Ash of Gods Redemption angespielt: Dreister Klon oder Taktik-Hit?

Das Rundentatktikspiel "Ash of Gods" von Aurum Dust verspricht herausfordernde Kämpfe und eine spannende Story. Bei der Grafik haben die Macher aber dreist den Indie-Hit "The Banner Saga" abgekupfert.

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Ash of Gods Redemption angespielt: Dreister Klon oder Taktik-Hit?

(Bild: heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Die Entwickler von "Ash of Gods: Redemption" sind laut eigenen Aussagen große Fans des Rundentaktikhits "The Banner Saga". Das merkt man von der ersten Sekunde an: Egal ob es die comichafte Grafik, das Spielprinzip oder die Geschichte ist – wenn man nicht sehr gut aufpasst, könnte "Ash of Gods" glatt als DLC zu "Banner Saga" durchgehen. Statt mit Wikingern ziehen die Spieler aber mit Rittern des europäischen Mittelalters in die Schlacht.

Für ihr Taktikabenteuer haben sich die Macher den russischen Autoren Sergei Malitsky geschnappt, der sich ein düsteres und blutiges Fantasyabenteuer ausgedacht hat: Geheimnisvolle Wesen, "Schnitter" genannt, wollen Territorium erobern und verwandeln Menschen in Zombies. Erst als sich eine Kaste todesmutiger Magier für ihre Mitmenschen opferte, wurde der Angriff zurückgeschlagen. Nun sind ein paar hundert Jahre vergangen, die Bedrohung ist zurück. Die Handlung konzentriert sich auf die Erlebnisse dreier unterschiedlicher Abenteurer, die erneut gegen die Schnitter in den Krieg ziehen, um den Weltuntergang zu verhindern.

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Spielerisch gestaltet sich dieses Epos als Mischung aus Rundentaktikabenteuer und Visual Novel. Bereits von Beginn an gibt es viel zu lesen und zu entscheiden. Die ersten Kämpfe rücken deshalb fast in den Hintergrund. Wenn es aber soweit ist, sollten die Spieler vorsichtig sein, denn wenn einer der Helden stirbt, kommt er nicht mehr wieder. Das könnte schwerwiegende Folgen für die Geschichte haben.

Auf der Weltkarte können die Spieler entscheiden, ob sie direkt zum Ziel gehen oder lieber einen gefährlichen Umweg wählen, der ihnen Loot einbringt. Eine heikle Entscheidung, denn angeschlagene Abenteurer benötigen sogenannte Strixe zur Heilung, die mit jedem Schritt weniger werden. Sind sie einmal weg, ist das Spielende nah. Wer will, kann aber von Beginn an in den Schwierigkeitsmodus "Story" schalten, bei dem die Kämpfe automatisch ablaufen und sich niemand Gedanken über das Wohlergehen seiner Helden machen muss. Außerdem bietet das Spiel einen Multiplayer-Modus, allerdings sind bisher nur die Arena-Duelle freigeschaltet.

Für die Kämpfe wechselt die Sicht genau wie in "The Banner Saga" auf eine Rasteransicht. Rundenweise ziehen Freund und Feind ihre Fern- und Nahkämpfer über das Spielfeld. Der Spieler kann sich entscheiden, ob er für seine Aktionen Lebens- oder Energiepunkte opfert. Einige starke Angriffe erfordern beispielsweise Lebenspunkte, die den Spieler schnell in eine missliche Lage bringen. Eine Besonderheit sind Magiekarten, die der Spieler zusätzlich ausspielen kann. Wie üblich steigen nach einem Kampf die Erfahrungswerte und die Helden lernen neue Fähigkeiten.

Die visuelle Umsetzung hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits ist die Grafik wunderschön gezeichnet und erinnert an franko-belgische Mittelalter-Comics oder an die Filme Ralph Bakshis. Ähnlich wie Bakshi benutzten Aurum Dust das Rotoskopieverfahren, bei dem real gefilmte Szenen am Computer nachgezeichnet werden. Nur kennt man das alles auch schon von "The Banner Saga". Die Ähnlichkeit betrifft nicht nur den Grafikstil an sich, sondern auch Kameraschwenks oder die Positionierung des User Interfaces. Tatsächlich sind "The Banner Saga" und "Ash of Gods" optisch kaum auseinanderzuhalten.

Ash of Gods angespielt (7 Bilder)

Auf der Weltkarte können die Spieler zwischen verschiedenen Laufwegen wählen. Dennoch bleibt der Ablauf weitgehend linear. (Bild: heise online)

Aurum Dust steckt in "Ash of Gods: Redemption" eine epische Fantasy-Story in ein motivierendes Taktikgewand – und klaut dreist bei der Konkurrenz. Die Optik und das Spielprinzip sind schamlos von "The Banner Saga" abgekupfert. Das Abenteuer von Entwickler Stoic sprühte vor Ideen, Kreativität und künstlerischer Klasse. Diesen Stil kann man gerne nachahmen, immerhin ist "The Banner Saga" ein tolles Vorbild. Ein wenig mehr eigenen Einfallsreichtum darf man allerdings schon erwarten. Trotz des guten Spielprinzips und der spannenden, epischen Fantasystory bleibt bei "Ash of Gods" ein fader Beigeschmack.

"Ash of Gods: Redemption" ist am 23. März für Windows, Linux und macOS erschienen und kostet ca. 23 Euro. Versionen für PS4, Nintendo Switch und Xbox One sollen im Laufe des Jahres folgen. Für unser Angespielt haben wir ein paar Stunden die Windows-Version gespielt. (dahe)