Linux-Kläger McHardy zieht Antrag gegen Elektronik-Hersteller zurück

Der ehemalige Kernel-Entwickler Patrick McHardy gibt nun doch klein bei und zieht seinen Antrag auf Einstweilige Verfügung gegen Geniatech zurück

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Maskottchen

Tux-Figuren, Maskottchen des Open-Source-Betriebssystems: Linux treibt vor allem Rechner an, die große Datenbanken und Web-Anwendungen steuern.

(Bild: dpa, Tobias Kleinschmidt)

Lesezeit: 3 Min.
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  • dpa

Der frühere Linux-Kernel-Entwickler Patrick McHardy geht vorerst nicht weiter gegen den Elektronik-Hersteller Geniatech Europe GmbH vor. Der Kläger zog am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht (OLG) Köln seinen Antrag auf Einstweilige Verfügung gegen das Unternehmen aus Herzogenrath bei Aachen zurück. In der Vorinstanz hatte das Landgericht Köln Geniatech noch auf Antrag von McHardy mit einem Ordnungsgeld von 250.000 Euro bedroht, sollte es noch einmal den freien Linux-Kernel verbreiten und dabei gegen bestimmte Lizenzbedingungen verstoßen (Aktenzeichen 6 U 162/17).

Zuvor hatte der Vorsitzende Richter in der Verhandlung am OLG angedeutet, dass er McHardy nicht für einen Urheber des freien Betriebssystems hält, sondern allein Linux-Erfinder Linus Torvalds. Der finnisch-amerikanische Informatiker hatte 1991 Linux in die Welt gesetzt. Seitdem haben sich mehrere zehntausend Programmierer weltweit an der Weiterentwicklung des Betriebssystemkernels beteiligt, darunter auch McHardy.

Das Verfahren war in der Elektronikbranche mit Spannung beobachtet worden, weil viele Firmen eine Klagewelle befürchteten, selbst wenn sie nur gegen kleinere Details der Linux-Lizenz verstoßen und beispielsweise versäumen, eine DVD mit den Lizenzbedingungen ihren Produkten beizulegen und stattdessen nur den Lizenztext online veröffentlichen.

McHardy gilt wegen seiner Abmahn-Aktivitäten als Reizfigur in der Linux-Szene. So war das beklagte Unternehmen Geniatech von der Linux-Foundation unterstützt worden. Das gemeinnützige Konsortium hat sich zum Ziel gesetzt, das Wachstum sowohl von Linux als auch von Open-Source-Software generell zu unterstützen und zu fördern.

Anlässlich der Freigabe der Kernel-Version 4.14 hatten die Kernel-Entwickler den Linux-Quellen eine Klarstellung zu Lizenzfragen beigefügt, die solchen Verfahren eigentlich auch vorbeugen sollte. Industrie-Schwergewichte wie IBM und Google veröffentlichten in Folge auch Ergänzungen zu den Lizenzen ihrer Open-Source-Projekte.

Der Kläger McHardy nannte in einem Interview mit der dpa den Vorwurf, er bereichere sich an einem Open-Source-Projekt, "relativ absurd". Ob es später noch einmal zu einem Verfahren in der Hauptsache kommen wird, stand am Mittwoch noch nicht fest.

McHardy war früher einer der Hauptentwickler hinter dem für Firewalls zentralen Netfilter-Codes, wurde vom Netfilter-Core-Team jedoch im Sommer 2016 wegen seiner Abmahn-Aktivitäten suspendiert. Er soll seit mehreren Jahren über 50 Lizenzverletzungen angemahnt und zum Teil vor Gericht gebracht haben, was Zahlungen von mehreren Millionen Euro nach sich gezogen haben soll. (axk)