Der neue Raspberry Pi 3B+ - schneller zum gleichem Preis

Am heutigen Pi Day präsentiert die Raspberry Pi Foundation einen neuen Raspi: schnelleres Netzwerk, schnellere CPU, gleiche Form, gleicher Preis.

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Platine des Raspberry 3BP von oben
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Ingo T. Storm

Am 14.3. ist Pi Day. Der Kreiszahl zu Ehren hätte die Raspberry Pi Foundation den neuen Raspi natürlich rund gestalten können. Zum Glück hat sie sich dagegen entscheiden: Der 3B+ hat die gleichen äußeren Maße wie der Vorgänger Raspberry Pi 3B, damit man vorhandene Gehäuse und Aufsteckmodule einfach weiternutzen kann.

Damit bestehende Software ohne Anpassungen weiterläuft, hat sich an der Architektur auch nichts geändert: Der Multimedia-Prozessor VideoCore IV ist das Herzstück, an das alle anderen Komponenten wie die USB- und Netzwerk-Anschlüsse, aber auch die vier ARM-Kerne angeschlossen sind. Im Detail hat c't-Autor Maik Merten das im Artikel "Wie es mit dem Raspi weitergeht" in c't 6/2016 beschrieben.

Im neuen LAN- und USB-Chip LAN7515 des Raspi 3B+ stecken zwei USB-2.0-Hubs und (endlich) Gigabit-Ethernet. Über die PoE-Pins kann der neue Raspi sich aus dem Ethernet-Kabel mit Strom versorgen.

Von diesen Komponenten hat die Foundation zwei ausgetauscht und eine überarbeitet. Die vier ARM-Kerne (Cortex-A53, ARMv8) können nun 17 Prozent schneller laufen, also mit bis zu 1400 statt 1200 MHz, die Rechenleistung steigt dementsprechend: moderat, aber nicht weltbwewegend. Der neue Blechdeckel dient als Heatspreader, sodass das SoC BCM2837B0 auch bei höheren Taktfrequenzen seine Abwärme loswerden kann.

Spürbar sind dagegen die Auswirkungen der beiden neuen Chips: Im LAN7515 stecken zwei USB-2.0-Hubs und endlich Gigabit- statt Fast-Ethernet. Die volle Gigabit-Datenrate darf man davon nicht erwarten, weil die Daten immer noch durch den einzigen USB-2.0-Port zum VideoCore und von da zu den ARM-Kernen gelangen: Bei 310 MBit/s ist also Schluss. Beim Empfang konnten wir bei unserem Vorserienmodell nur 232 MBit/s messen – das überprüfen wir baldmöglichst mit einem Serienmodell.

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Das gleiche gilt für die Leistungsaufnahme des Raspi 3B+, die in unserem Test fast doppelt so hoch war wie beim Vorgänger. Wenn sich alles eingespielt hat, sollte schon der Energiesparmodus IEEE 802.az des Ethernet-Chips den Durst um gut ein halbes Watt vermindern. Voraussetzung ist allerdings ein Switch, der ebenfalls EEE alias Energy-Efficient-Ethernet beherrscht. Bei den gängigen Heim-Routern ist das leider nicht der Fall. Schon bei den günstigsten Smart Switches ist EEE dagegen üblich.

Der zweite Neuankömmling ist das WLAN- und Bluetooth-Modul BCM43455, im Bild oben links unter dem Blechdeckel mit der aufgeprägten Himbeere. Es funkt anders als der Vorgänger auch im 5-GHz-Band, und das auf allen zulässigen Frequenzen. Weil ihm nur eine Antenne zur Verfügung steht, steigt der Durchsatz auch hier nicht exorbitant.

Für industrielle Anwendungen sind die vier PoE-Pins auf der Platine interessant: In einigen Wochen soll ein Aufsteckmodel erscheinen, das hier bis zu 12,95 Watt (IEEE 802.af) abzapfen und damit den Raspi versorgen kann, sofern der Switch Power-over-Ethernet bereitstellt.

Insgesamt ist der 3B+ also ein willkommenes Facelift, aber kein Grund, einen vorhandenen Raspi 3B in Rente zu schicken. Der Preis ist wie immer beim Erscheinen eines neuen Modells bei 40 Euro angesetzt. Auf Dauer wird der 3B aus den Lagern verschwinden, und dann wird der 3B+ sicher noch einige Euro günstiger. Ein neues Raspbian-Linux mit aktualisiertem Kernel [Update:] ist bereits online: Bei der Foundation und (oft etwas schneller) bei heise Download.

Wann ein wirklich neuer Raspi 4 kommt, bleibt ungewiss. Eben Upton, Chef der Raspberry Pi Foundation, deutete im Gespräch mit c't zwar an, dass der für 2019 geplant sei. Es sei jedoch noch nicht entschieden, von welchem Hersteller man ein neues, modernes SoC beziehen würde. Nur eins sei sicher: Auch ein wesentlich verbesserter Raspi 4 soll nach Möglichkeit nicht teurer werden.

Raspberry Pi 3B+
Hersteller Raspberry Pi Foundation, www.raspberrypi.org
SoC BCM2837B0
ARM-Kerne, Takt 4 × Cortex-A53 (ARMv8), 0,6 bis 1,4 GHz
Grafikeinheit VideoCore IV
RAM 1 GByte
Gigabit-Ethernet Microchip LAN7515 (USB 2.0)
WLAN 2,4/5 GHz BCM43455 (SDIO, BT 4.2)
Preis 40 Euro

(it)