IG-Metall droht Philips mit Streik
Im Tarif-Konflikt in der Philips-Halbleitersparte bereitet sich die IG Metall auf eine Urabstimmung vor.
Die IG Metall will bei der deutschen Tochter des holländischen Philips-Konzerns streiken, um die Fertigung von Halbleitern im Metalltarif zu halten. Der Vorstand der Gewerkschaft habe dem Antrag der Tarifkommission auf Urabstimmung und Streik einstimmig entsprochen, teilte die IG Metall heute in Hamburg mit. Bis zum 30. Juni gilt für die Betriebe noch die Friedenspflicht.
In der Philips-Halbleiterfertigung arbeiten an zwei Standorten in Hamburg und Böblingen rund 3000 Beschäftigte. "Die Bereitschaft der Mitarbeiter für einen Arbeitskampf ist nicht zu übersehen", sagte Gunter Barnbeck von der IG Metall. Die 75-Prozent-Hürde bei der Urabstimmung werde nach den Erwartungen der Belegschaft deutlich übertroffen. Philips hatte im April angekündigt, die Halbleiterfertigung in Deutschland zusammenzuführen und aus dem Metall- in den Chemie-Arbeitgeberverband zu wechseln. Das Unternehmen begründete diesen Schritt mit dem flexibleren Tarifvertrag in der Chemieindustrie, der den Produktionsbedingungen in der Halbleiterfertigung besser gerecht werde. Dabei handele es sich um ein komplexes chemisches Verfahren ohne Metall verarbeitende Prozesse.
Die IG Metall und die Betriebsräte befürchten dagegen längere Arbeitszeiten und eine deutlich schlechtere Bezahlung für neu eingestellte Arbeitnehmer. Die von Philips angestrebte Verlängerung der Arbeitszeiten sei widersinnig, da gegenwärtig an beiden Standorten der Halbleiter-Fertigung kurzgearbeitet werde. Rein rechnerisch stockt Philips die Belegschaft um 200 Mitarbeiter auf. Der Konzern begründet die Strategie mit Wachstumserwartungen in der stark schwankenden Branche, wenn das gegenwärtige Tief durchschritten sei.
Die Fertigung von Halbleitern ist nicht eindeutig einem Industriebereich zuzuordnen. Die meisten Hersteller in Deutschland sind gar nicht in einem Verband organisiert und haben Haustarife, in einem Teil der Betriebe gilt der Chemietarif und ein weiterer Teil gehört eher traditionell zur Metallindustrie. Nach einer Übersicht der IG Metall arbeiten von den etwa 27.000 Beschäftigten der Branche rund 15.000 nach dem Metalltarif, auch wenn sie nicht tarifgebunden sind. dpa / (em)