Crypto Wars: Apples Softwarechef sieht geforderte Hintertür als gefährliches Sicherheitsproblem

US-Behörden vorschwebende Techniken zum Zugriff auf verschlüsselte Daten würden "gefährliche Schwachstellen injizieren”, warnt Apples Softwarechef – die Verschlüsselung zu schwächen ergebe keinen Sinn.

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iPhone Gerätecode

US-Behörden schwebt ein zusätzlicher Schlüssel vor, der Smartphones ohne Kenntnis des Zugangs-Codes entsperren soll.

(Bild: dpa, Michael Kappeler)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Apple sieht eine Einführung von Hintertüren, die Strafverfolgern die Entschlüsselung von Daten ermöglichen sollen, als gravierendes Sicherheitsproblem: Die Schlüssel zum Gerät des Kunden an Dritte auszuhändigen würde “neue und gefährliche Schwachstellen in die Produktsicherheit injizieren”, erklärte Apples Softwarechef Craig Federighi in einer Stellungnahme gegenüber der New York Times.

Eine derartige Schwächung der Sicherheit “ergibt keinen Sinn”, argumentiert der für iOS und macOS verantwortliche Manager – schließlich würden Nutzer die Geräte nicht nur einsetzen, um ihre persönlichen Informationen sicher aufzubewahren, sondern auch um Firmen zu leiten oder “wichtige Infrastruktur” zu verwalten.

US-Justizministerium und die Strafverfolgungsbehörde FBI haben nach Informationen der Zeitung einen neuen Vorstoß unternommen, um Mechanismen für einen “außergewöhnlichen Zugriff” auf verschlüsselte Geräte zu entwickeln – sowie eine juristische Grundlage zu schaffen. Zu den Vorschlägen zähle etwa das Einführen eines “speziellen Zugriffsschlüssels”, der lokal auf dem Smartphone gespeichert werden soll. Auf richterliche Anordnung könne der Hersteller anhand dieses Schlüssels das Gerät dann entsperren, ohne den Code des Nutzers kennen zu müssen.

"Knackt nicht unsere Telefone", hieß es auf einem Transparent, das Demonstranten 2016 vor dem Apple Store in San Francisco hochhielten.

(Bild: dpa, John G. Mabanglo)

US-Strafverfolger warnen seit Jahren davor, Verschlüsselung erlaube Terroristen und anderen Verbrechern, im Geheimen zu agieren (“going dark”). Dies sei "Quatsch", betonte Apple-Chef Tim Cook schon vor zwei Jahren – schließlich habe es noch nie mehr Informationen über jede Person gegeben. "Die Wahrheit ist, dass wir im Goldenen Zeitalter der Überwachung leben", meinte Cook damals. Daran ändere sich auch nichts, wenn Nutzer verschlüsselte Textnachrichten austauschen.

Das FBI hatte zu diesem Zeitpunkt Anfang 2016 versucht, Apple gerichtlich zu zwingen, bei der Entsperrung des iPhones des Attentäters von San Bernardino zu helfen: Der Konzern sollte eine Software schreiben, die es ermöglicht, Bruteforce-Angriffe auf die PIN-Sperre des iPhones durchzuführen – und dafür wichtige Sicherheitsmechanismen von iOS außer Kraft zu setzen. Apple lehnte dies ab. Eine derartige Technik würde die Sicherheit für alle Nutzer mindern, argumentierte der Konzern auch damals schon. Das FBI konnte das iPhone schließlich mit Hilfe ungenannter Dritter entsperren.

Auch aktuell sind Forensikfirmen offenbar wieder in der Lage, iPhones zu knacken – Berichten zufolge durch Ausnutzung einer Schwachstelle, die Brute-Force-Angriffe auf die Code-Sperre erlaubt. (lbe)