Influencer: Du passt nicht zu uns

Werbung mit Influencern ist wirkungsloser als gedacht. Wir sind entsetzt und legen unsere Neuverpflichtungen auf Eis.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Anton Weste

Es ist gar nicht so lange her, da wurden Influencer der Marketingwelt als große Zukunft der Werbekanäle vorgestellt. Authentische YouTube- und Instagram-Stars sollten ihren Followern ganz nebenbei zwischen mehr oder minder lustigen Pranks, Top-Ten-Listen und Stylingtipps Produkte anpreisen, für die sie bezahlt worden sind.

Dass diese Allianz nicht so gut funktioniert, hat nun eine Studie der Mediaagentur Wavemaker ergeben, die über 1450 Nutzer von sozialen Netzwerken über 14 Jahren befragte. Demnach empfindet mehr als jeder Zweite Influencer als unglaubwürdig und nicht authentisch. Drei Viertel kritisieren die Marken-Kooperationen. Wer hätte das gedacht? Werbung nervt und Menschen, die sich als ein Zugpferd für Marken einspannen lassen, verlieren an Glaubwürdigkeit. Das muss ich erstmal verdauen.

Vor allem war es den Nutzern wichtig, dass Influencer ihre Werbung deutlich kennzeichnen (66 Prozent) und dass sie nur Produkte vorstellen, die zu ihrem Image und ihrem Leben passen (63 Prozent). Das hat natürlich Auswirkungen. Zum Beispiel auf unsere eigene Werbestrategie. Technology Review befand sich in fortgeschrittenen Gesprächen mit bedeutenden Persönlichkeiten, die subtil auf unser Magazin über Technik, Wissenschaft und Innovationen aufmerksam machen sollten. Doch angesichts der kritischen Sachlage werden wir nun die folgenden Kooperationen auflösen:

Bibis Beauty Palace: Bibi sollte ihre Anhängerschaft stets über die neuesten Entwicklungen in der Quantenmechanik und der Künstlichen Intelligenz informieren. Schade. Sie hatte bereits Sprachlektionen genommen, um "Technology Review" fehlerfrei artikulieren zu können. Ein Song war auch in Planung.

Tom Cruise: Der Schauspieler stand begeistert in den Startlöchern, über neue Erkenntnisse aus der Medizin zu berichten. Beispielsweise zur Psychatrie und der Entwicklung neuer Antidepressiva. Auch sein Titel "Operierender Thetan Stufe 6 der Scientology-Kirche" klang so schön wissenschafts-affin. Es ist ein Jammer.

Benedikt XVI.: Der Papa emeritus (Follower: 1,3 Milliarden), angedachter Experte für Bioethik und Gentechnik, war ganz herzig und möchte uns trotz der Absage in seine Predigt aufnehmen. Das kostenlose Abo der Technology Review behält er selbstverständlich.

Zum Glück verlieren wir nicht alle unsere Markengesichter. Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung, wird unser Magazin hin und wieder in die Kamera halten. Sie möchte gerne mal etwas mit fliegenden Autos machen.

(anwe)