erin Winick

Was in Deutschland Aldi oder Lidl, ist in den Vereinigten Staaten die gigantische Walmart-Kette – nur in noch größerem Maßstab. Der Konzern versucht derzeit, seine Technik auf den aktuellen Stand zu bringen und kooperiert dazu auch mit jungen Firmen. Dazu gehört das Robotik-Start-up Bossa Nova, dem es nun gelang, seine sogenannten Cobots in 50 Filialen von Walmart in den ganzen USA zu bringen.

Die Automaten können herausfinden, wenn Produkte nicht mehr im Regel sind und nachbestellt werden müssen, erkennen falsche Preisauszeichnungen und fehlende oder falsche Schilder. Technology Review unterhielt sich mit Martin Hitch, dem Chief Business Officer von Bossa Nova, über die Technik hinter den Maschinen und wie sie bei Kunden und vor allem Mitarbeitern ankommen.

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Technology Review: Herr Hitch, wie haben die Walmart-Angestellten auf die Bossa-Nova-Roboter reagiert?

Gab es irgendwelche negativen Aussagen wie "Die Roboter nehmen mir jetzt meinen Job weg"?

Martin Hitch: Als wir den ersten Roboter in eine Filiale brachten, waren die Associates [so nennt Walmart seine Filialmitarbeiter, Anm. d. Red.] die ersten, die sie verstanden haben. Die langweilige, sich ständig wiederholende Aufgabe, die Regale abzuscannen – wir haben bislang noch niemanden getroffen, der das gerne machen würde. Die Walmart-Mitarbeiter waren sofort Fürsprecher der Roboter.

Das lässt sich auch daran erkennen, dass sie den Geräten gleich Namen gegeben haben – alle tragen mittlerweile ein Walmart-Namensschild. Und die Mitarbeiter haben Wettbewerbe veranstaltet, um die besten Namen für jeden Roboter zu finden. Damit helfen sie auch, Roboter in der normalen Öffentlichkeit in ein besseres Licht zu rücken. Die Walmart-Leute sagen: "Er hilft mir." Sie verteidigen den Roboter sogar.

Was ist mit den Kunden, was sagen die?

Das fällt typischerweise in zwei verschiedene Extreme. Zum einen ist da natürliche Neugier. Sie fragen, was der Roboter macht und warum er das macht. Wenn ein Roboter erstmals installiert wird, haben wir immer einen menschlichen Begleiter dabei, der diese Fragen beantwortet.

Daneben gibt es auch mindestens 50 Prozent der Kundschaft, die die Maschinen komplett ignorieren. So als seien sie einfach irgendein Gerät. Das hat uns ehrlich gesagt überrascht.

Wie können die Roboter mit den Kunden und ihren menschlichen Kollegen kommunizieren, wenn der Bossa-Nova-Begleiter nicht mehr vor Ort ist?

Wir haben viel Zeit darin investiert, zu erforschen, wie die Roboter am besten mit Menschen umgehen sollten. In einem unserer früheren Tests haben wir den Blinker eines Autos als Vorbild genommen, damit die Menschen in der Umgebung erkennen können, was er als nächstes tut.

Wir bauten dazu ein Modell aus Schaumstoff auf ein ferngesteuertes Auto und fuhren es durch den Laden. Daran angebracht waren Blinker, die einem Auto ähnliche Signale gaben. Die Leute haben das allerdings nicht verstanden. Sie erwarteten einfach nicht, dass etwas wie ein Auto durch einen Supermarkt fährt.

Die Menschen erwarten subtilere Hinweise der Maschine. Entsprechend gibt unser Roboter nun nur noch einen Ton von sich, wenn er sich bewegt, um niemanden zu überraschen. Wenn sich jemand zu nah an ihn heranwagt, geht ein Licht an. Das war's.

(bsc)