Veeam: Intelligentes Datenmanagement für die Cloud

Veeam konzentriert sich auf der diesjährigen Hausmesse darauf, die Unternehmesstrategie für die nächsten Jahre zu erläutern. Einige Versprechungen vom Vorjahr hat der Hersteller nicht erfüllt.

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Veeam: Intelligentes Datenmanagement für die Cloud

(Bild: Veeam)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Jens Söldner
  • Michael Melter
  • Torsten Volk
  • Dr. Jan Bundesmann
Inhaltsverzeichnis

In den nächsten Jahren will Veeam sich als zentraler Verwalter der Datenflut in der Cloud und im Rechenzentrum in Stellung bringen. Die Vision des Herstellers lautet, intelligentes Datenmanagement für das hyper-verfügbare Unternehmen bereitzustellen. Diese Botschaft stieß nicht bei allen Teilnehmern der Konferenz auf die erhoffte Begeisterung. Der Hauptvortrag wurde insgesamt als zu marketinglastig wahrgenommen und die Entscheidung des Herstellers, wichtige Ankündigungen neuer Produkte und Dienste in einzelnen Teilvorträgen versteckt bekannt zu geben, war nicht ganz glücklich gewählt. Nächstes Jahr in Miami soll die Konferenz wieder einen technischeren Drall erhalten und auch internationaler wieder breiter aufgestellt werden – dieses Jahr stand der Nordamerika-Markt im Vordergrund.

Veeam kann auf eine Serie erfolgreicher Geschäftsjahre zurückblicken – und auf die Treue seiner Kunden und Partner. Marktforscher haben die hohe Kundenzufriedenheit als wesentlichen Faktor für das Unternehmenswachstum ausgemacht. In der Metrik "Net Promoter Score" (NPS) (mit einer Skala von -100 bis +100) hat Veeam 73 Punkte erreicht – laut Hersteller dreieinhalbmal besser als der Durchschnitt innerhalb des Marktsegements.

Einen kleinen Zufriedenheitspuffer kann das Unternehmen aber auch brauchen, konnte es seine Ankündigungen der VeeamOn 2017 nur teilweise umsetzen. Version 10 seiner Availabilty Suite hätte im 4. Quartal 2017 ausgeliefert werden sollen, ist aber bis heute nicht erschienen. Stattdessen musste Veeam wohl einsehen, dass sie sich technisch verhoben haben. Insbesondere Continuous Data Protection (CDP), das eine Spiegelung von VMs mit Recovery Point Objective (RPO) im Sekundentakt erlauben soll, lässt wohl noch länger auf sich warten. Knackpunkt ist, dass Veeam anders als der Mitbewerb diese Funktion auf Basis der VMware-eigenen Schnittstelle VAIO (vSphere APIs for IO Filtering) bauen will. Damit wären sie tatsächlich die ersten auf dem Markt, die eine kontinuierliche Replikation unter Nutzung von VMware VAIO ermöglichen. Anscheinend ist das jedoch schwieriger, daher wird Version 10 noch auf sich warten lassen.

Viele der für die Version 10 angekündigten Funktionen integriert Veeam schrittweise in Updates zu Version 9.5 der Availabilty Suite. Dazu gehört die erweiterte Einbindung von objektbasiertem Cloud-Speicher wie Amazons S3, Microsoft Azure Storage oder damit kompatibler Dienste. Veeam-Kunden können bei Bedarf diese Cloud-Speicher als zusätzliche Stufe für Scale-Out Backup-Repositories registrieren und bei allen Backupprozessen wie lokalen Speicher nahtlos verwenden. Technisch bleibt nach einer automatischen Auslagerung lediglich eine Dateihülle mit Metadaten, auf die der Veeam Administrator alle gewohnten Funktionen anwenden kann – inklusive Instant Recovery und der automatisierten Backupprüfung mit SureBackup.

An das spärlich auf der Konferenz vertretene europäische Publikum richtet sich eine Funktion namens DataLabs, mit der unter anderem Backupprozesse mit den Anforderungen der DSGVO in Einklang gebracht werden können. Beispielsweise kann die Anforderung auf das Recht auf Vergessen damit umgesetzt werden. Dazu werden bereits bekannte Funktionen für Veeams SureBackup und das Sandboxing von zurückgesicherten virtuellen Maschinen so erweitert, dass Löschanforderungen auch auf die Backup-Daten angewandt werden können. Daneben lassen sich die DataLabs in Kombination mit Veeams neuem und zusätzlich zu lizenzierendem Availabilty Orchestrator für Szenarien nutzen wie die Prüfung auf Verwundbarkeiten und weitere Sicherheitstests.

Ebenfalls in Update 4 will Veeam Antivirenschutz in den Wiederherstellungsprozess integrieren, um zum Zeitpunkt der ursprünglichen Sicherung unbekannte Schadsoftware bei der Rücksicherung zu erkennen. Veeam bietet direkten Zugriff für den Windows Defender und anderen Herstellern eine Schnittstelle.

Sein Backup for Office 365 hebt Veeam im Lauf der kommenden Monate auf Version 2.0 an – momentan läuft eine Closed Beta. Neu wird die Sicherung und Rücksicherung von OneDrive und SharePoint Online sein. Zudem will Veeam eine auf 10 Benutzer beschränkte kostenfreie Lizenz bereitstellen.

Dank der 42 Millionen US-Dollar teuren Übernahme von N2WS im Januar kann Veeam nun AWS-Instanzen sichern. Die Akquisition erlaubt es Veeam, einen Restore direkt nach Amazon EC2 anzubieten.

Update 4 ist intern fertiggestellt und soll nach einer Betaphase, die im Juni startet, im vierten Quartal 2018 für die Kunden verfügbar sein. Noch vorher wird mit Update 3a Kompatibilität zu VMwares vSphere 6.7 geliefert.

N2WS selbst wird auch als eigenständiges Produkt weitervertrieben. Im Gespräch mit der iX erläuterte N2WS-Manager Ezra Charm die neuen Funktionen des Cloud Protection Manager 2.3: Amazons DynamoDB ist nun Sicherungsquelle und Wiederherstellungsziel. Zusätzlich können Entwickler CPM mit einer REST API ansteuern und ein CloudFormation Template ist ebenfalls mit dabei.

Nächstes Jahr soll die Konferenz im Gegensatz zur diesjährigen Veranstaltung wieder als weltweites Event beworben werden und wieder technischer und an der Zielgruppe stärker ausgerichtet sein – ein von vielen Anwesenden geäußerter Wunsch, der beim Veeam-Management ankam. Als Konferenzort für 2019 hat Veeam Miami vorgesehen, ein konkreter Termin ist noch nicht bekannt. (jab)