Keine Killer-Roboter: KI- und Robotik-Forscher drohen südkoreanischer Uni mit Boykott

Berichten nach soll an der südkoreanischen Hochschule KAIST künftig auch Militär-Roboter mit künstlicher Intelligenz entwickelt werden. Führende KI- und Robotik-Wissenschaftler drohen mit einem Boykott. Die Universität verneint solche Pläne.

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Killer-Roboter: KI- und Robotik-Wissenschaftler drohen südkoreanischer Universität mit Boykott

In Zukunft könnten Militär-Roboter auch autonom operieren.

(Bild: US Marines (Screenshot), YouTube)

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Über 50 führende KI- und Robotik-Forscher haben in einem offenen Brief damit gedroht, das Korea Advanced Institute of Science and Technology (KAIST) wegen der möglichen Entwicklung von mit künstlicher Intelligenz (KI) ausgestatteter Killer-Roboter zu boykottieren. Das gaben die Wissenschaftler im Vorfeld eines UN-Treffens in Genf zur Ächtung von Killer-Robotern bekannt.

Nach einem Bericht der Korean Times deute eine im Februar getroffene Vereinbarung zwischen der Universität und dem südkoreanischen Rüstungsunternehmen Hanwah Systems zur Einrichtung eines gemeinsamen Forschungszentrums darauf hin, dass dort künftig Technologien zur Entwicklung von KI-Waffensystemen entwickelt werden sollen. Hanwah Systems hatte gegenüber der Korean Times angegeben, in dem Forschungszentrum gemeinsam mit 25 Wissenschaftlern der Universität ein KI-basiertes Kommandosystem, ein Navigationssystem für ein unbemanntes U-Boot sowie ein KI-Luftfahrt-Trainingssystem und eine auf KI aufbauende Objektverfolgung entwickeln zu wollen.

Der Präsident der KAIST Universität, Sung-Chul Shin sagte nach Kenntnisnahme des Boykottaufrufs gegenüber der Times Higher Education, dass die Universität keine autonom agierenden Waffensysteme bauen würde, die ohne sinnvolle menschliche Kontrolle auskämen. Er räumte jedoch ein, dass an dem Forschungszentrum Algorithmen für effiziente Logistiksysteme, unbemannte Navigation und ein Luftfahrt-Trainingssystem erarbeitet werden sollen. Die Universität würde dabei aber die Menschenrechte beachten und sich im hohen Maße an ethische Standards halten. Den möglichen Boykott, die der KAIST Universität jegliche Unterstützung der unterzeichnenden Wissenschaftler entziehen würde, bedauerte der KAIST-Präsident.

Der Initiator des Boykottaufrufs, Toby Walsh, Professor für KI an der Universität New South Wales will nun mit seinen Mitstreitern das weitere Vorgehen besprechen, sagte er der Times Higher Education. Es seien noch einige Fragen unbeantwortet geblieben. Walsh und die weiteren Unterzeichner befürchten, dass es zu einem Wettrüsten bei intelligenten selbstagierenden Waffensystemen kommen könne. Die USA, China, Russland und das Vereinigte Königreich würden bereits an entsprechenden Systemen arbeiten und hätten Prototypen erstellt. Die KAIST Universität würde dieses Wettrüsten nur beschleunigen.

Besonders gefährlich sei es, dass Killer-Roboter selbstständig agieren und Entscheidungen treffen können. Walsh sagte, dass damit die Büchse der Pandora geöffnet sein könnte und hatte sich wie andere auch für einen Bann gegen solche Systeme ausgesprochen. Beobachter gehen davon aus, dass der angekündigte Boykott zwar eine signifikante Wirkung haben könnte, die Entwicklung solcher Systeme aufhalten zu wollen, sei aber aussichtlos. (olb)