Cambridge Analytica: Facebook schließt umstrittenes Unternehmen aus

Der Social-Media-Konzern suspendiert mehrere Beteiligte einer unzulässigen Datenweitergabe aus einer App von 2015 - und beendet damit auch den Kontakt zum umstrittenen US-Wahlkampfhelfer Cambridge Analytica.

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Facebook

(Bild: dpa, Arno Burgi)

Lesezeit: 2 Min.

Wegen Verletzung seiner Entwicklerrichtlinien schließt Facebook das Unternehmen SCL Group (Strategic Communication Laboratories) sowie dessen Tochterfirma Cambridge Analytica aus. Beide sollen 2015 über die App eines Entwicklers unzulässigerweise Nutzerdaten erhalten und diese nach Aufforderung nicht gelöscht haben. Das teilt Facebooks stellvertretender Chefjustiziar Paul Grewal in einem Blogbeitrag mit.

Datenanalysten von Cambridge Analytica besitzen angeblich tiefgehende psychologische Erkenntnisse über sämtliche US-Wähler. Dass mittels solcher Psychometrie erstellte personalisierte Wahlwerbung Donald Trump 2016 zum Wahlsieg verholfen haben soll, stellte sich jedoch als unhaltbare Behauptung heraus.

Der Psychologieprofessor Dr. Aleksandr Kogan von der Universität Cambridge hatte 2015 mit einer App für Persönlichkeitsprognose ("thisisyourdigitallife") per Facebook-Login Benutzerdaten gesammelt und ausgewertet – was im Einklang mit Facebooks Richtlinien steht. Die Benutzer der App haben der Erhebung zugestimmt und Daten aus ihrem Profil, ihren geteilten Content sowie gegebenenfalls weitere Daten ihrer Facebook-"Freunde" an Kogan übermittelt.

Dieser habe die Daten der etwa 270.000 App-Benutzer jedoch nicht nur selbst ausgewertet, sondern auch an Dritte weitergegeben, darunter an Cambridge Analytica, und damit gegen Facebooks Entwicklerrichtlinien verstoßen. Das Unternehmen habe daraufhin die App entfernt und von allen Beteiligten verlangt, die gesammelten Daten zu löschen.

Kürzlich habe man jedoch Kenntnis davon erhalten, dass dies nicht geschehen sei, und daraufhin Kogan, die SCL Group und Cambridge Analytica von der Plattform augeschlossen, außerdem einen weiteren Entwickler und dessen Unternehmen, an den Kogan ebenfalls Daten weitergegeben habe.

Zwar ist die Zahl der betroffenen Benutzer in diesem Fall eher niedrig (270.000 App-Nutzer verglichen mit zwei Milliarden Facebook-Benutzern). Die öffentliche Aufmerksamkeit für Cambridge Analytica habe Facebook jedoch zu dieser Stellungnahme veranlasst, schreibt Grewal.

Facebook ist offensichtlich bemüht, sein öffentliches Bild ins rechte Licht zu rücken, das bereits wegen Vorwürfen über Bevorzugung bei Wahlwerbung und ausländische Wählerbeeinflussung in der Kritik steht. Grewal lobt Facebooks verbesserte Maßnahmen zur Durchsetzung der Unternehmensrichtlinien und bezeichnet den Schutz persönlicher Informationen als das "Herzstück" Facebooks ("Protecting people’s information is at the heart of everything we do"). (tiw)