French Dressing

Test: DS7 Crossback

Das Topmodell der neuen Nobelmarke von Citroën ist ein Frontantriebs-SUV, das mit dem Audi Q5 konkurriert. Ob der DS7 Crossback mehr zu bieten hat als einen extravaganten Auftritt, musste der 180-PS starke Vierzylinder-Topdiesel im Test beweisen

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DS7 Crossback 28 Bilder
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  • chl
Inhaltsverzeichnis

Die Verlaufsblinker geben der Front die Anmutung eines animierten Glücksspielautomaten. Es fehlt nur noch das „Düdeldü”, das man vom Flippertisch kennt. In den Scheinwerfern hebt danach ein LED-Ballett an. Jeweils drei Leuchtwürfel pro Scheinwerfer drehen sich nacheinander um 180 Grad und wieder zurück. Dieser Stellmotorenmarathon findet bei jedem Öffnen des DS 7 Crossback statt. Die Rückseite der LED-Bausteine ist nur für diese Zeremonie beleuchtet. Kleinigkeiten wie diese zeigen: Der reine Nutzwert stand nicht ganz oben im Lastenheft des neuen Topmodells der Citroën-Nobelmarke. Hoher Wert wurde offenbar auf einen extravaganten Auftritt gelegt. Getestet haben wir den DS7 Crossback mit dem 177-PS-Diesel.

Schweizer Schokolade

Im Innenraumdesign geht der DS ganz eigene Wege. Der Blick fällt über eine großzügig in Alcantara gekleidete Cockpitlandschaft, die zur Ausstattungslinie „Performance Line“ gehört. Statt auf ein klassisches Kombiinstrument mit Zeigern schaut man auf einen schwarzen Bildschirm. Ein zentraler Neunzoll-Touchscreen thront über der breiten, mit Alcantara bezogenen Mittelkonsole. Die Schalter für die Fensterheber sind neben dem eigenartig geformten Automatikwählhebel angeordnet. Sie sind aus chromartigem Material und haben eine Form, die man sich bei Täfelchen hipper Schweizer Schokoladen vorstellen könnte.

Qualitativ beeindruckend

Sowohl Materialauswahl als auch Verarbeitung sind beeindruckend. Auch in doppelt so teuren Autos sieht man gar nicht so selten schlechtere Qualität. Das gilt auch für die Alcantara-Sportsitze, die nicht nur gut aussehen, sondern es auch sind: Bequem, weit verstellbar und ordentlicher Seitenhalt sind gute Zutaten. Dazu kommt eine zwischen 51 und 56 cm variierbare Sitzflächenlänge. Die Fondpassagiere finden ihrerseits bequem und wohnlich Platz. Weil der Testwagen mit einem optionalen Sitzpaket ausgestattet ist, sind sogar die Rücksitzlehnen elektrisch in der Neigung verstellbar. Das ist sehr komfortabel. Allerdings finde ich, dass wenn man schon den Aufwand mit der elektrischen Verstellung betreibt, sollten die Rücksitze auch für einen größeren Laderaum längs verschiebbar sein. Der Kofferraum des DS7 ist mit 555 bis 1755 Litern zwar sehr groß. Die coupéhaft schräge Heckklappe schränkt den Nutzwert jedoch ein.

Ärgerlich ist, dass sich die die Gestenbedienung der teuren elektrischen Heckklappe selbst ad absurdum führt. Die öffnet nicht, wenn man ihr zu nahe steht. Sie erkennt dann ein Hindernis und bricht den Öffnungsvorgang ab. Hat das nie irgendwer während der Entwicklung ausprobiert? Der verstellbare Ladeboden krachte herunter, als ich eine schwere Einkaufstüte darauf stellte. Ganz grundsätzlich sind knapp 400 kg Zuladung für ein SUV dieser Größe viel zu wenig.

Bedienung nervt

So sehr der große DS bei der Fertigungsqualität im Innenraum überzeugt, so sehr kann seine Bedienung im Alltag nerven. Da hätte ein wenig mehr Konventionalität durchaus gutgetan. Erst mal dauert es eine Weile bis man den Start-Stopp-Knopf mit rot pulsierendem chromfarbenen DS-Schriftzug oben mittig auf dem Armaturenbrett entdeckt hat. Entschädigt wird man durch eine ausfahrende Analoguhr von B.R.M., was in diesem Fall keine britische Sportwagenmarke ist, sondern eine französische Edeluhrenwerkstatt. Das Design der Uhr ist sicher Geschmackssache. Warum sie aber einen Stellmotor zum Aus- und Einfahren bemühen muss, verstehe zumindest ich nicht. Die Heizungsbedienung über den Touchscreen nervt und ein Tageskilometerzähler ist spontan nicht zu finden. Auch die Bedienung des Bordcomputers ist kniffelig. Auf dem virtuellen Kombiinstrument wurde zu viel Platz und Übersichtlichkeit auf dem Altar der Extravaganz geopfert.