Das nächste Instagram? Social-App Vero lockt immer mehr Nutzer an

Keine Algorithmen, keine Datensammelei, keine Werbung – nur echte Menschen, die ihr Leben genießen. Das verspricht ein neues soziales Netzwerk namens Vero. Dessen App ist plötzlich äußerst gefragt – noch ist die Anmeldung nämlich kostenlos.

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Das nächste Instagram? Social-App Vero lockt immer mehr Nutzer an

(Bild: Vero)

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Die Interessen der sozialen Netzwerke und die Interessen der Nutzer sind aus dem Gleichgewicht geraten. Das glauben zumindest die Macher der Plattform Vero. Der Name steht für "Wahrheit", passend dazu lautet das prägnante Motto: "True Social". Vero will ein Netzwerk sein, in dem die Nutzer wieder sie selbst sind und mehr Authentizität wagen. Das Konzept kommt offenbar gut an: Die Vero-Apps für iOS und Android stoßen seit einigen Tagen auf ein erhöhtes Interesse und die Nutzerzahlen wachsen. Ist Vero das nächste große Ding und tatsächlich "the next Instagram", wie einige glauben?

Menschen wollen sich verbinden und sich austauschen, auch online. Nur erfüllen Facebook & Co. diese Aufgabe nicht mehr, erklärt das Vero-Manifest: "Ein falsches Gefühl der Verbundenheit ließ uns einsamer denn je zurück." Die sozialen Netzwerke würden Menschen zu "Freunden" und "Followern" degradieren, was wiederum dazu führe, dass nur die interessantesten Dinge aus dem Leben geteilt würden. Vero hingegen will, dass die Nutzer alles teilen, auch die banalen Dinge, eben das, was Spaß macht oder den Nutzer gerade bewegt. Inhalte lassen sich (wie bei Facebook) beispielsweise an "enge Freunde", "Bekannte" oder "Follower" verteilen. "Wenn du Kontrolle darüber hast, wer was sehen kann, kannst du dich viel natürlicher verhalten", erklärt das Manifest.

Anders als Facebook, Instagram & Co. verzichtet Vero komplett auf Werbung. Das heißt auch: "Es gibt keine Algorithmen und kein Datensammelei. Niemals." Der Nachrichtenstrom besteht somit lediglich aus den Einträgen von Freunden, abonnierten Nutzern und Promis. "Wir kuratieren nicht, wir manipulieren nicht, wir fügen keine Werbung ein." Es werden auch keine Einträge zurückgehalten – der Nutzer sieht alles, er muss nur lange genug über den Bildschirm wischen. Die Nutzer können Bilder, Texte und Links teilen sowie Songs von iTunes, Foursquare-Orte und einiges mehr. Es gibt eine Nachrichten-Funktion – und natürlich: #hashtags!

Vero-App: Essensfotos posten, mit Leuten verabreden.

(Bild: Vero)

Jeder Eintrag sei "eine eigene Welt", in der die Nutzer "Zeug kaufen", Musik hören oder Filmtrailer angucken können. Also fast wie im richtigen Internet. Bei Verkäufen über die App verdient Vero mit und kassiert Transaktionsgebühren (allerdings nicht bei Spenden). Außerdem sollen künftig Abonnements die Plattform finanzieren. Die erste Million darf noch kostenlos rein und bleibt dauerhaft von Gebühren befreit. Alle Nutzer danach müssen zahlen. Konkrete Preise nennt Vero aber noch nicht, es ist nur von einem "kleinen jährlichen Beitrag" die Rede. Alle Mitglieder würden gleich behandelt und bekämen Zugriff auf alle Funktionen.

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Wirklich Spaß macht Vero erst, wenn dort auch möglichst viele Freunde angemeldet sind. Daran haperte es bislang, die App war seit ihrem Start im Sommer 2015 maximal ein Geheimtipp unter Early-Adoptern. Nun stieg das Interesse an der App plötzlich rasant an, auf der Vero-Website steht der Hinweis: "We are experiencing higher than normal load" – es gibt eine größere Nachfrage als sonst. Über das vergangene Wochenende verzeichnete das soziale Netzwerk einen ordentlichen Nutzeranstieg, schreibt etwa das Onlinemagazin Inverse. Am Sonntag entschuldigte sich Vero auf Twitter für die Ausfälle durch den starken Traffic. Die Vero-Gründer Ayman Hariri, Motaz Nabulsi und Scott Birnbaum dürften sich freuen. Interessierte Nutzer brauchen derweil Geduld: Ein Reinkommen ist momentan eher Glückssache.

Viele Nutzer kritisieren allerdings, dass sie bei der Anmeldung zwingend ihre Telefonnummer angeben müssen. Vero nutzt sie, um den Nutzer zu verifizieren. Anders als E-Mails können Telefonnummern nicht so leicht gefälscht werden, argumentiert das Netzwerk, dessen Server in Großbritannien stehen. Über die Nummer verbindet Vero außerdem Nutzer, die sich bereits kennen. Der Vero-Account sei aber nicht mit der Nummer verknüpft. Eine Klarnamenpflicht gibt es nicht, aber "wir ermutigen Menschen, sich so zu präsentieren, wie sie es im wirklichen Leben tun." Ob die Nutzer darauf Lust haben, muss sich zeigen. Vielleicht etabliert Vero sich tatsächlich als Gegenentwurf zu Facebook. Vielleicht taugt Vero auch nur als kurzer Hype, für den sich bald niemand mehr interessiert. (Kennen Sie Ello noch? Die haben auch ein Manifest und keine Werbung.)

Update, 28. Februar, 13:40 Uhr: Vero hat inzwischen mehr als eine Million Nutzer, womit das kostenlose Aktionsangebot eigentlich endet. Die Vero-Website erklärt aber, dass weitere Nutzer sich kostenlos anmelden dürfen, "until further notice". Der Dienst hat weiterhin mit technischen Problemen zu kämpfen. Die Entwickler arbeiten daran, Vero für alle Interessenten zugänglich zu machen. Man werde bald auch die Preise verraten, die eine reguläre Mitgliedschaft dann kosten soll.

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(dbe)