Wear OS: Aggressives Stromsparen und richtiges Schwarz kitzeln mehr aus Smartwatch-Akku

Mit wirklich schwarzer Hintergrundfarbe und aggressiverem Akku-Sparmodus will Google mehr aus den Akkus von Smartwatches herausholen. Wasserratten können zukünftig den Touchscreen ausschalten.

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Smartwatch an Handgelenk

Eines von 50 Smartwatch-Modellen, die unter einem abgespeckten Android laufen.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die Stromversorgung ist bei Smartwatches eine besondere Herausforderung. Daher versucht Google, den Stromverbrauch seiner "Wear OS by Google" genannten Android-Variante zu reduzieren. Auf der Entwicklerkonferenz Google I/O stellte Google am Mittwoch Änderungen an Wear OS vor, die mit der Einführung von Android P einhergehen.

Dazu gehört der Versuch, Apps einzuschränken, die nur im Hintergrund laufen. Sie sollen keine neuen Aufgaben oder Alarme für das Betriebssystem einrichten können, ausgenommen die Uhr wird gerade geladen. Wer für seine App unbedingt kontinuierlichen Betrieb braucht, muss ausdrücklich auf foreground services zurückgreifen.

Wear-OS-Produktchef Dennis Troper auf der Google I/O 2018

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Die geplante automatische Abschaltung von WLAN wenn keine Bluetooth-Verbindung besteht hat Google zwar wieder fallen gelassen. Aber wer seine Uhr abnimmt und beispielsweise auf den Tisch legt, muss damit leben, dass nach einer Weile alle Funkverbindungen unterbunden werden.

Helle Farben erhöhen bei OLEDs den Stromverbrauch. Anstatt wie bisher dunkle Farbschemata bloß zu empfehlen, geht Google nun einen Schritt weiter: Die Hintergrundfarbe wird von #232E33 auf #000000, also von dunkelgrau auf schwarz, umgestellt. Das verbessert auch den Kontrast und damit die Lesbarkeit. Diesem Zweck dient auch eine neue Schriftart und "adaptive text sizing". Das bedeutet, dass kürzere Mitteilungen automatisch größer dargestellt werden.

Der Stromsparmodus, der bei zur Neige gehendem Akkustand in Aktion tritt, wird aggressiver: Funkmodule werden deaktiviert, die Aktivierung des Displays durch Drehen des Handgelenks unterbleibt, und die Touchfunktion des Bildschirms wird ausgeschaltet. Die Uhr läuft aber noch: Durch einen kurzen Druck auf den Knopf kann sich der Benutzer die Zeit anzeigen lassen. Und sollte er andere Funktionen dringend benötigen, kann er den Stromsparmodus durch einen längeren Knopfdruck ausschalten.

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Den Entwicklern rät Google, mehrere Anfragen an Sensoren und Rechner zusammenzufassen, anstatt sie einzeln abzuschicken. Das selbe gilt für Datenübertragungen: Besser mehr auf einmal, als immer wieder kleine Häppchen.

Parallel spendiert Google seinem Wear OS auch einige neue Funktionen: Der Touchscreen kann deaktiviert werden, was insbesondere für Regen und Wassersport gedacht ist. Sprachausgabe (Text to Speech) wird über Bluetooth ermöglicht, und Actions on Google werden unterstützt. Dabei darf sich die Sprachausgabe auch von der visuellen Darstellung unterscheiden.

Ermöglicht wird zudem die kontinuierliche Erfassung des Herzschlags des Uhrträgers. Und vor kurzem benutzte Apps dürfen winzige Einblendungen auf dem Ziffernblatt machen – beispielsweise soll eine Wetterapp ein Wettersymbol platzieren dürfen.

Mit dem neuen Namen "Wear OS by Google" möchte der Datenkonzern mehr Endkunden für Android-Smartwatches gewinnen. Der alte Name "Android Wear" dürfte so manchen iPhone-Inhaber abgeschreckt haben. Derzeit wird jede dritte Android-Smartwatch mit einem iPhone aktiviert, wie Google am Mittwoch verraten hat. Bisher sind 50 Smartwatch-Modelle mit Android auf den Markt gekommen, 26 davon im Vorjahr. (ds)