Missbrauchsvorwürfe gegen Künstler: Spotify macht teilweisen Rückzieher

Nachdem Spotify R. Kelly und den Rapper XXXTentacion aus den hauseigenen Playlisten verbannt hat, folgt die Kehrtwende. XXXTentacion darf wieder derart beworben werden. Er hatte prominente Unterstützung erhalten.

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Spotify

(Bild: dpa, Daniel Bockwoldt)

Lesezeit: 2 Min.

Nach heftigen Protesten auch aus dem Unternehmen selbst, will Spotify Maßnahmen gegen Künstler, denen im Privatleben Vergehen vorgeworfen werden, überarbeiten. Zwar sollen die Songs des R&B-Sängers R. Kelly weiterhin nicht in Spotifiys eigenen Playlisten vorkommen, der gleichermaßen verbannte Rapper XXXTentacion soll aber wieder aufgenommen werden. Das berichtet der Finanznachrichtendienst Bloomberg und bezeichnet den Schritt als teilweise Rücknahme einer erst vor wenigen Tagen öffentlich gemachten Maßnahme. Nach Missbrauchsvorwürfen waren die Songs von R. Kelly und XXXTentacion aus den von Spotify gepflegten Playlisten entfernt worden, ihre Musik blieb aber auf der Plattform.

Begründet hatte der Streamingdienst den Schritt mit einer neue Richtlinie zu Hassinhalten und gewalttätigem Verhalten der Künstler. Danach kann sexuelle Gewalt oder Gewalt gegen Kinder eines Künstlers "beeinträchtigen, wie wir mit diesem Künstler zusammenarbeiten". Die Anschuldigungen gegen R. Kelly reichen schon bis 1994 zurück. Mehrere Frauen haben ihm seitdem vorgeworfen, sie sexuell genötigt oder emotional missbraucht zu haben und einen "Sex-Kult" zu betreiben. Ein Urteil gegen ihn gibt es nicht. Gegen XXXTentacion wiederum gab es Vorwürfe, er habe eine schwangere Frau gefährlich verletzt. Auch in diesem Fall gibt es bislang kein Urteil.

Vor allem XXXTentacion habe in dem Streit viel Unterstützung bekommen, berichtet Bloomberg nun. So habe etwa der Rapper Kendrick Lamar damit gedroht, seine Musik von Spotify zu nehmen, sollte der Dienst seine Haltung nicht ändern. Auch intern habe sich Protest gegen die Maßnahme herausgebildet. Gleichzeitig gab es Forderungen , auch andere Künstler derart zu sanktionieren, beispielsweise Chris Brown oder Eminem. Verbunden damit stünde auch die Frage im Raum, warum Spotify lediglich zwei Afroamerikaner verbannt hat, weiße Künstler, gegen die es ähnliche Vorwürfe gibt, aber nicht.

Angesichts des gerade erst absolvierten Börsengangs wolle Spotify nun die Reißleine ziehen und Meinungsverschiedenheiten mit der Musikindustrie ausräumen, schreibt Bloomberg. Die Verbannung von R. Kelly soll aber beibehalten werden. (mho)