"Wenn Profit den Datenschutz bedroht": Amnesty kritisiert Apple

Die Menschenrechtsorganisation zeigt sich besorgt über die Verlagerung von iCloud-Daten auf chinesische Server: Dies könne lokalen Behörden die Überwachung von Apple-Nutzern ermöglichen – auch ganz ohne eine Hintertür.

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China: Zensur
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Die Kritik an Apples China-Gebaren wächst: Der Umzug von iCloud-Daten auf die Server einer chinesischen Firma “löst große Bedenken aus, dass Behörden Apple-Nutzer in China nun unbeschränkt überwachen können”, betonte Amnesty International in einer Mitteilung am Dienstag. Apple müsse die Nutzerdaten auf staatliche Anordnung dann herausrücken und habe “wenige bis gar keine juristischen Wege”, um derartige Anfragen anzufechten.

Da Apple die für den Zugriff nötigen Schlüssel ebenfalls auf chinesischen Servern speichert, sei es “praktisch unumgänglich”, dass der Konzern gezwungen sein wird, entschlüsselte Daten herauszugeben. Ob Apple dabei in Erwägung ziehe, ob die Übermittlung der Nutzerdaten zu einer Menschenrechtsverletzung führen können, sei noch unklar, so Amnesty – es sei aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich dies herausstellen werde.

Zwar sei es “bewundernswert”, dass sich Apple klar gegen die Integration von Hintertüren in den eigenen Produkten ausgesprochen hat, merken die Menschenrechtler an – doch sei dies letztlich “bedeutungslos”, wenn Strafverfolger die entschlüsselten Daten auch einfach unter Verweis auf ein laufendes Ermittlungsverfahren erhalten können.

Ebenso wie Reporter ohne Grenzen rät auch Amnesty chinesischen iCloud-Nutzern dringend dazu, ihre Landeseinstellungen zu ändern, um den Umzug der Daten auf chinesische Server zu verhindern. Apple sollte chinesische Nutzer dadurch schützen, iCloud standardmäßig nicht zu aktivieren und erst mit “klaren Warnungen auf die Risiken hinzuweisen”. Der iPhone-Hersteller bezeichnet Datenschutz als "fundamentales Menschenrecht", erklärt Amnesty, nun müsse sich zeigen, "ob Apple den Worten auch Taten folgen lässt".

Der Umzug der iCloud-Daten auf die Server der chinesischen Firma Guizhou on the Cloud Big Data Industrial Development Co. Ltd. (GCBD) findet am 28. Februar statt. GCBD gehört der Provinzregierung von Guizhou im Süden Chinas. Als Grund für den Umzug verweist Apple auf “lokale Cybersicherheitsrichtlinien”.

Der wachsenden Kritik könnte sich Apple mit einer Maßnahme entziehen: Der Konzern müsste sämtliche iCloud-Daten so verschlüsseln, dass diese für Dritte generell nicht zugänglich sind. Derzeit gilt dies nur für einzelne Dienste wie etwa den iCloud-Schlüsselbund. Andere auf iCloud gespeicherte Daten – darunter die umfangreichen iPhone-Backups – kann Apple bislang aber entschlüsseln. (lbe)