Nicht diese Art Lara Croft: Tomb-Raider-Reboot kommt ins Kino

Lara Croft fährt jetzt als Fahrradkurier Fast Food durch London und hat statt zwei Pistolen Pfeil und Bogen dabei. Aber Tomb Raider bleibt trotzdem Tomb Raider.

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Nicht diese Art Croft: Tomb-Raider-Reboot holt Lara in die Gegenwart

(Bild: Warner Bros. / MGM / Ilze Kitshoff)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Fabian A. Scherschel
Inhaltsverzeichnis

Tomb Raider im Kino war immer reines Nerd-Futter für Computerspiele-Junkies, die in den '90er-Jahren als Teenager mit dem Jump'n'Run-Klassiker aufgewachsen sind. Der neue Film, der heute in die Kinos kommt, versucht, Lara Crofts Geschichte zu modernisieren und trotzdem einen spaßigen Aktion-Streifen abzuliefern. Kann das funktionieren?

Die beiden neuesten Tomb-Raider-Spiele sind ein gelungenes Reboot der Klassiker. Hauptautorin Rhianna Pratchett hauchte der Figur der Lara Croft darin mit viel Erzählgeschick neues Leben ein. Nun bringen die japanischen Spiele-Entwickler von Square Enix die neue Lara auf die Kinoleinwände. Siebzehn Jahre nachdem Angelina Jolie die Figur zum ersten Mal in einem Hollywood-Blockbuster verkörpern durfte, versucht sich Oscar-Preisträgerin Alicia Vikander an der Rolle. Und sie macht ihren Job wirklich gut.

Im Kino: Alicia Vikander als Lara Croft in Tomb Raider (25 Bilder)

Der neue Tomb-Raider-Film erinnert in manchen Szenen sehr stark an die Spiele-Vorlage.
(Bild: Warner Bros. / MGM)

Auf den ersten Blick hat sich viel geändert: Lara arbeitet als Fahrradkurier für Fast Food Restaurants in London und hat kein Geld, da sie aus purem Trotz das Erbe ihres verschwundenen Vaters nicht antreten will. Da der Film, wie die Spiele-Reboots, erst mal den Werdegang Laras zur berühmten Draufgänger-Archäologin zeigen, ist sie auch nicht besonders trainiert, was das Abenteurertum angeht. Sie kann boxen, bekommt in der ersten Szene des Films aber auch erst mal gut einen auf die Nase. Vikanders Ballett-Training zahlt sich hier aus: Sie macht viele ihrer Stunts selbst und beweist, dass sie dem anspruchsvollen Leben einer Jump'n'Run-Figur eindeutig gewachsen ist.

Wer das Spiel Tomb Raider von 2013 gespielt hat, dem wird das bekannt vorkommen: Lara bekommt im Spiel wie im Film ordentlich einen auf die Mütze. Überhaupt kennt man die Hauptfiguren und den groben Ablauf der Geschichte, der Film weiß aber auch hier und da zu überraschen. Fans des Spiels kommen auf ihre Kosten: Mehrere Szenen wurden Einstellung-für-Einstellung aus dem Spiel übernommen, auch wenn sie im Film zum Teil anders zusammengewürfelt werden. Das ganze tut dem Film gut. Die Geschichte wirkt im Vergleich zur Story des Spiels deutlich entschlackt. Es sterben weniger Bösewichte, das Tempo wurde erhöht und am Ende fügt sich das alles zu einem gelungenen Action-Streifen zusammen.

Enttäuscht werden wohl Kinogänger, die eine progressive Lara Croft erwarten. Lara war schon immer eine starke weiblicher Lead-Figur, aber eben auch eine klassische Action-Heldin im Stil der '80er mit dem entsprechenden Outfit. Daran ändert sich auch 2018 nichts. Die Spiele-Klassiker wurden wegen der sexualisierten Darstellung des Charakters von vielen Kritikern negativ gesehen. Lara Crofts Brüste sind aus diesem Grund auch immer Teil der Diskussion der Spiele und eben auch von Angelina Jolies Rolle gewesen. Bei Alicia Vikander ist das nicht anders.

Der sexualisierte Aspekt wurde in den neueren Spielen sicherlich zurück geschraubt, aber eben nur ein bisschen. Und Vikanders durchtrainierter Ballerina-Körper ist auch nicht gerade Inbegriff des Ideals der Body-Positivity-Bewegung. Auf der anderen Seite sind die beiden wichtigsten Figuren des Films Frauen, auch wenn die zweite Rolle dem nur dann gerecht wird, wenn die Produzenten den heftig angedeuteten Folgefilm auch wirklich drehen.

Auch mit der Neuverfilmung bleibt Tomb Raider sich treu. Wer ins Kino geht und Realismus erwartet oder nach einem tieferen Sinn oder inhärenter Logik in der Geschichte sucht, der wird mit dem neuen Film wohl nicht glücklich. Tomb Raider ist ein klassischer Action-Streifen: Indiana Jones trifft Die Hard, gepaart mit einer Badass-Heldin, die so gut mit einem Bogen umgehen kann, dass sie auch die Hunger Games überleben würde. Der Film soll Spaß machen und das gelingt ihm durchweg.

Und auch Tomb-Raider-Nerds sollten Spaß an dem Streifen haben, sofern sie sich mit den zwei neueren Spielen anfreunden konnten. Dafür sorgen schon die vielen Anspielungen auf die Vorlage. Der Moment, an dem Lara Ihre Eis-Axt zum ersten mal in die Hand nimmt, löste beim Redakteur jedenfalls eine kräftige Gänsehaut aus. Und auch, als Lara am Ende des Films symbolisch zum "Tomb Raider" wird und Jolies Markenzeichen, die doppelten USP-Match-Pistolen, in die Hand nimmt, wird es dem Fan warm ums Herz. Man sollte nur keine direkte Umsetzung des Spiele-Plots erwarten.

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Kein revolutionärer Film, aber astreines Popcorn-Kino für Videospiele-Fans. Wenn man nicht zu viel nachdenkt, macht es einfach nur Spaß, Alicia Vikander auf ihrem Weg zur hart-gesottenen Archäologin zuzuschauen – und man leidet kräftig mit, wenn sie stolpert. Es bleibt zu hoffen, dass Vikander die Rolle unter dem hart erkämpften Titel "Tomb Raider" in weiteren Filmen wieder aufnehmen kann. (fab)