Grenzerfahrung

Trump lässt Einfuhrzölle prüfen

US-Präsident Donald Trump lässt prüfen, ob die USA künftig höhere Zölle auf importierte Autos erhebt. Auf den ersten, flüchtigen Blick erscheint das durchaus nachvollziehbar. Die europäische Autoindustrie hat viel zu verlieren. Sie protestiert gegen die Pläne – und hat gute Argumente

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Von
  • Martin Franz
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US-Präsident Donald Trump lässt prüfen, ob die USA künftig höhere Zölle auf importierte Autos erhebt. Auf den ersten, flüchtigen Blick erscheint das durchaus nachvollziehbar, schließlich werden für diese derzeit 2,5 Prozent fällig, während die US-Hersteller mit EU-Zöllen von rund 10 Prozent leben müssen, wenn sie Fahrzeuge in die EU exportieren. Die europäische Autoindustrie hat viel zu verlieren. Sie protestiert gegen die Pläne – und hat gute Argumente in der Hinterhand.

Wichtiger Markt

Die Bedeutung eines solchen Schrittes der aktuell amtierenden US-Regierung kann nur schwerlich unterschätzt werden. Nach dem chinesischen ist der US-amerikanische Absatzmarkt der größte für die deutschen Autohersteller. Umgedreht sieht es anders aus: US-Hersteller spielen in Europa eine untergeordnete Rolle, sieht man einmal von Ford ab. Trump dringt auf höhere Zölle für Importautos und hatte im März 2018 angekündigt: „Wir werden Mercedes-Benz mit Zöllen belegen, wir werden BMW mit Zöllen belegen.“

Doch die europäischen Autohersteller exportieren nicht nur in die USA, sondern fertigen dort auch im großen Stil. Der Export von Fahrzeugen aus Deutschland in die Vereinigten Staaten sinkt seit vielen Jahren, wohingegen die deutschen Autohersteller in ihren US-Werken immer mehr Autos fertigen und dann in alle Welt verkaufen. Seit 2013 habe man die Produktion an den amerikanischen Standorten um 180.000 auf 804.000 Wagen erhöht, so der Verband der Automobilindustrie (VDA). Die Zahl der in den USA beschäftigten Mitarbeiter sei um 5700 auf 36.500 gewachsen, berichtete der VDA. Bei Zulieferern seien weitere 80.000 Menschen angestellt.

Höhere Steuern als Lenkung?

Die Vorstellung, mit Importzöllen ausländische Autohersteller schlechter als die einheimischen zu stellen, wird also nur begrenzt funktionieren, sofern man nicht Arbeitsplätze im eigenen Land gefährden will. Eine weitere ungeklärte Frage ist, ob höhere Steuern dazu führen, dass die Käufer die schon jetzt teuren Autos der Marken Mercedes und BMW stehen lassen und stattdessen auf US-Marken umsteigen. Beide Marken sind in den USA gefragt, obwohl die US-Konkurrenz oftmals günstigere Modelle anbieten kann.

Das US-Handelsministerium hat eine Untersuchung zur Frage eingeleitet, ob Importe von Fahrzeugen Belange der nationalen Sicherheit der USA berühren. In diesem Fall könnte Trump ohne Beteiligung des Parlaments über die Zölle entscheiden. Die deutsche Wirtschaft protestiert dagegen scharf. Dies sei „konstruiert und an den Haaren herbeigezogen“, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer. „Wir müssen das schon fast als Provokation werten.“ Investitionen und Jobs, die deutsche Hersteller in den USA schaffen, würden in Washington vollkommen außer Acht gelassen.