Kommentar zu "The Orville": Der leidige Peniswitz

MacFarlanes Sci-Fi-Serie "The Orville" wäre genial, wenn da nicht die blöden Witze wären. Das bessere "Star Trek: Discovery" hat unser Redakteur Fabian Scherschel nicht gefunden, aber Spaß macht die Serie trotzdem.

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Kommentar zu The Orville: Der leidige Peniswitz

Yaphit demonstriert die Kompatibilität seiner Spezies zu Dr. Claire Finn.

(Bild: YouTube/FOX)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Fabian A. Scherschel
Ein Kommentar von Fabian A. Scherschel

Fabian A. Scherschel schrieb von 2012 bis 2018 als Redakteur täglich für heise online und c't, zuerst in London auf Englisch, später auf Deutsch aus Hannover. Seit 2019 berichtet er als freier Autor und unabhängiger Podcaster über IT-Sicherheit, Betriebssysteme, Open-Source-Software und Videospiele.

Seth MacFarlane's neue Sci-Fi-Serie The Orville wird als besseres Star Trek: Discovery gehandelt. Und die Show würde dem Anspruch sogar gerecht, wäre da nicht MacFarlanes infantiler Humor. Die Serie wirkt, als könnte sich der Family-Guy-Erfinder nicht entscheiden, ob er eine Parodie à la Galaxy Quest oder einen ernsthaften Next-Generation-Nachfolger produzieren wollte. Ohne die Fremdschäm-Szenen und die Peniswitze wäre The Orville großartiges Science-Fiction-Fernsehen in bester Tradition von Gene Roddenberry. Stattdessen ist die Serie nur gut, bestenfalls unterhaltsam.

The Orville hat zwei oder drei Folgen, die innovativ, ja sogar fast revolutionär sind. Der Besuch auf einem Planeten, der Reddit als Regierungsform eingeführt hat und Bürgern mit zehn Millionen Downvotes das Gehirn wegbruzzelt, ist wirklich eine wunderschön erzählte Geschichte. Diese Folge hätte auch eine moderne Star-Trek-TNG-Episode sein können. Das Staffelfinale wirkt wie ein Schulungsfilm der Sternenflotte aus Star Trek: Wir zeigen mal, was wirklich schiefgehen kann, wenn die Erste Direktive nicht eingehalten wird. Das Ganze ist zwar nicht so modern erzählt wie bei Discovery, aber es ist definitiv mehr Star Trek.

The Orville hat Herz. Die Figuren machen Fehler, man leidet mit ihnen mit. Sie wachsen einem ans Herz. Leider werden diese emotionalen Momente immer wieder durch blöde Witze zerstört. Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden: Ich lache gerne über Peniswitze. Aber infantiler Humor hat seinen Platz. In The Orville zerstört er die Ernsthaftigkeit der erzählten Geschichten. Als der zweite Offizier Bortus zum Beispiel ein Teil des gelatineartigen Lebewesens Yaphit verschluckt und der sich das Teil aus dessen Darm wiederholen muss – das ist eine witzige Szene. Aber sie ist so albern, dass sie nicht zum Rest der Folge passt.

Captain Mercers Abenteuer sind trotzdem sehenswert. Vor allem, weil MacFarlane sich damit offensichtlich einen lebenslangen Traum erfüllt hat. Er hat so viel Spaß im Kapitänssessel seines eigenen Raumschiffs, dass er seine Co-Stars und das Publikum geradezu mitreisst. Und egal was man über Fäkalhumor denkt: Eine blutjunge Sicherheitschefin mit Vulkanier-Ohren, die mit einem Tritt Betonwände zu Staub zerbröselt, ist einfach cool. Wer seit Stargate Atlantis keinen Spaß mehr mit Science Fiction im Fernsehen hatte, der ist bei The Orville genau richtig. Vielleicht ist es an der Zeit, dass sich Fernsehserien wieder etwas weniger ernst nehmen. (fab)