Deutscher Serienstart von The Orville: Seth MacFarlane versucht sich an Star Trek

Die Serie vom Family-Guy-Erfinder wird als bessere Star-Trek-Fortsetzung gehandelt und von Pro 7 gegen Star Trek: Discovery ins Rennen gebracht. Was zuerst wie plumpe Parodie mit Peniswitzen wirkt, könnte den hohen Erwartungen sogar gerecht werden.

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The Orville: Star-Trek-Hommage von Seth MacFarlane startet in Deutschland

"Orville, wir haben ein kleines Problem." Family-Guy-Macher MacFarlane spielt Captain Ed Mercer (Mitte) und schrieb viele der Drehbücher selbst.

(Bild: FOX)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Fabian A. Scherschel
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Diese Meldung enthält geringfügige Spoiler für die erste Staffel der Serie The Orville.

Am heutigen Dienstagabend um 20:15 Uhr bringt Pro 7 die Science-Fiction-Serie The Orville von und mit Family-Guy-Macher Seth MacFarlane auf deutsche Bildschirme. Nach ihrer US-Veröffentlichung im Spätsommer 2017 wurde die Serie als bessere Star-Trek-Discovery-Alternative gefeiert und auch die Werbung von Pro 7 schlägt in eine ähnliche Kerbe. Obwohl die Serie in den USA zuerst ziemlich direkt als Star-Trek-Parodie beworben wurde, versteckt sich hinter den offensichtlichen Trek-Anspielungen und MacFarlanes gewohnt infantilem Humor eine Science-Fiction-Serie mit Herz, die über das Ziel reiner Parodie weit hinausschießt.

Die Serie erzählt die Geschichte des Union-Raumschiffs U.S.S. Orville, einem mittelgroßen Sternenkreuzer der Explorer-Klasse. Captain Ed Mercer (gespielt vom Serien-Erfinder Seth MacFarlane), frisch zum Kapitän befördert, bekommt das Schiff als sein erstes Kommando zugeteilt und muss voll Entsetzen feststellen, dass seine Ex-Frau Commander Grayson (Adrianne Palicki) sein neuer erster Offizier ist. Ebenfalls an Bord sind sein bester Freund, der leicht minderbemittelte Pilot Gordon Malloy (Scott Grimes), die superstarke Sicherheitschefin Alara Kitan (Halston Sage) und die künstliche Lebensform Isaac. Wer das englische Original der Serie gesehen hat, könnte dem Irrglauben aufsitzen, Isaac würde von Brent Spiner (alias Lt. Commander Data aus Star Trek: The Next Generation) gespielt. Aber wie Spiner selbst auf Twitter zugeben musste: Die exzellente Imitation seiner Data-Stimmlage in der Rolle des Isaac stammt von Schauspieler Mark Jackson.

The Orville (18 Bilder)

Die U.S.S. Orville (ECV-197) ähnelt einer Kreuzung der U.S.S. Voyager und der Andromeda Ascendant.
(Bild: FOX)

Die Parallelen zu Star Trek TNG enden auch mitnichten nur bei dieser einen Figur. Der Kämpferische Moclus-Offizier Lt. Commander Bortus (Peter Macon) und sein Lebensgefährte Klyden (Chad L. Coleman) sind offensichtliche Anspielungen an Worf und dessen Probleme beim Leben auf der Enterprise-D. Auch die Kulissen der Orville und die Geschichten, die dort erzählt werden, lassen Erinnerungen an die Abenteuer von Captain Picard und seiner Crew wach werden. Das unterschwellige Wummern des Antriebs der Orville verstärkt diesen Effekt noch und zwei oder drei Soundeffekte des Bordcomputers scheinen sogar direkt aus TNG entnommen zu sein.

Im Gegensatz zu den typischen Sternenflotten-Besatzungen aus Star Trek hat die Crew der Orville allerdings viel mehr Alltagsprobleme. Hier muss man sich mit Verdauungsstörungen herumschlagen. Es wird gekifft und gesoffen – dementsprechend haben Captain und erster Offizier in einer Folge dann auch mal einen schlimmen Kater. Manchmal drückt jemand auf einen falschen Knopf oder zerstört am ersten Tag im Kapitänssessel fast das Schiff (das passiert während der ersten Staffel der Serie sogar zwei Mal). Trotz alledem erinnert der Erzählstil stark an das Star Trek der '90er – ein Kontrast zu Star Trek: Discovery, einer Serie die sich genau von dieser '90er-Star-Trek-Identität krass absetzt.

Wer sich trotz MacFarlanes gewohnter Penis-Witze, des Slapstick-Humors und des Fremdschämens auf die Serie einlässt, entdeckt eine solide Sci-Fi-Serie mit Herz, die sich nicht allzu ernst nimmt. The Orville ist dabei mitnichten die angekündigte Parodie im Stil von Tim Allens Galaxy Quest, viel mehr erinnert die Serie an spätere Staffeln Stargate Atlantis. Ein oder zwei Folgen sind dabei gerade zu brillant, etwa der Besuch auf einem Planeten, der den Social-Network-Mob zur Regierungsform perfektioniert hat. Nebenbei sorgen Gast-Auftritte von Stars wie Charlize Theron und Liam Neeson für gelungene Überraschungen.

Zuschauer, die sich trotz aller Anspielungen übrigens noch fragen, ob die Star-Trek-Parallelen vielleicht doch nur Zufall sind, denen wird diese Frage spätestens beim Blick auf die Regisseure der zwölf Orville-Folgen beantwortet: Dort tummeln sich unter anderem die Trek-Urgesteine Jonathan Frakes und Robert Duncan McNeill. Außerdem ist Voyager-Showrunner Brannon Braga ebenfalls Regisseur und Executive Producer der Serie.

The Orville läuft heute abend zur Prime Time auf Pro 7, danach immer Dienstagsabends zwischen den Simpsons und Family Guy um 21:10 Uhr. Eine zweite Staffel ist bei Fox in den USA in Arbeit. (fab)