Ausblick auf Linux 4.17: HDCP-Support und Kahlschlag beim Architektur-Support

Der Linux-Kernel soll die Kopierschutztechnik HDCP lernen und den Support für AMDs moderne Grafikkarten verbessern. Außerdem wollen die Entwickler den Code für acht Architekturen rauswerfen, um die sich kaum noch jemand schert.

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Ausblick auf Linux 4.17: Verbesserte Grafiktreiber und Großreinemachen beim Architektur-Code
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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Mit der am Montagmorgen erfolgten Freigabe von Linux 4.16 hat zugleich die heiße Entwicklungsphase des Kernels 4.17 begonnen. Bei diese im Juni erwarteten Version wollen die Entwickler die bei Linux 4.13 eingeführte TLS-Implementation aufbohren, damit der Kernel empfangene Daten gleich selbst entschlüsseln kann.

Der Treiber Amdgpu soll das bei Linux 4.15 eingeführte Display Core ab 4.17 standardmäßig aktivieren. Sofern der Plan beibehalten wird, werden viele Radeon-Karten der 400er oder 500er-Serie dadurch endlich von Haus aus einige Features beherrschen, die zur Ansteuerung moderner Monitore wichtig sind. Umbauten an einem anderen AMD-Treiber versprechen Support, um mit AMDs GPU-Computing-Lösung ROCm auf einigen der neueren Radeon-Grafikkarten zu rechnen (GPGPU/General-purpose computing on Graphics Processing Units).

Intels Grafiktreiber soll die GPUs von Cannon-Lake-Prozessoren endlich ordentlich unterstützen. Außerdem wird er den Kopierschutz HDCP (High-bandwidth Digital Content Protection) lernen; er ist für die Wiedergabe geschützter Videos wichtig, denn ohne HDCP geben manche Player die Videos gar nicht oder nur in geringen Auflösungen wieder.

Durch eine größere Aufräumaktion soll bei 4.17 Support für einige Architekturen rausfliegen, die zumeist nie größere Bedeutung erlangt haben und von den Herstellern vielfach aufgegeben wurden. Das betrifft vermutlich Code von acht Architekturen (Blackfin, Cris, Frv, M32r, Metag, Mn10300, Score und Tile), um deren Unterstützung im Linux-Kernel sich meist ohnehin niemand mehr so recht kümmert.

Wie gewohnt wird Linus Torvalds diese und alle anderen größeren Änderungen in einer Merge Window genannten Entwicklungsphase vornehmen; diese beendet er zumeist nach zwei Wochen, indem er die erste Vorabversion der nächsten Kernel-Version veröffentlicht. Das läutet zugleich die Stabilisierungsphase ein, die derzeit fast immer sieben oder acht Wochen dauert. Linux 4.17 erscheint daher wahrscheinlich am 4. oder 11. Juni.

[Update 20180403-0820] Linus Torvalds hat Montagnacht bereits über 2400 Änderungen für 4.17 eingepflegt. Darunter waren die oben erwähnten Grafiktreiberneuerungen und die Patches, die den Code für die acht Prozessorarchitekturen entfernen; durch Letztere wurde der Kernel-Code rund 465.000 Zeilen schlanker. [/Update] (thl)