Markus Eisele: "Das JavaLand hat ein einfaches Grundrezept: Viele sehr gute Vorträge!"

Markus Eisele war bis 2017 Leiter des Konferenzprogramms mehrerer JavaLand-Konferenzen. Der Java-Champion und bekennende Networking-Anhänger referiert auf der JavaLand 2018 erstmals, und zwar zum Thema "Diamond Session: Reactive Integrations – Caveats and bumps in the road explained".

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Markus Eisele: „Die JavaLand hat ein einfaches Grundrezept: Viele sehr gute Vorträge!“
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Matthias Parbel
Inhaltsverzeichnis

heise Developer: Wie lassen sich in wenigen Sätzen die Programmiersprache Java und die Technologie dahinter einem Neueinsteiger erklären?

Markus Eisele: Das ist eine gute Frage. Und ehrlich gesagt habe ich die schon länger nicht mehr beantworten müssen. Dafür bewege ich mich zu sehr in der Java-Community. Wenn ich so drüber nachdenke, dann haben mir meine beiden Töchter im Grundschulalter diese Frage auch noch nicht gestellt. Im Rahmen der Medien-AG geht es da auch noch viel mehr um die grundlegenden Kompetenzen der kleinen Menschen.

Was die beiden mich schon gefragt haben, ist, wie man einem Computer Dinge beibringt. Und da habe ich ihnen das Konzept von Programmiersprachen erklärt, die ja streng genommen auch nicht mehr und nicht weniger sind als eine richtige Sprache zwischen Menschen.

Markus Eisele – langjähriger Mitgestalter der JavaLand-Konferenzen.

heise Developer: Worum geht es in deinem Vortrag "Diamond Session: Reactive Integrations – Caveats and bumps in the road explained" am Dienstag auf dem JavaLand?

Eisele: Aktuell sind immer noch das Thema Microservices und zunehmend auch Reaktive Programmierung in aller Munde. Die Erkenntnis setzt sich immer mehr durch, dass sich bestimmte Anforderungen an Systeme nicht mehr nur mit einem Hammer erfüllen lassen, sondern wir Systeme zunehmend mit mehreren Werkzeugen bauen müssen.

Heute setzen viele auf verteilte Systeme statt zentraler Applikationsserver. Dabei gibt es eine Menge Dinge zu lernen, um die wir uns in der schönen, heilen Applikationsserver-Zeit nicht haben kümmern müssen: Transaktionen, Skalierung, Nachrichtenübermittlung etc.

Dazu gehört auch das Thema "Integration". Wenn ich nicht mehr meine Standard-APIs verwenden kann und technisch noch Streams dazu kommen, braucht es neue Werkzeuge. Gerade auch für den Fall, dass wir die alte und die neue Welt miteinander verbinden müssen. Ein paar Ansätze, wie dies gelingen kann, habe ich in meinem Vortrag zusammengestellt. Idealerweise kann ich Denkanstöße liefern und die Teilnehmer mit neuem Wissen an die Aufgabe der Integration von verteilten Systemen lassen.

heise Developer: Du sprichst in der Vorankündigung von "Monolithen" und der Situation, dass Unternehmen abwägen müssen, ob und wie sie "Reactive Applications" in ihre bestehende "monolithische" IT-Struktur einbinden. Welche Situationen können wir uns darunter konkret vorstellen?

Eisele: Ich habe schon oft darüber gesprochen, wo die klassischen Monolithen auf zentralen oder auch dezentralen Infrastrukturen an ihre Grenzen stoßen. Das fängt an bei der inhärenten Verwebung der Plattform mit der Anwendung (Stichwort: verteilter Monolith), geht über das Threading-Modell (Request/Thread-Bindung), die verpasste Chance synchrone und blockende APIs auf Streams umzustellen bis hin zur fehlenden Unterstützung von Microservice-Architekturen (Bulkheads, Fehlerbehandlung, äußere Architektur).

All diese Kritikpunkte sagen erst mal nur etwas über die Eignung von einer spezifischen Technologie, einem spezifischen Werkzeug für die Umsetzung einer konkreten Architektur aus.

