Spielekonferenz Quo Vadis: Das harte Brot der Games-Entwickler

Auf der Spiele-Konferenz Quo Vadis haben Entwickler, Juristen und Branchenkenner über Stolpersteine und Frustration im Games-Geschäft gesprochen – und warum es sich dennoch lohnt, weiterzumachen.

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Spielekonferenz Quo Vadis: Das harte Brot der Games-Entwickler

(Bild: Quo Vadis/ Uwe Völkner, Fotoagentur FOX)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter Kusenberg

Als Spiele-Entwickler hat man es nicht leicht in Deutschland. Auf der Berliner Entwicklerkonferenz Quo Vadis (24. und 25. April) sprechen Branchenveteranen, Studioleiter, Programmierer, Grafikexperten und Techniker über Herausforderungen, die eine Karriere in der Spielebranche mit sich bringt.

Auch die Spielebranche wird von der neuen Datenschutz-Grundverordnung DSGVO getroffen, die am 25. Mai in Kraft tritt. Der auf Internetrecht spezialisierte Rechtsanwalt Christian Rauda empfiehlt Spiele-Firmen, sich rechtzeitig um einen fachkundigen Datenschutzbeauftragten zu kümmern. Selbst kleinere Studios sollten einen Fachmann anheuern, um Rechtslücken in den Spiele-AGBs aufzuspüren und zu vermeiden. Beispielsweise müssen Kinder unter 16 Jahren beim Kauf von Ingame-Gegenständen die Erlaubnis der Eltern einholen – wie das passieren soll, ist weitgehend ungeklärt. Fallstricke gibt es auch beim Widerrufsrecht: Wer in Spielen digitale Güter verkauft, muss eigentlich einen 14-tägigen Widerruf zulassen. Um das zu vermeiden, müssen Firmen rechtlich verbindliche Erklärungen vom Käufer einfordern.

Sogenannte Lootboxen sind ebenfalls ein heißes Thema: Digitale Zusatzpakete mit zufälligen Inhalten betreffen gleichermaßen das Jugendschutzgesetz, das Glücksspielrecht sowie den Verbraucherschutz. Laut Rechtsberater Felix Hilgert steckt der Teufel im Detail: "Bei Kindern gilt in der Werbung eine besondere Umsicht. Ist der Inhalt der Lootbox enttäuschend, kann man dies als Irreführung ansehen." Er empfiehlt Spiele-Firmen, unklare Aussagen über den zu erwartenden Inhalt der Lootboxen zu vermeiden. Wie viel so eine Lootbox kostet, hat nach Ansicht Hilgerts keine juristische Relevanz.

Jiri Kupiainen ist Mittelmann zwischen Spiele-Entwicklern und Influencern. Seine Aufgabe ist es vor allem, für Aufmerksamkeit bei jungen Spielern zu sorgen.

(Bild: heise online)

Sind die rechtlichen Fallstricke vermieden, muss ein Spiel beworben werden. "Der Inhalt ist König, doch Marketing ist die Königin, und sie schmeißt den Haushalt", bringt Philippe Dao von der französischen Firma Asmodee den Stellenwert des Marketings auf den Punkt. Das Werbe-Vehikel der Wahl sind oft "Influencer", also bekannte Social-Media-Persönlichkeiten. Auch Michael Schade vom Hamburger Hersteller Rockfish verdankt die Popularität seines Weltraum-Spiels Everquest in erster Linie Let's-Playern, die im Auftrag des Herstellers Spiele auf Twitch oder Youtube streamen.

Spiele-Entwickler nehmen oft nicht direkt Kontakt zu den Influencern auf, sondern beauftragen eine Agentur. Diese Vermittler haben die Aufgabe, passende Let's-Player auszuwählen und zu engagieren. Jiri Kupiainens Firma Matchmade ist eine solche Agentur: Sie analysiert die Marktsituation eines Titels und empfiehlt dann etwa Veranstaltungen in den sozialen Medien, Live-Streams oder Meinungsanfragen. Das sei die beste Möglichkeit, Spieler unter 25 Jahren auf ein Spiel anzufixen, sagt Kupiainen.

Solche Marketing-Kampagnen kosten Geld – das bei deutschen Entwicklerstudios oft rar ist. Benedikt Grindel leitet das Studio Blue Byte mit über 300 Mitarbeitern. Die Finanzmittel für aufwendige Blockbuster-Produktionen seien schlicht nicht vorhanden, klagt er. Die Bundesregierung soll helfen: Im Koalitionsvertrag verspricht sie, die Spiele-Entwicklung in Deutschland finanziell zu fördern. Die Branche soll den Stellenwert bekommen, den sie längst haben sollte, kommentierte Digital-Ministerin Dorothee Bär den Koalitionsvertrag. So soll Deutschland als Entwicklungsstandort für Computerspiele gestärkt werden.

Dringend nötig, findet Grindel: Die aktuelle Situation sei bedrückend. Nur zwei Spiele aus Deutschland haben sich hierzulande zwischen 2014 und 2017 mehr als 100.000 Mal im Jahr verkauft. Im gleichen Zeitraum haben das 49 Spiele aus den USA, 43 aus Kanada, 40 aus Japan und jeweils 17 aus Schweden und Großbritannien geschafft. Der Branchenverband GAME fordert von der Bundesregierung einen Fonds mit mindestens 50 Millionen Euro, der vielversprechenden Entwicklern zuteil werden soll.

Trotz aller Klagen: Die Freude an der Spieleentwicklung ist der Branche nicht abhanden gekommen. Der US-Amerikaner Dan Daglow, seit den 1970er Jahren aktiv als Entwickler, Produzent und Berater, hielt auf der Quo Vadis einen mitreißenden Vortrag. Er ermunterte gerade junge Entwickler dazu, ihre Spiele mit Begeisterung zu entwickeln und sich von Rückschlägen nicht den Wind aus den Segeln nehmen zu lassen. Schließlich seien die technischen Möglichkeiten größer als je zuvor. "Wenn ihr es liebt, Spiele zu entwickeln, dann seid ihr in der richtigen Zeit geboren.“ (dahe)