Brüssel sieht bei Apples Shazam-Übernahme genauer hin

Die EU-Kommission will die geplante Übernahme des Musikerkennungsdienstes Shazam durch den US-Computerkonzern eingehender prüfen und hat eine Untersuchung eingeleitet. Brüssel sorgt sich um den Wettbewerb bei Musikdiensten.

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Brüssel sieht bei Apples Shazam-Übernahme genauer hin

(Bild: dpa/Shazam/heise online)

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Die EU-Kommission hat eine eingehende Untersuchung der geplanten Übernahme des Musikerkennungsdienstes Shazam durch Apple eingeleitet. Brüssel hat Bedenken, dass die Übernahme die Wahlfreiheit der EU-Bürger bei Musikstreamingdiensten einschränken könnte. Apple hatte seine Übernahmeabsicht im Dezember 2017 öffentlich gemacht. Die EU-Kommission, die sich auf Antrag verschiedener Mitgliedsstaaten mit der Übernahme befasst, hatte danach erste Bedenken angemeldet.

„Die Art und Weise, wie Menschen Musik hören, hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt – immer mehr Europäer nutzen Musik-Streamingdienste”, erklärte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager laut einer Mitteilung der Kommission vom Montag. „Durch unsere Untersuchungen möchten wir sicherstellen, dass Musikliebhaber auch weiterhin ein attraktives Angebot an Musik-Streamingdiensten nutzen können und ihre Auswahlmöglichkeiten aufgrund dieses geplanten Zusammenschlusses nicht eingeschränkt werden.“

Die Kommission hat Bedenken wegen der starken Position beider Unternehmen auf verwandten Märkten. Das britische Unternehmen Shazam ist der weltweit bekannteste und beliebteste Musikerkennungsdienst. Shazams Geschäftsmodell ist die Vermittlung seiner Nutzer an Streamingdienste und Downloadportale. Apple betreibt ein Downloadportal und einen Musikstreamingdienst, der EU-Angaben zufolge inzwischen der zweitgrößte in Europa ist.

Die Kommission befürchte, „dass Apple nach der Übernahme von Shazam Zugang zu wirtschaftlich sensiblen Kundendaten konkurrierender Anbieter auf dem EWR-Markt für Musik-Streamingdienste erlangen könnte”, heißt es aus Brüssel weiter. Der Zugang zu derartigen Daten könne es Apple ermöglichen, die Kunden konkurrierender Anbieter gezielt anzusprechen und zu einem Wechsel zu Apple Music zu ermutigen. Daraus könne sich ein Wettbewerbsnachteil für konkurrierende Musik-Streamingdienste ergeben.

Apple hatte die Zulassung der Übernahme Mitte März offiziell bei der EU-Kommission beantragt. Die Kommission hat nun eine Untersuchung eingeleitet und muss bis Anfang September einen Beschluss fassen. (vbr)