Kabel-Fusion: Vodafone und Liberty Global offenbar kurz vor Einigung

In die Gespräche über einen möglichen Verkauf von Unitymedia an Vodafone stehen einem Zeitungsbericht zufolge kurz vor dem Abschluss. Eine Fusion der beiden größten deutschen Kabelnetzbetreiber hätte Konsequenzen für den Wettbewerb, warnt die Telekom.

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Kabel-Fusion: Vodafone und Liberty Global offenbar kurz vor Einigung

(Bild: Unitymedia/Vodafone/heise online)

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Vodafone und der US-Kabelriese Liberty Global verhandeln einem Medienbericht zufolge über eine mögliche Übernahme von europäischen Liberty-Töchtern, darunter der deutsche Kabelnetzbetreiber Unitymedia. Die Gespräche seien bereits im fortgeschrittenen Stadium und eine Einigung könne im Laufe der kommenden zwei Wochen erfolgen, berichtete die Financial Times am Wochenende unter Berufung auf Verhandlungskreise.

Erste Gespräche zwischen Vodafone und Liberty Global über den Austausch europäischer Kabelnetze hatte es vor drei Jahren gegeben. Im Februar 2018 bekamen die Gerüchte neue Nahrung mit Berichten über eine Wiederaufnahme der Gespräche. Es geht um einen Multi-Milliarden-Deal. Mit einem möglichen Gesamtvolumen von 16,5 Milliarden Euro wäre es für Europa die größte Übernahme der vergangenen Jahre, rechnet die Financial Times vor.

Eine Übernahme von Unitymedia durch Vodafone würde wesentliche Teile des alten Kabelnetzes der ehemaligen Bundespost, das bei der Privatisierung aufgespalten wurde, wieder zusammenführen. Das dürfte die Machtverhältnisse auf dem deutschen Markt verschieben – auch ein Grund, warum die Telekom die Vorgänge argwöhnisch beobachtet.

Seit der Übernahme von Kabel Deutschland ist Vodafone der größte deutsche Kabelnetzbetreiber. Die Liberty-Tochter Unitymedia vereint die Kabelnetze der ehemaligen Regionalnetzbetreiber Ish (Nordrhein-Westfalen), Iesy (Hessen) und KabelBW (Baden-Württemberg) unter einem Dach. Vodafone (7,7 Millionen Kabelkunden) und Unitymedia (7,2 Millionen Kunden) sind die größten deutschen Kabelnetzbetreiber. Dahinter folgt mit Abstand Pÿur (TeleColumbus/Primacom/Pepcom) mit 2,4 Millionen Kunden in Berlin und einigen Regionen vor allem in Ostdeutschland sowie weitere kleine Regionalnetzbetreiber.

Der deutsche Kabelmarkt konsolidiert sich. Lange haben die Aufsichtsbehörden dieser Tendenz entgegengestellt. Als Kabel Deutschland 2013 versuchte, Tele Columbus zu übernehmen, stellte sich das Bundeskartellamt quer. Auch bei der Übernahme von KabelBW durch Unitymedia hatten die Wettbewerbshüter ernste Bedenken – die Übernahme klappte schließlich erst im zweiten Anlauf.

Doch inzwischen hat sich die Situation auf dem Markt geändert – nicht nur für die Wettbewerbshüter. Kabel-Internet spielt eine wesentliche Rolle beim Breitbandausbau. Die Kabelnetzbetreiber machen den DSL-Anbietern mit hohen Bandbreiten und günstigen Preisen zumindest in den Ballungsgebieten Konkurrenz. Hinzu kommt der Wunsch der EU-Politiker nach starken Telekommunikationsanbietern, die auch im internationalen Wettbewerb bestehen können. Die Deutsche Telekom und die britische Vodafone stehen im Wettbewerb um die europäische Nummer Eins.

Der Deutschen Telekom behagt dieser Konsolidierungstrend überhaupt nicht. Auf dem Mobile World Congress im Februar hat Telekom-Chef Tim Höttges die Berichte zwar noch als “reine Spekulation” bezeichnet, zugleich aber eindringlich vor einem neuen Monopol gewarnt. Eine solche Fusion habe enorme Auswirkungen auf den Kabelmarkt. Aus Wettbewerbssicht sei das “inakzeptabel”, sagte Höttges, er rechne nicht mit einer Genehmigung durch die Behörden.

Ganz so deutlich wollte sich die Telekom auf Nachfrage am Montag nicht mehr äußern. “Grundsätzlich äußern wir uns nicht zu Spekulationen”, erklärte ein Sprecher, verwies aber drauf, dass eine “Remonopolisierung der Kabelnetze” von Experten “zurecht kritisch bewertet” werde. Wenn Fernsehen nur noch über Vodafone komme, dürfte das nicht nur Medienpolitiker misstrauisch machen, zu befürchten seien auch “erhebliche Einschränkungen für Verbraucher”. (vbr)