IP-Adressen: Letzter IPv4-Block Europas geht zur Neige

Europa hat kaum noch freie IPv4-Adressen. Der letzte europäische /8-Block ist zu 99,8% verteilt. Anderswo sieht es nicht besser aus; lediglich in Afrika gibt es noch einen kleinen Vorrat.

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Europa gehen die IPv4-Adressen aus. Der letzte Europa zugeteilte Block von 16,7 Millionen IPv4-Adressen ist praktisch weg. Mit Stand vom Dienstag sind davon nur noch rund 40.000 Adressen oder etwa zwei Promille des 185/8-Blocks verfügbar. Das geht aus einer am Donnerstag von der europäischen IP-Adressverwaltung Réseaux IP Européens (RIPE) veröffentlichten Statistik hervor. Der Gesamtbestand nicht zugeteilter europäischer IPv4-Adressen liegt erstmals unter zehn Millionen.

Von der globalen IP-Adressverwaltung IANA wird es keinen namhaften Nachschub geben. Sie hat bereits 2011 die letzten /8-Adresssblöcke (Legacy-"Class-A"-Netze) den regionalen Adressverwaltungen übertragen. RIPE erhielt damals den mit 185 beginnenden Block. Seither kommen von der IANA nur noch homöopathische Dosen aus zurückgeholten Beständen. Im letzten Halbjahr erhielt RIPE von der IANA gerade einmal 2040 IPv4-Adressen, die auf sieben verschiedene Bereiche verstreut sind. Um solche "Einzelstücke" reißen sich die Provider traditionell nicht, weil ihre Nutzung ineffizient ist.

Durch eine sehr restriktive Vergabepolitik versucht RIPE, Zeit zu gewinnen. Der 185/8-Block wurde seit September 2012 in winzigen Häppchen von jeweils 1024 Adressen an europäische Provider verteilt. Providerunabhängige Zuteilungen gibt es seither nicht mehr. Nun ist auch die 185/8-Suppe gegessen. RIPE bleibt die Resteverwertung.

Die jüngste RIPE-Statistik über verfügbare IPv4-Adressen. Der verschwundene dunkle Bereich ist der 185/8-Block, der als 2011 als letzter an Europa vergeben wurde.

(Bild: RIPE)

Manchmal gelingt es der Organisation, IPv4-Adressen zurückzuholen, etwa wenn ein ISP zusperrt, oder im unwahrscheinlichen Fall, dass ein anderer Adresseinhaber Adressen zurückgibt. Zurückgeholte Adressen landen zunächst in Quarantäne. Nach einiger Zeit kann RIPE diese Adressen wieder anderen ISP zuteilen. In diesem Topf waren am Dienstag aber auch nur noch etwa 9,1 Millionen IPv4-Adressen zur Verfügung.

In Quarantäne waren zuletzt 820.000 Adressen, die aber zum weitaus überwiegenden Teil für Sonderzwecke reserviert sind. Selbst diesen Bestand eingerechnet ergibt das weniger als zehn Millionen nicht zugeteilte IPv4-Adressen. Das ist ein historischer Tiefstand.

Bei den anderen regionalen Adressverwaltungen sieht es nicht besser aus: Die American Registry for Internet Numbers (ARIN) hat eine Warteliste mit knapp 200 Einträgen, beim Asia-Pacific Network Information Centre (APNIC) sind es sogar an die 500. Vom Latin America and Caribbean Network Information Centre (LACNIC) liegt keine aktuelle Verfügbarkeitsstatistik vor; dort wurde bereits im Februar 2017 die höchste "Dürrewarnstufe" ausgerufen. Lediglich AFRINIC hat noch gut zwölf Millionen IPv4-Adressen zur Verfügung.

Es gibt einen Ausweg: IPv6.

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(ds)