"Hallo, ich bin Cimon": Fliegender Assistent soll Astronauten helfen

Cimon ist ein Assistenz-Roboter mit künstlicher Intelligenz, der im Sommer mit Alexander Gerst zur ISS fliegen wird. Was er schon kann: Der Crew bei der Arbeit helfen, Dialoge führen, Witze erzählen. Was er mal können soll: Stress bei Astronauten abbauen.

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"Hallo, ich bin Cimon": Fliegender Assistent soll Astronauten helfen

Cimon lernt Alexander Gersts Gesicht erkennen.

(Bild: Airbus)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Kathrin Drinkuth
  • dpa
Inhaltsverzeichnis

Er ist weiß, so groß und rund wie ein Medizinball und sein Display zeigt ein freundlich lächelndes Gesicht. "Hallo, ich bin Cimon", kann der Roboter sagen, weitere rund 1000 Sätze sind in der Datenbank abgespeichert. Cimon ist eine Art fliegendes Helferlein mit künstlicher Intelligenz, das im Sommer mit dem Astronauten Alexander Gerst zur Internationalen Raumstation ISS fliegen soll. Seine Aufgaben: Fragen beantworten, Hintergrundinfos liefern, Videos und Tondateien abspielen, vor Gefahren warnen – und auch für Unterhaltung sorgen.

Denn der Name Cimon steht für "Crew Interactive Mobile Companion" – zu Deutsch etwa: Interaktiver mobiler Begleiter der Besatzung. Und genau das soll der Roboter auch sein, wie Airbus Defence and Space am Montag mitteilte. Das Unternehmen hat Cimon gebaut, im Auftrag des DLR Raumfahrtmanagements und in Zusammenarbeit mit IBM. Cimon werde mit den Astronauten sozial interagieren, sagt Projektleiter Till Eisenberg.

Cimon: Ein Begleiter für Alexander Gerst (5 Bilder)

So könnte Gerst mit Cimon kommunizieren.
(Bild: DLR)

Cimon kann in der Schwerelosigkeit frei fliegen und reagiert auf Sprachbefehle. Er hat einen propellerartigen Antrieb, ein acht Zoll großes Display, zwei große Batterien und mehrere Sensoren und Kameras, um navigieren zu können. Gesicht, Stimme und die künstliche Intelligenz sollen ihm eine möglichst menschliche Wirkung verleihen und ihn dadurch zu einer Art Kollegen der Crew machen. Dafür trainiere Cimon beispielsweise auch, seinen menschlichen Partner – in diesem Fall Alexander Gerst – zu erkennen, etwa durch Stimmbeispiele und Fotos, wie Eisenberg sagt.

Um den Astronauten wirklich für sich einzunehmen, hat Cimon in seiner Datenbank auch die Lieblingsmusik von Gerst gespeichert. Dieser wiederum habe bei der Stimme und dem Display-Gesicht von Cimon mitbestimmen können, damit er sich mit seinem elektronischen Kollegen leichter anfreunden könne. Und falls die Astronauten – wie es viele Menschen auf der Erde mit sprachgesteuerten Assistenten wie Alexa, Cortana oder Siri schon längst getan haben – testen wollen: Er hat auch ein paar Witze parat.

Er sei gespannt, wie Cimon sich verhalten werde, sagte Alexander Gerst kürzlich im Interview mit der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. "Das ist ein Testbetrieb, also man darf sich das jetzt noch nicht so vorstellen, als ob er mir Kaffee bringt und Werkzeuge." So weit sei Cimon leider noch nicht. "Aber das ist das Schöne daran, wenn man Technologien entwickelt, wir wollen herausfinden, wie man so ein Ding bauen muss, dass es einem wirklich was hilft."

Die Entwickler um Till Eisenberg nennen den frei fliegenden Roboter derzeit Cimon 1.0 – in weiteren Versionen soll der fliegende Assistent dann auch über mehr Fähigkeiten verfügen. So könnte ein Nachfolgemodell beispielsweise einen Arm erhalten, um etwa Werkzeuge reichen zu können, oder auch einen Laserpointer, um beispielsweise auf eine Schraube zu zeigen, die gedreht werden muss.

Oder er könnte am Gesichtsausdruck des Astronauten erkennen, in welcher Stimmung er ist und entsprechend darauf reagieren. Dadurch könne Cimon dazu beitragen, Stress bei der Crew abzubauen, sagt Eisenberg. "Und er könnte ihr dabei helfen, effizienter zu arbeiten und die Sicherheit zu erhöhen." In Zukunft könnten solche Assistenten über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden.

Einige der Aufnahmen von Alexander Gerst (13 Bilder)

Feuerstreif

Der Wiedereintritt der Raumkapsel Cygnus in die Erdatmosphäre
(Bild: Alexander Gerst - ESA/NASA)

"Eine Raumstation wie die ISS oder ein Raumschiff ist immer ein human-robotisches System. Wir sind zu neunzig Prozent robotisch und zu zehn Prozent human. Das ist eine Synergie, mit der wir das beste Resultat erreichen können", sagte Gerst im Helmholtz-Interview. Die Entwicklung werde aber noch weiter hin zu autonomeren robotischen Systemen gehen. "Auf den Flügen zum Mars, wo wir uns noch mehr auf die Roboter verlassen können müssen, werden sie uns viel Arbeit abnehmen. So können wir mehr von unseren Vorteilen ausspielen, die wir als Menschen haben, wie das schnelle Reagieren, die Intuition." (mho)