Human-Robot Interaction: Roboter als Friedensstifter

Können Roboter dabei helfen, Konflikte zu lösen? In einigen Fällen ja, sagt die Forscherin Solace Shen. Sie ließ den Roboter Keepon zwischen Kindern vermitteln, die beim Spielen in Streit gerieten.

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Human-Robot Interaction: Roboter als Friedensstifter

Ein ferngesteuerter Keepon-Roboter von Beatbots kann bei der Konfliktbewältigung helfen.

(Bild: Beatbots LLC)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Roboter für den Einsatz im Krieg sind in der Öffentlichkeit sehr präsent und immer wieder wird die Frage diskutiert, ob sie die Kriegführung "humanisieren" könnten, etwa indem sie helfen, die Anzahl ziviler Opfer gering zu halten. Auf der Konferenz HRI 2018 (Human-Robot Interaction) in Chicago wurde jetzt ein anderer Ansatz vorgestellt: Da ging es um Roboter, die entstehende Konflikte frühzeitig erkennen und bei einer friedlichen Lösung helfen sollen.

Die Wissenschaftlerin für User Experience an der Cornell University Solace Shen berichtete von Experimenten, bei denen Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren zu einem Spiel eingeladen wurden. Das Spiel dauerte etwa 50 Minuten und wurde von dem Roboter Keepon moderiert. Insgesamt nahmen 64 Kinder paarweise teil, bei der einen Hälfte beschränkte sich Keepon auf Anweisungen für das Spiel, bei der anderen reagierte er auch auf entstehende Konflikte und äußerte Vorschläge zu ihrer Lösung.

Das Spiel war so gestaltet, dass nicht genügend Gegenstände für beide vorhanden waren und es daher früher oder später zum Streit darüber kommen musste, wer welches Objekt gerade benutzen darf. Das sei bei kleinen Kindern ein typisches Szenario, erklärte Shen. Innerhalb einer Stunde käme es fünf- bis achtmal zum Streit über Spielzeug, der meistens nur von kurzer Dauer sei. Zugleich sei der konstruktive Umgang mit Konflikten im frühen Kindesalter am besten erlernbar.

In einem Video zeigte Shen, wie der Roboter bei einem aufkeimenden Streit ein schrilles Signal ertönen ließ und dann das Gespräch mit den Kindern suchte. Mit Fragen, die sich an dem Programm Teaching Students to Be Peacemakers orientieren, versuchte er, die Interessen der Kinder zu klären und eine Lösung zu finden. Tatsächlich wurde der Roboter dabei von zwei Menschen ferngesteuert, wobei einer für die Sprache, der andere für die Bewegungen zuständig war. In 13 von 20 Fällen konnten die Konflikte auf diese Weise beigelegt werden. Einige Male half aber auch das sofortige Eingreifen des Roboters den Kindern, ihren Streit selbst zu schlichten. Shen betonte, dass Roboter keinesfalls bessere Mediatoren seien als Menschen. Aber ein menschlicher Erzieher könne nicht immer rechtzeitig zur Stelle sein.

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Ob Robotermediatoren bei Konflikten zwischen Erwachsenen ebenso erfolgreich sein können, ist eine offene Frage. Shen vermutet, dass dafür zumindest ein Roboter erforderlich wäre, der nicht so klein und niedlich ist wie Keepon. Noch problematischer wird es, wenn es um Konflikte zwischen Gruppen bis hin zu Staaten geht. Aber auch auf diesen Ebenen ist das frühzeitige Erkennen und Reagieren in jedem Fall wichtig und die Erforschung der Möglichkeiten von Robotik und künstlicher Intelligenz ein Ansatz, der mehr Aufmerksamkeit (und Fördermittel) verdiene. (olb)