Google will mit "Chat" die SMS ersetzen und pausiert die Entwicklung von "Allo"

Die Chat-App "Allo" ist ein Flop, deshalb hat Google die Entwicklung vorerst pausiert. Die Zukunft gehört dem RCS-Standard: Unter dem simplen Namen "Chat" soll er bald die SMS ersetzen.

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Google will mit "Chat" die SMS ersetzen und pausiert die Entwicklung von "Allo"

Say Good-bye: Google "pausiert" die Entwicklung von "Allo" – kein gutes Zeichen.

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Google ist gut darin, mit seinen Messengern zu verwirren: Neben Hangouts gibt es nämlich noch Allo und Duo – aber keiner weiß so recht, wofür die eigentlich da sind. Nun hat Google entschieden, die Entwicklung von Allo "zu pausieren". Die Entscheidung traf der neue Chef der Kommunikations-Gruppe bei Google, Anil Sabharwal.

Er entschied auch, dass das Allo-Team "sofort" zur "Android Messages"-App wechselt. Gegenüber The Verge erklärte Sabharwal, dass Allo nie auf allzu großes Interesse bei den Nutzern stieß. Google hatte gehofft, das "Hunderte Millionen Menschen" den Messenger voller Freude verwenden würden. Ein Traum, der nicht in Erfüllung ging.

Noch ist Allo aber nicht tot, die App soll weiterhin funktionieren. Google will außerdem Support leisten, allerdings nur noch "in gewisser Weise". Sabharwal meint, dass es jetzt einer "richtigen Entscheidung" bedürfe, er wolle aber nicht "überstürzt handeln".

Eine rosige Zukunft dürfte Allo aber nicht haben. Die Schwester-App Duo ist vorerst nicht gefährdet: Google ist mit ihrem Wachstum zufrieden, schreibt The Verge. Android- und iOS-Nutzer haben die Videochat-App gut angenommen. Duo ist Googles Antwort auf Skype und spricht wie Allo vor allem Privatnutzer an. (Hangouts Chat und Hangouts Meet sind für Unternehmen gedacht.)

In Zukunft will Google auf den Chat-Standard Rich Communications Services (RCS) setzen. Er soll die gute, alte SMS mit modernen, neuen Möglichkeiten ergänzen, etwa mit einem "Gelesen"-Status wie er etwa bei WhatsApp üblich ist ("die blauen Haken"). Ist das Empfangsgerät nicht RCS-fähig, soll es die Nachricht einfach als normale SMS/MMS anzeigen – einige Meta-Informationen gehen dann halt verloren.

RCS funktioniert also geräteübergreifend, andere Anbieter können den Standard in ihre eigenen Messenger-Apps implementieren. Die von Google geplante RCS-Lösung lässt sich ganz gut mit Apples iMessage vergleichen: Mit der App können Apple-Nutzer kostenlose Nachrichten versenden und sparen somit einige Cent für SMS. RCS ist aber offener als die Apple-Lösung, die es bislang nicht für Android-Geräte gibt.

Brandneu ist der RCS-Standard nicht, Google will ihn schon seit einer Weile durchsetzen. Neu ist aber der Name: Google nennt den Standard einfach "Chat". Nicht "Google Chat", ganz neutral "Chat". Google sagt, dass 55 Unternehmen weltweit "Chat" unterstützen wollen, darunter zahlreiche Telekommunikationsanbieter (Carrier) – und Microsoft. Denkbar also, dass Windows 10 eines Tages "Chat"-Nachrichten empfangen kann. Gegenüber The Verge wollte Microsoft aber noch nichts versprechen.

Sabharwal wollte noch nicht verraten, wann die ersten "Chat"-fähigen Apps erscheinen sollen, verweist aber diffus auf "Mitte des nächsten Jahres". In Europa kann die Einführung sogar schneller klappen als in den USA. Spannend wird, ob dann "Hunderte Millionen Menschen" Lust aufs Chatten mit "Chat" haben. Oder ob ihnen die gewöhnliche SMS nicht doch reicht. Oder WhatsApp (1,5 Milliarden Nutzer). Oder der Facebook-Messenger (1,2 Milliarden Nutzer). (dbe)