Wenn Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten solides Wissen für Bau, Betrieb und Wartung einer solchen zentralen Infrastruktur aufgebaut haben, erscheint ein kompletter Neubau vielfach nicht machbar oder ist finanziell nicht zu rechtfertigen. Daher wird es immer wieder die Anforderungen geben, Alt und Neu miteinander zu verbinden. Bei zwei Integrationspartnern aus so unterschiedlichen Welten wird es da schnell Situationen geben, wo der eine den anderen überlastet. Zum Beispiel, wenn einer zu viele Daten sendet. Da es keine Standardlösung gibt, ist diese Art der Integration schnell sehr komplex und herausfordernd umzusetzen.

heise Developer: Welche aktuellen Entwicklungen siehst du im Bereich "Java" und wie schätzt du sie ein?

Eisele: Java steht unbestritten noch lange Jahre im Zentrum der Entwicklung von großen und komplexen Systemen. Die Erfahrung und Erkenntnisse aus den vergangenen Jahrzehnten haben hier zu einer enormen Verbreitung von Wissen geführt und bringen Ersparnisse durch Standardisierung von Prozessen und Entwicklungsmethoden. Außerdem skaliert ein Java-Anwendungsprojekt sehr gut in den vorhandenen Organisationsstrukturen.

Die Weiterentwicklung der Sprache hat mittlerweile ja auch einen sehr schnellen Takt angeschlagen, der den zeitnahen Einbau neuer Programmierkonzepte und Datenstrukturen ermöglicht. Java wird hier zukünftig viel besser am Puls der Zeit sein.

Ähnliche Vorteile hat Java EE auch für eine sehr lange Zeit mitgebracht, ergänzt um Standards, die eine Austauschbarkeit der Ablaufumgebungen zumindest technisch möglich machten. Leider hat sich hier auf Grund der Standardisierung auch sehr lange Jahre nicht viel bewegt. Die Hoffnung aller Beteiligten ist hier ja nun das neue Eclipse Jakarta EE. Getreu dem Motto "Viele Hände schaffen schnell ein Ende" wird sich auch hier der Release-Zyklus vermutlich verkürzen und wieder zu deutlich mehr Innovation führen.

heise Developer: Was gehört für dich zu einem gelungenen JavaLand 2018?

Eisele: Das JavaLand ist für mich persönlich natürlich etwas ganz Besonderes. Sie mit aufgebaut zu haben und Jahr um Jahr wachsen zu sehen, erfüllt mich schon mit gehörigem Stolz. Das Grundrezept war dabei immer sehr einfach: Viele sehr gute Vorträge von bekannten Sprechern unterstützt durch Gestaltungsspielraum für die in Deutschland aktiven Java User Groups. Gerade dieser letzte Teil war dabei für mich immer schwer zu greifen und ich bin extrem überrascht davon, wie gut hier die Zusammenarbeit funktioniert hat und wie viele gute Ideen in den vergangenen Jahren umgesetzt werden konnten.

Anstatt eines einfachen Hackergartens ist hier ein komplett separates Programm entstanden, in dem sich die Teilnehmer aktiv einbringen können. Zwei Teile gehören zu einer erfolgreichen JavaLand: Die Möglichkeit, sich durch ein klassisches Konferenzprogramm fortzubilden, aber eben auch mal die Ärmel hochzukrempeln und bei einer Community-Aktivität mitzumachen. In der kreativitätsfordernden Umgebung des Phantasialands kann jeder Einzelne hier auf seine ganz persönliche Art Weiterbildung erfahren.

heise Developer: Was sind in deinen Augen die persönlichen Highlights der drei Tage bei der JavaLand 2018?

Eisele: Ich bin ein riesiger Networking-Fan. Daher bleiben diese Teile der Community-Aktivitäten immer mein Highlight. Ich werde hier wohl öfters mal in der Early Adopters Area sein. Die JavaLand4Kids liegt mir selber auch sehr am Herzen. Die glänzenden Augen dabei zu betrachten, wie sie Roboter steuern und Maschinen Leben einhauchen, macht mich unglaublich glücklich. Was das Programm angeht möchte ich mich gar nicht konkret festlegen. Am meisten freue ich mich auf ein paar altbekannte Gesichter, die ich lange nicht gesehen habe. Es sind aber auch ein paar neue mit spannenden Themen dabei, die ich mir vielleicht anschauen kann.

Das Interview führte Andreas Schmidt von der Deutschen Oracle Anwendergruppe (DOAG), auf deren Webseite es auch zuerst erschien. DOAG und heise Developer sind zusammen mit dem iJUG, der Interessengemeinschaft deutschsprachiger Java User Groups, Ausrichter der JavaLand-Konferenz. (map)