Wildlife Photographer of the Year: Siegerbild disqualifiziert

Mit dem Foto eines Ameisenbären hatte Marcio Cabral beim Wildlife Photographer of the Year Award die Kategorie "Tiere in ihrer Umgebung" gewonnen. Jetzt wurde das Bild wegen Zweifeln an der Echtheit disqualifiziert.

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Wildlife Photographer oft he Year: Jury disqualifiziert Siegerbild

(Bild: Marcio Cabral / Wildlife Photographer of the Year)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marten Siegmann

Unter dem brasilianischen Sternenhimmel macht sich ein Ameisenbär an einem Termitenhügel zu schaffen. Wie Glühwürmchen leuchten zur Biolumineszenz fähige Schnellkäfer in der Dunkelheit. Mit seinem Bild The Night Raider hatte der brasilianische Fotograf Marcio Cabral beim renommierten Wildlife Photographer of the Year Award den Sieg in der Kategorie "Tiere in ihrer Umgebung" gewonnen. Nun gehen die Organisatoren vom Londoner National History Museum von einer Fälschung aus und erkennen ihm den Preis nachträglich ab: Offenbar war der Ameisenbär auf dem Foto ausgestopft.

Nach Hinweisen Dritter und der Prüfung durch Experten bestehe kein Zweifel daran, dass es sich bei dem abgebildeten Bären um ein Tierpräparat handele, schreibt das Museum auf seiner Webseite. Der Ameisenbär auf dem Foto habe frappierende Ähnlichkeit mit einem Exponat, das im Besucherzentrum am Portão do Bandeira-Tor, einem der Eingänge des Emas-Nationalparks ausgestellt sei. In eben diesem Park hatte Fotograf Cabral angegeben, das Tier in der freien Natur abgelichtet zu haben.

Nachdem erste Hinweise auf eine potenzielle Fälschung eingegangen waren, hatte das Museum nach eigenen Angaben ein Team aus Säugetier- und insbesondere Ameisenbär-Experten sowie einem Präparator mit der Prüfung der Echtheit beauftragt. Die Experten verglichen den Bären auf Cabrals Foto mit dem ausgestopften Tier aus dem Besucherzentrum. Das Ergebnis: "Die fünf Wissenschaftler, die unabhängig voneinander arbeiteten, kamen alle zu der gleichen Schlussfolgerung, dass es Elemente in der Gesamthaltung, dem Körperbau, der Position von Fellbüscheln und der Musterungen am Hals und am Kopf gibt, die zu ähnlich sind, um von zwei verschiedenen Tieren zu stammen", teilt das Museum mit.

Fotograf Marcio Cabral bestreitet die Vorwürfe und beharrt darauf, dass das Bild echt und nicht gestellt sei. Auf Anfrage des Museums habe er weitere Aufnahmen vorgelegt, die vor und nach der Aufnahme des Siegerbildes entstanden sein sollen – allerdings zeigt keines der weiteren Fotos den Ameisenbären. Gegenüber der BBC begründet Cabral diesen Umstand damit, dass es sich bei dem Siegerbild um eine 30-Sekunden-Langzeitbelichtung gehandelt habe und deshalb eben dieses Bild das einzige sei, auf dem der Bär zu sehen ist. Unmittelbar nach der Aufnahme habe das vom Blitzlicht erschreckte Tier Reißaus genommen. Cabral sagte, er bedauere seine Disqualifizierung. Außerdem kündigte er laut BBC an, Belege liefern zu wollen, die doch noch die Echtheit seines Bildes beweisen.

(msi)