Hartweizen für die Sonne Afrikas

Eine neue Getreidesorte kann im Tal des Senegal-Flusses sogar während der Trockenzeit wachsen. Gezüchtet wurde sie ohne Gentechnik.

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Von
  • Roman Goergen

Couscous gehört für viele Bewohner der afrikanischen Sahelzone als günstiges Gericht auf den täglichen Speiseplan. "Hier werden sehr viel Grießprodukte aus Hartweizen konsumiert", sagt Rodomiro Ortiz, Experte für Genetik und Pflanzenzüchtung an der Swedish University of Agricultural Sciences.

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Die Region und speziell die Länder Senegal und Mauretanien haben jedoch mit langen Dürren zu kämpfen. Deshalb können die Landwirte quasi keinen Hartweizen, auch Durumweizen genannt, anbauen. Er ist dem trockenen und heißen Klima der Region nicht gewachsen. Laut Ortiz müssen der Senegal und Mauretanien rund 200.000 Tonnen jährlich importieren, was allein den Senegal 30 Millionen Euro koste.

Ortiz und sein Kollege Filippo Bassi vom International Centre for Agricultural Research in Dry Areas (ICARDA) hatten deshalb 2013 die Idee, besonders hitzebeständige Hartweizensorten zu entwickeln. Dafür untersuchten die beiden Wissenschaftler den genetischen Fingerabdruck verschiedener Sorten. Anschließend kreuzten sie Tausende Sorten und selektierten von Pflanzengeneration zu Pflanzengeneration die vielversprechenden aus.

Ganz ohne genetische Manipulation entstanden so nach vier Jahren Arbeit drei neue Sorten: Elwaha, Haby und Amina. "Sie können Temperaturen von 35 bis 40 Grad Celsius überstehen, generieren einen substanziellen Ernteertrag von drei bis sechs Tonnen pro Hektar und benötigen maximal 92 Tage zwischen Aussaat und Ernte", berichtet Ortiz.

Angebaut werden soll das Getreide künftig im Tal des Senegal-Flusses, der gleichzeitig die Grenze zwischen dem Senegal und Mauretanien markiert. Es ist die fruchtbarste Region der beiden Staaten, in der schon zuvor mit internationaler Hilfe ein effizientes Bewässerungssystem für die Reisproduktion installiert worden ist. Hartweizen benötigt zwar nur halb so viel Wasser wie Reis, hat dafür jedoch fünfmal mehr Protein. "Wir wollen den Reisanbau trotzdem nicht ersetzen", sagt Bassi. Denn beide Feldfrüchte ergänzen sich: Hartweizen kann während der Trockenzeit zwischen November und April wachsen, wenn die Nachttemperaturen für Reis zu niedrig sind. Und Reis folgt in der Regenzeit. "Deswegen war uns der kurze Erntezyklus als Eigenschaft der Sorten so wichtig", sagt Ortiz.

Das Hartweizenprojekt rechnet sich somit selbst bei einer schlechten Ernte: "Wenn wir einen pessimistischen Ertrag von nur drei Tonnen pro Hektar annehmen, bedeutet das für Mali, Mauretanien und Senegal mindestens 600.000 Tonnen Nahrung zusätzlich", sagt Ortiz. Da guter Hartweizen auf dem Weltmarkt 300 bis 400 Euro pro Tonne erziele, könne daraus eine Wirtschaft mit einem Wert von jährlich mehr als 180 Millionen Euro entstehen. "Hinzu kommt, dass das Senegal-Tal das einzige Anbaugebiet der Welt wäre, das Hartweizen im April liefern kann, wenn die Preise wegen des geringen Angebots am höchsten sind", so Ortiz.

Das Konzept wurde im Vorjahr mit dem Olam-Preis für Innovation in der Ernährungssicherheit ausgezeichnet. Nun geht es um die Implementierung. Die Samen müssen vermehrt, die Bauern geschult und ein Zugang zum internationalen Markt geschaffen werden. "All das wird mit über den Erfolg entscheiden", weiß Ortiz.

(bsc)