JavaLand 2018: Nachwuchs und Fachkräftemangel

Die fünfte Auflage der JavaLand-Konferenz hatte fast 2000 Besucher. Diesmal war auch Oracle wieder mit einem Stand vor Ort.

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JavaLand 2018: Nachwuchs und Fachkräftemangel
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Von
  • Michael Müller
Inhaltsverzeichnis

Mit über 1900 Teilnehmer in diesem Jahr ist die Teilnehmerzahl seit ihrer ersten Austragung stetig gewachsen. Allzu großes Wachstum ist nun nicht mehr möglich, wenn die Konferenz ihren Charme behalten und nicht in ein Gedränge ausarten soll. Die Veranstalter sorgten mit acht parallelen Sessions sowie zusätzlichen Community-Aktivitäten dafür, dass sich die Besucher gut verteilen konnten. Dennoch kam es hier und da zu überfüllten Sälen, wenn auch gefühlt seltener als im vergangenen Jahr. Der interaktive, als Open-Source-Software erstellte Konferenzplaner half gut mit.

Bereits am Vortag der eigentlichen Konferenz fand das JavaLand4Kids statt, das sich dem Nachwuchs widmet. Diesmal kamen nicht nur Schüler einer Grundschule, sondern erstmals auch Jugendliche, die sich bereits ihrem Schulabschluss nähern. Während die jüngeren Programmieren spielerisch mit Scratch und Sonic Pi übten, beschäftigten sich die älteren wahlweise mit Neo4J und Java oder Minecraft Modding mit Forge. Uwe Sauerbrei, der sich als Gründer von Kids4IT seit Jahrem um den Nachwuchs kümmert, berichtete: "Die Arbeit mit allen Kindern, Jugendlichen und Mentoren hat wieder viel Spaß bereitet. Die Veranstaltung auf Jugendliche auszudehnen, war erfolgreich".

Fried Saacke berichtet im Rahmen der Begrüßung über JavaLand4Kids.

Für die regulären Konferenzteilnehmer startete das JavaLand mit frühen Workshops vor der Begrüßung durch Fried Saacke. Das Programmkomitee hatte aus über 500 Einreichungen gut 100 Vorträge ausgewählt. Saacke rief die Community auf, sich im kommenden Jahr wieder so zahlreich zu beteiligen.

Keynote "Cloudy mit der Aussicht auf Fleischbällchen": Holly Cummins startet locker.

In ihrer Keynote "Cloudy with a Chance of Meatballs" berichtete Holly Cummins von Geschichten aus der Cloud und anderen "Heldentaten", bevor sie Bezug auf aktuelle Computing-Trends nahm. Alles finde heute in der Cloud statt. Und die Serverless-Bewegung sei nichts anderes als eine "des anderen Servers"-Bewegung. Die Sichtweise verwundert wenig, da Cummins für diesen Bereich bei IBM tätig ist. Die sogenannte Community-Keynote am zweiten Tag stellte nichts Neues vor, sondern behandelte diverse Java-Themen auf unterhaltsame Art und Weise im Rahmen eines Community-Duells, bei dem es nebenbei noch Gewinne abzustauben gab.

Die Veranstalter hatten die Themen in diesem Jahr in acht Blöcke mit unterschiedlich vielen, im Folgenden in Klammern aufgeführten Vorträgen aufgeteilt: "IDEs & Tools" (9), "Enterprise Java & Microservices" (22), "Core & JVM Languages" (18), "Innovations" (7), "Cloud & Container" (9), "Architecture & Security" (16), "Frontend & Mobile" (10), sowie "Methodology, Culture & Quality" (14). Damit befinden sich die zusammengehörigen Themen Enterprise und Microservices gemeinsam im stärksten Block, nachdem sie in den vergangenen Jahren separate Blöcke waren. Enterprise ist übrigens nicht als Synonym für die Java Enterprise Edition (Java EE) zu sehen, sondern als Plattform gehört unter anderem Spring in diesen Bereich.

Sehr gut besucht waren Vorträge zum Thema Sicherheit – in erster Linie in deutscher Sprache. Dass das Interesse im Vergleich zum Vorjahr erfreulicherweise deutlich gewachsen ist, belegt das gewachsene Bewusstsein für den Schutz der Daten. Die kommende EU-Datenschutz-Verordnung mag ein Treiber sein, auch wenn sie nicht explizit zur Sprache kam. Vorträge zu Java und anderen JVM-Sprachen waren wie fast jedes Jahr ebenfalls gut besucht.

Auffällig still wurde es im Vortrag von Dennis Traub, der aus eigener Erfahrung berichtete, wie falsch verstandener Arbeitseifer zum Burn-out führen kann. Er rief auf, eigene Geschichten zu gestalten, ohne den Druck, besser sein zu müssen als andere, und ohne Selbstzweifel, die ins Negative drängen.

Die Konferenz lebt nicht nur von den Vorträgen allein, sondern hat als Community-Treffen eine große Bedeutung. Nennenswert sind vor allem das JUG-Café, in dem die Teilnehmer Vertreter ihrer lokalen Anwendergruppe treffen konnten, Übungen wie Coding Dojo oder Code Golf sowie längere Vorträge oder das Innovation Lab. Dabei zeigt sich immer wieder, dass das JavaLand eine Mitmachkonferenz ist.

Unter dem Motto "ususal suspects" wurden Teilnehmer beziehungsweise Sprecher aufgefordert, andere zu interviewen. Die Veranstalter haben die Zwiegespräche aufgezeichnet und wollen sie in Kürze für die Allgemeinheit auf der Konferenzsite zur Verfügung stellen.

Ivar Grimstad (rechts) interviewte Holly Cummins (links).

Die Teilnehmer kamen aus allen Ecken der Republik, und ein großer Teil outete sich als Wiederholungstäter, und manche haben sogar alle bisherigen Ausgaben der Konferenz besucht. Die Besucher waren durchweg vom JavaLand begeistert. Während im letzten Jahr noch viele die kurzen Vorträge moniert hatten, scheinen sich jetzt die meisten damit arrangiert zu haben und nutzen die Konferenz in erster Linie für wertvolle Impulse nebst Networking. Darüber hinaus bestand im Rahmen des Workshop-Angebots sowie einiger länger laufender Sessions die Möglichkeit, einzelne Themen zu vertiefen.

Der Ausstellungsbereich legte im Vergleich zu den bisherigen Auflagen derart zu, dass er eine eigene Betrachtung verdient. Bemerkenswert ist, dass Oracle im JavaLand angekommen ist, die im Vorjahr fehlten. Die Zahl der Aussteller, die Produkte wie IDEs, Bibliotheken oder Frameworks vorstellen, hat sich nur unwesentlich erhöht. Regelrecht aus dem Boden geschossen waren dagegen die Stände, an denen es vornehmlich um Recruiting ging. Sie spiegeln offensichtlich den aktuellen Fachkräftemangel wider – und damit schließt sich der Kreis: "It's all about education".