Gutenberg.org: S. Fischer Verlag kritisiert Aussperrung der deutschen Nutzer

Die Aussperrung deutscher Internetnutzer vom Project Gutenberg lege nahe, dass es den Machern nicht darum gehe, das Gerichtsurteil umzusetzen, sondern Nutzerwut auf den Verlag zu lenken. So sieht es jedenfalls der Verlag, der erfolgreich geklagt hatte.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 488 Kommentare lesen
Gutenberg.org: S. Fischer Verlag kritisiert Aussperrung der deutschen Nutzer
Lesezeit: 2 Min.

Im Streit um den Umgang mit 18 in Deutschland urheberrechtlich geschützten Werken auf Gutenberg.org, wolle das US-Portal wohl "die Nutzer instrumentalisieren und zu Protesten" veranlassen. Das lege zumindest die Aussperrung deutscher Nutzer von dem kompletten Angebot nahe, meint der S. Fischer Verlag laut einem Statement zu der Angelegenheit. Eigentlich gehe es lediglich um die betroffenen deutschen Werke von Thomas Mann, Heinrich Mann und Alfred Döblin, die man erst ohne ein Gericht zu bemühen von Gutenberg.org habe entfernen lassen wollen. Alle diesbezüglichen Versuche seien aber gescheitert, weswegen der letztlich erfolgreiche Gang vor Gericht erfolgte.

In dem Statement versichert der zur Holtzbrinck Publishing Group gehörende S. Fischer Verlag, dass es in der Auseinandersetzung nicht "um das legale Angebot von Gutenberg.org hinsichtlich unzähliger heute gemeinfreier Texte der Weltliteratur" gehe. Die betroffenen 18 Bücher – darunter etwa Thomas Manns "Buddenbrooks: Verfall einer Familie" und Heinrich Manns "Der Untertan" – sind in Deutschland aber noch einige Jahre urheberrechtlich geschützt. Die Übersetzungen dagegen sind in den USA bereits urheberrechtsfrei, da sie vor 1923 erschienen sind. Darauf beruft sich das E-Book-Portal Gutenberg.org, für das nach eigener Überzeugung nur US-Recht gilt. Das sah das Landgericht Frankfurt am Main aber anders und führte unter anderem an, dass es einen deutschsprachigen Bereich der Seite gebe.

Gutenberg.org hatte erklärt, die Aussperrung deutscher Nutzer sei erfolgt, um ähnlichen weiteren Klagen vorzubeugen. Immerhin umfasse das eigene Angebot bereits mehr als 56.000 Titel. Zumindest der S. Fischer Verlag erklärt aber, dass er die Angelegenheit erst außergerichtlich habe klären wollen. Besucher des Portals werden derweil noch immer offenbar nur nach IPv4-Adressen ausgesiebt, mit einer IPv6-Adresse lassen sich weiterhin E-Books herunterladen, auch die 18 beanstandeten Titel. Die hinter dem Portal stehende Foundation hat angekündigt, den Gerichtsentscheid anfechten zu wollen und bittet aktuell um Ratschläge, wie das am besten angegangen werden soll. Zumindest in diesem Punkt sind sich die Macher also mit dem Verlag einig: Denn der schließt aus der Aussperrung, dass Gutenberg.org offenbar "das Urteil eines Gerichts nicht akzeptieren möchte". (mho)