Agiles Coaching – Die neue Art, Teams zum Erfolg zu führen

Viele Unternehmen holen sich agile Coaches zur Unterstützung der internen Prozesse ins Haus. Das Buch von Judith Andresen bietet trotz häufig konstruierter Beispiele zahlreiche Informationen zum Thema Agile Coaching.

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Agiles Coaching [--] Die neue Art, Teams zum Erfolg zu führen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Michael Müller

Judith Andresen

Agiles Coaching – Die neue Art, Teams zum Erfolg zu führen

Hanser, 2018
XVII + 389 Seiten, 32 Euro
ISBN 978-3-446-45168-1

Die Digitalisierung geht mit Umwälzungen im unternehmerischen Umfeld einher. Agilität ist hier ein probates Mittel zur strategischen Neuausrichtung. Da die Transformation aber oft allein nicht zu stemmen ist, holen sich viele Unternehmen Unterstützung in Form agiler Coaches. Was ist agiles Coaching, und wie gehen agile Coaches vor? Diese und angrenzende Fragestellungen adressiert Judith Andresen in Ihrem Buch "Agiles Coaching".

Beim Coaching führt der Coach die Coachees, indem er oder sie die passenden Fragen stellt und Lösungsräume eröffnet. Damit grenzt sich Coaching vom Training ab, bei dem es mehr darum geht, Fertigkeiten zu üben und zu vertiefen. Aber auch in die andere Richtung grenzt Andresen ab: Coaching ist keine Therapie, obwohl es einige ähnliche Handlungsweisen wie in der Psychotherapie gibt.

Auch wenn sie es erst am Ende der ersten Buchhälfte detailliert beschreibt, geht jedem Coachingauftrag eine genaue Klärung der Aufgabenstellung voran. Diese müsse im Laufe des Coachingprozesses immer wieder überprüft und nachjustiert werden, um ein Abdriften in eine Selbstbeauftragung hinsichtlich der Ziele, in ein Training oder eine Beratung zu vermeiden. Wenn während des Coachings eine Sekundärberatung erforderlich werde, müsse ein Coach immer klar zu erkennen geben, wann der Wechsel in eine Beraterrolle und wieder zurück erfolge.

Ist der Coachingauftrag geklärt und nach eingehender Prüfung angenommen – Andresen zeigt auch Situationen auf, die zu einer Ablehnung führen sollten –, sollte ein Coach eine bestimmte Haltung zu wahren. Dazu gehört insbesondere die Dissoziiertheit zum System. Obwohl ein Coach durchaus empathisch handeln soll, muss er oder sie die Distanz wahren, um in der Rolle wirksam bleiben zu können. Ein Coach muss in der Lage sein, genau zu beobachten, daraus passende Schlüsse zu ziehen und schließlich den Coachees den Lösungsraum zu öffnen, ohne eine Lösung vorzugeben. Und er oder sie muss in der Lage sein, die Coachingleistung mit Unterstützung der Kollegen zu überprüfen.

Andresen spricht die Leser als agilen Coach an. Damit ist die Zielgruppe scheinbar umrissen. Aber auch Leser, die nicht als Coach tätig werden, können dem Buch einige Informationen für die Transformation in ein agiles Unternehme entnehmen. Die Autorin zeigt, wie ein Coach agieren sollte und was sich oft direkt umsetzen lässt. Sie bespricht Agilität und ihre Reifegrade, den PDCA-Zyklus, Moderationsverfahren, Teamentwicklung, agile Methoden, Retrospektiven und vieles mehr, was zwar zum Handwerkskasten eines Coaches, letztlich aber ebenso in ein erfolgreiches Unternehmen gehört.

Laut Backcover ist das Buch mit Praxisbeispielen hinterlegt. Im Text sind sie deutlich abgesetzt und wirken teilweise ein wenig konstruiert. Dennoch helfen sie, das jeweils gerade Beschriebene zu erläutern. Andresen pflegt keinen mitreißenden Schreibstil, daher mag es dem ein oder anderen ein bisschen Selbstdisziplin abverlangen weiterzulesen. Mit der Zeit liest sich der Text jedoch flüssiger, und am Ende sind die Leser mit einem ordentlichen Informationsgewinn belohnt.

Michael Müller
ist als Bereichsleiter Softwareentwicklung der InEK GmbH verantwortlich für Projekte im Web-, Java- und .NET-Umfeld. Daneben betätigt er sich als freier Autor und verfasst Fachartikel zu diversen Entwicklungsthemen sowie Buchrezensionen.
(rme)