Kuriose Kopien: ESP32-Bastelboards verkleidet als Micro:Bit und Arduino Uno

Ein Spiel mit der Ähnlichkeit: Der Banana-Pi-Hersteller SinoVoip bringt zwei ESP32-Boards auf den Markt. Eines gleicht dem BBC Micro:Bit, das andere dem Arduino Uno.

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Kuriose Kopien: ESP32 verkleidet als Micro:Bit
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter Eisner
  • Daniel Bachfeld
Inhaltsverzeichnis

Bekannt ist die Firma SinoVoip vor allem durch die Raspi-Konkurrenten der Banana-Pi-Reihe, die in Kooperation mit Foxconn produziert werden. Mit den beiden ESP32-basierten Boards stempelt der Hersteller das Banana-Pi-Logo nun auf funktaugliche Microcontroller.

Das BPI:Bit getaufte Board gleicht auf den ersten Blick einem BBC Micro:Bit. Die Ähnlichkeit ist jedoch rein äußerlich: Beide haben abgerundete Ecken und eine Kontaktleiste am Rand mit fünf markanten, übergroßen Kontakten. Die auf der Platine verbaute Hardware hat hingegen nicht viel mit dem Vorbild gemein.

Der BPI:Bit im Überblick. Erfahrungsgemäß können sich die Details beim Produkt noch ändern.


Ein ESP-Wroom-32-Modul sorgt für die Hauptfunktionen. Es stellt sowohl den Microcontroller als auch WLAN (802.11b/g/n) und Bluetooth (BLE) bereit. Die Programmierung per PC ist über Micro-USB möglich. Als Brückenchip wird ein CH340 eingesetzt, wofür unter Windows die Installation von Treibern erforderlich ist.


Für etwas mehr optische Auffälligkeit sorgt eine 5 x 5 LED-Matrix. Wo beim Micro:Bit lediglich rote LEDs verbaut sind, versucht das Bananen-Bit sich mit Vollfarben abzuheben. Die RGB-LEDs sind von dem in Maker-Zirkeln bekannten Typ WS2812B – sie sind in Reihe über einen Datenbus miteinander verbunden und lassen sich so individuell ansprechen.

Das Farbenspiel hat allerdings seinen Preis. Die Stromaufnahme einer maximal hellen WS2812B-LED liegt bei 60 Milliampere, so dass allein die LEDs theoretisch 1,5 Ampere benötigen können – für die meisten USB-Ports am Laptop oder PC ist das zu viel.

Weitere Komponenten auf der Platine: Zwei programmierbare Taster, ein Temperatur-Sensor, zwei Helligkeitssensoren, ein Bewegungssensor (MPU-9250) sowie ein Summer. Ein Batterieanschluss dient der alternativen Stromversorgung und nimmt 3,5 bis 4,2 Volt entgegen.


Das andere Board nennt sich BPI-UNO32. Die technische Basis ist mit ESP-Wroom-32 und CH340 die gleiche, doch die Sensoren und LEDs fehlen hier. Wie der Name "Uno" bereits suggeriert, orientiert sich das Platinenlayout am Arduino Uno.

Sieht aus wie ein Arduino, ist aber ein ESP32-Board: BPI-UNO32.


Die Kombination von ESP32 und Arduino-Formfaktor ist keine Neuheit. Zum einen gibt es Platinen, die den ESP mit anderen Microcontrollern kombinieren, wie z.B. das FluoWiFi oder der RISC-V-basierte Arduino Cinque. Zum anderen findet man im Online-Handel reine ESP32-Lösungen unter Bezeichnungen wie "Espduino-32" oder "Wemos D1 R32", die für weniger als 10 Euro zu haben sind. Hier ist allerdings unklar, ob es sich tatsächlich um Produkte der aufgedruckten Marken handelt.

Der Hersteller vermarktet die Boards mit dem Schlagwort "Webduino". Die Firmware der Boards verbindet sich mit dem in Taiwan ansässigen Webservice und ermöglicht so die Programmierung über das Internet. Dafür gibt es den visuellen Editor Blockly, der JavaScript generiert. Außerhalb von Taiwan und dem chinesischen Festland funktioniert Webduino laut SinoVoip derzeit nicht.

Hierzulande muss man sich also selbst helfen. Da es sich um Break-Out-Boards für den ESP32 handelt, sollten die üblichen Werkzeuge für die Plattform funktionieren. Das schließt die Arduino IDE oder MicroPython mit ein.

Zu haben sein soll der BPI:Bit für knapp 20 US-Dollar, der BPI-UNO32 für knapp 13 US-Dollar. Die Lieferkette scheint SinoVoip indes noch nicht im Griff zu haben. So verschwand das BPI:Bit nach dem Verkaufsstart wieder aus dem Aliexpress-Shop des Herstellers. Auf Nachfrage versicherte man uns jedoch, das Board sei lieferbar. (dab)