Apple zu den Quartalszahlen: Nichts geht über das iPhone X

In Cupertino bleibt das teuerste Smartphone auch das beliebteste Modell – trotz vieler Unkenrufer. Darüberhinaus war das Service-Geschäft erneut ein Highlight des Quartals – und die Apple Watch ist ein Fortune-300-Business.

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Face ID iPhone X

Beim iPhone X ging dann doch eine Menge in Apples letztem Quartal.

(Bild: Apple)

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Apples am Dienstagabend verkündete Quartalszahlen fielen besser aus, als von den Börsianern erwartet. Die hatten insbesondere wegen angeblich schlechterer iPhone-X-Zahlen zuvor mächtig gezittert. Wie sich nun zeigt, war die Angst offensichtlich unbegründet – und diesen Eindruck verstärkten auch Konzernchef Tim Cook und Chief Financial Officer Luca Maestri in einem Gespräch mit Analysten.

Der CEO betonte, dass das iPhone X, für das man hierzulande bis zu 1320 Euro löhnen kann, in jeder Woche das beliebteste iPhone-Modell von Januar bis März gewesen sei. Er nannte das iPhone X einen "Super-Bowl-Gewinner", selbst wenn man sich wünsche, dass der Sieg mit einigen Punkte Abstand erfolge. Seit der Aufsplittung der iPhone-Linie in iPhone 6 und 6 Plus im Jahr 2014 sei dies der erste Zyklus gewesen, "in dem das iPhone-Topmodell auch das populärste Modell war". Das habe selbst das Management "etwas" überrascht.

Die Kunden "liebten" das iPhone X. Tatsächlich war es Apple war es von Januar bis März gelungen, die iPhone-Verkäufe im Vergleich zum Vorjahresquartal erneut zu steigern, gleichzeitig stieg aber auch der Gewinn zweistellig. Letzteres deutet aufgrund der hohen Marge auf einen Erfolg des iPhone X hin – auch wenn der Konzern traditionell keine Einteilung der iPhone-Verkäufe veröffentlicht. Berichte, das wichtige China-Geschäft laufe schlechter, wies die Apple-Führungsmannschaft zurück. So soll das iPhone X laut Cook-Angaben im letzten Quartal das beliebteste Smartphone im Riesenreich gewesen sein.

Apples Dienstegeschäft, das unter anderem die iTunes-Inhalteangebote, Apple Music, iCloud sowie Apps samt Abos und In-App-Verkäufen sowie den Bezahldienst Apple Pay umfasst, wächst weiter stark. Der Gesamtumsatz lag mit 31 Prozent im Plus und macht nun 9,19 Milliarden US-Dollar aus. "Das zweite Finanzquartal war unser bislang bestes Quartal im Servicebereich", so Cook. Weiterhin sei "unglaublich viel Schwung" in diesem Bereich. Rekordumsätze seien im App Store, bei Apple Music, bei iCloud, bei Apple Pay "und weiteren" Diensten geschrieben worden.

Das zeige die Wichtigkeit "unserer riesigen installierten Gerätebasis". Kunden seien "loyal und engagiert". Allein bei den Abos – hier zählt der Konzern eigene Dienste ebenso wie solche, die über seine Plattform abgewickelt werden – gab es im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 100 Millionen auf nun 270 Millionen. Dies verspricht regelmäßige Einnahmen. Apple Pay habe eine Verdoppelung der aktiven Nutzer und eine Verdreifachung der Transaktionen in einem Jahr hingelegt.

Apples Wearables-Geschäft mit der Apple Watch, den AirPods und den Beats-Kopfhörern, das der Konzern in seinem Zahlenmaterial nicht einzeln heraushebt, soll mittlerweile "die Größe einer Fortune-300-Firma" angenommen haben. Entsprechend ist die Sparte wohl bald ein zweistelliges Milliardengeschäft. Das Unternehmen, das 2017 auf Rang 300 der Fortune 500 landete, der Alu-Konzern Alcoa, schrieb damals einen Jahresumsatz von 9,3 Milliarden Dollar.

Neben dem Wachstum beim iPhone gab es auch wieder ein leichtes Plus beim iPad, das lange Zeit ein Sorgenkind war. Geschrumpft ist hingegen das Geschäft mit den Macs – hier dürfte Apple getroffen haben, dass die Produktlinie aktuell kaum mehr angefasst wird und Nutzer auf neue Modelle warten.

Apple bekommt demnächst viel Geld in die Kassen gespült – der Konzern plant die Rückführung von 160 Milliarden Dollar von ausländischen Konten in die USA, nachdem Donald Trump eine Steuerreform beschlossen hatte.

100 weitere Milliarden sollen allein in den Rückkauf eigener Aktien fließen, weil der Konzern glaubt, an der Börse unterbewertet zu sein. Ein bereits beschlossenes Rückkaufprogramm wird dafür beschleunigt. Daneben wird es ein Plus von 16 Prozent bei den Dividenden geben. Der Apple-Aktie taten die Zahlen gut. Nachbörslich liegen die Anteilsscheine aktuell mit 2,7 Prozent im Plus.

[Update 02.05.18 18:08 Uhr:] Apples Geschäft in Greater China, das die Volksrepublik, Hong Kong, Macau und Taiwan umfasst, soll nun so groß wie das Europa-Business sein. Insgesamt wuchs der Umsatz in der Region um 21 Prozent, stärker als in zehn vorangegangenen Quartalen. Auch der Mac verkauft sich in China gut und soll dort laut Tim Cook eine neue Rekordmarke genommen haben.

Apples neues 100-Milliarden-Dollar-Aktienrückkaufprogramm ist von Analysten unterdessen als das größte aller Zeiten bezeichnet worden. Mit einer solchen Summe könnte Apple auch den kompletten Rüstungskonzern Lockheed Martin, das Bankhaus Goldman Sachs oder den Kaffeeriesen Starbucks kaufen – und hätte jeweils noch etwas übrig. (bsc)