Die schnellste Lieferdrohne der Welt

Lieferungen per Drohne könnten ein großes Geschäft werden, in dem bereits große Unternehmen mitmischen. Das Start-up Zipline will mit Erfahrung und höheren Geschwindigkeiten gegen sie bestehen.

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Von
  • Martin Giles

Vor knapp zwei Jahren hat das US-Startup Zipline einen landesweiten Drohnen-Lieferdienst für den Transport von Blut und Medikamenten zu abgelegenen Medizinzentren in Ruanda entwickelt. Jetzt folgt darauf die schnellste Lieferdrohne der Welt, mit einer Geschwindigkeit von 128 Kilometern pro Stunde.

Der Flug-Roboter mit festen Flügeln ist laut Zipline schneller und leichter zu warten als seine Vorgänger und soll Kunden in einer Branche überzeugen, die bereits viele große Anbieter angelockt hat. Einer davon ist Amazon, das seit einigen Jahren seinen Drohnen-Lieferdienst Prime Air in Großbritannien und anderen Ländern testet. Ähnlich liefert Project Wing aus dem Alphabet-Geheimlabor X in einem Pilotprojekt in Australien bereits Medikamente und Burritos aus.

Bald werden diese und andere Unternehmen auch in den USA mehr experimentieren können. In diesem Mai dürfte die US-Regierung eine Reihe von Vereinbarungen zwischen privaten Drohnen-Betreibern sowie Bundesstaaten und lokalen Behörden genehmigen, bei denen es um Drohnen-Flüge außerhalb der Sichtweite von menschlichen Aufpassern geht.

Zipline hat in Ruanda bereits reichlich Erfahrungen damit gesammelt. Seit dem Start des Dienstes im Oktober 2016 haben seine Drohnen bei mehr als 4000 Flügen rund 300.000 Kilometer zurückgelegt. Ein ähnliches Angebot hat Zipline auch in Tansania gestartet.

Wie der Zipline-CEO Keller Rinaudo erklärt, haben die Erfahrungen in Afrika dazu geführt, dass das gesamte Logistik-System überarbeitet wurde, nicht nur nur die Drohnen selbst. So wurden die Verteilungszentren neu gestaltet, in denen die Drohnen abgestellt und beladen werden, und bei den Überprüfungen vor dem Flug hilft Technologie für maschinelles Sehen. Durch diese und andere Änderungen ist es gelungen, die Zeitspanne zwischen dem Eintreffen einer Bestellung und dem Abheben der Drohne von zehn auf eine Minute zu verkürzen.

Das optimierte System für Starts und Vorbereitungen sowie zusätzliche und schnellere Drohnen bedeuten, dass Zipline jetzt 500 Flüge pro Tag von einem einzelnen Zentrum aus abwickeln kann statt früher 50. Nach Angaben des Unternehmens können seine Flügel-Drohnen zudem ein viel größeres Gebiet abdecken als übliche Quadrocopter. Maximal möglich ist ein Hin- und Rückweg von zusammen 160 Kilometern mit bis zu 1,75 Kilogramm Last.

Timothy Reuter, Leiter der Drones and Tomorrow's Airspace Initiative des Weltwirtschaftsforums, geht davon aus, dass Zipline seine Erfahrung aus Afrika nutzen kann, um die Effizienz der Lieferketten bei seiner Drohnen-Technologie auch an anderen Standorten zu erhöhen. Doch das Unternehmen muss mit starker Konkurrenz durch Anbieter wie Amazon oder Project Wing rechnen, die an Drohnen arbeiten, mit denen sich unterschiedliche Frachten mit wenig Infrastruktur am Boden befördern lassen.

Rinaudo setzt darauf, dass die hohe Geschwindigkeit Zipline Vorteile verschafft, wenn es um die Lieferung medizinischer oder anderer schnell benötigter Güter geht. Sein Start-up hat Partnerschaften mit mehreren Krankenversicherungen in den USA abgeschlossen und dort will bis Ende dieses Jahres die ersten Projekte gestartet haben. „Das Wichtigste, was wir in Afrika gelernt haben, ist, dass Geschwindigkeit alles ist“, sagt Rinaudo. „Wir haben gezeigt, dass diese Technologie im Ausland Leben retten kann. Jetzt wollen wir zeigen, dass das auch in den USA möglich ist.

(sma)