Bochum: Mit Unitymedia und den Stadtwerken ins Gigabit-Internet

Die Ruhrgebietsstadt startet ins Gigabit-Zeitalter gegeben. Über DOCSIS 3.1 bietet Unitymedia in weiten Teilen der Stadt bis zu 1000 MBit/s an, ergänzt durch Glasfaser-Anschlüsse der Stadtwerke.

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Bochum: Mit Unitymedia und den Stadtwerken ins Gigabit-Internet

Stöpseln Bochum ans Gigabit-Netz: Dietmar Spohn (Stadtwerke Bochum), Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD), Lutz Schüler (Unitymedia) und NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP, v.l.n.r.)

(Bild: heise online / Torsten Kleinz)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Startschuss für die "Gigabit-City": Nach einem Jahr Vorbereitungszeit können die Einwohner Bochums seit dem heutigen Montag gleich zwei verschiedene Gigabit-Tarife buchen. Durch die Zusammenarbeit zwischen Unitymedia, der Stadt und den Stadtwerken Bochum sollen mehr als 170.000 Haushalten Zugang zu den neuen Gigabit-Anschlüssen bekommen.

Den Großteil der möglichen Anschlüsse schaltet der Kabelnetzbetreiber Unitymedia. Im vergangenen Jahr hatte der Anbieter sein Netz in der Ruhrstadt auf den Übertragungsstandard DOCSIS 3.1 aktualisiert, um erstmals in einer deutschen Großstadt Gigabit-Geschwindigkeiten in der Fläche zu ermöglichen.

Im Gigabit-Tarif bietet Unitymedia eine Download-Rate von bis zu 1000 MBit/s bei 50 MBit/s Upload. So ein Anschluss kostet regulär 109,99 Euro pro Monat, Schnellentschlossene bekommen die neue Geschwindigkeit vorerst für 49,99 Euro pro Monat. Mit allzu großer Nachfrage rechnet der Kabelversorger allerdings nicht unmittelbar. So habe das Unternehmen bisher lediglich 800 Voranfragen gehabt, sagte Unitymedia-Chef Lutz Schüler zum Start des neuen Projekts in Bochum. "Uns geht es dabei um die Positionierung im Markt: Wir sind die schnellsten", betonte Schüler.

Ganz stimmt das allerdings nicht: Denn in 16.000 Haushalten haben die Bochumer Stadtwerke bereits ihre Glasfaseranschlüsse gelegt. Auch diese Haushalte können ab heute erstmals einen Gigabyte-Tarif buchen. Für 99,95 Euro regulär gibt es hier eine Flatrate mit 1000 MBit/s im Download, aber 100 MBit/s im Upload, also das Doppelte wie beim Kooperationspartner. Allerdings muss hier der Router extra bezahlt werden. Auch hier gibt es ein Einstiegs-Angebot für anfangs unter 50 Euro pro Monat.

Nordrhein-Westfalens Wirtschafts- und Digitalminister Andreas Pinkwart lobte den Startschuss in Bochum: "Das ist für Deutschland ein großer Sprung nach vorne." Gleichzeitig zeigte er sich optmistisch, bis 2025 im ganzen Bundesland Gigabit-Anschlüsse anbieten zu können – allerdings auch mit symmetrischen Upload-Geschwindigkeiten. Schüler versicherte, dass dies mit der Kabel-Technik ohne Probleme machbar sei: DOCSIS 3.1 erlaube Übertragungen von 10 Gigabit/s in beide Richtungen, man müssen nur die entsprechenden Kapazitäten freischalten.

Mit der Connect Box von Unitymedia oder der Fritzbox 6591 Cable geht's ans Gigabit-Netz.

(Bild: heise online/Kleinz)

Für die neuen Gigabit-Anschlüsse sind auch neue Router vonnöten. In Bochum präsentierte Unitymedia daher die neue FRITZ!Box 6591 Cable, die als erstes Endgerät in deutschen Kabelnetzen mit DOCSIS 3.1 eingesetzt werden kann. Das Gerät unterstützt Höchstgeschwindigkeiten von 6 GBit/s im Downstream und 2 GBit/s im Upstream und ist abwärtskompatibel zu DOCSIS 3.0.

Parallel dazu will Unitymedia in den kommenden Monaten die neue Version ihrer Unitymedia Connect Box anbieten, die den gleichen DOCSIS-Chipsatz wie die Fritz!Box verwendet, und per WLAN Übertragungsgeschwindigkeiten über einem Gibabit pro Sekunde erreicht, aber auf Funktionen wie DECT-Telefonie und Smart-Home-Anwendungen verzichtet.

Während Unitymedia 90 Prozent der Haushalte bereits versorgt, gibt es im Stadtgebiet immer noch weiße Flecken. Wie Oberbürgermeister Thomas Eiskirch ausführte, werden 3,8 Prozent der Haushalte bisher weder von Unitymedia noch von Konkurrenten mit Internetanschlüssen mit einer Geschwindigkeit von 30 MBit/s versorgt.

Hier will sich die Stadt noch in diesem Jahr um Förderung von Land und Bund bemühen. Unitymedia will sich allerdings nicht um den Zuschlag bewerben, da es sein Netz nicht anderen Konkurrenten zur Verfügung stellen will – eine Grundvoraussetzung für öffentliche Förderprogramme. Die Gigabit-Anschlüsse wurden ohne solche Förderzahlungen realisiert. (vbr)