Das Happy Hacking Keyboard Professional 2 im Test

290 Euro: So viel kostet das Happy Hacking Keyboard Professional 2 von PFU. Dafür kriegt man gerade mal 60 Tasten. Lohnt sich das?

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Das Happy Hacking Keyboard Professional 2 im Test
Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Björn Bohn
Inhaltsverzeichnis

Zugegeben: Die Zielgruppe, die bereit ist, fast 300 Euro für eine Tastatur auszugeben, ist spitz ausgelegt. Dennoch hat das Happy Hacking Keyboard Professional 2 (HHKB 2) der Fujitsu-Tochterfirma PFU einen regelrechten Kultstatus inne – gerade unter Menschen, die sich für mechanische Tastaturen interessieren. Seit einiger Zeit ist es nun offiziell in Deutschland erhältlich. Der Versuch des Herstellers, die Tastatur bewusst auch für professionelle Softwareentwickler zu vermarkten, war für heise Developer Grund genug, die Tastatur ausgiebig zu testen.

Was beim Happy Hacking Keyboard 2 Professional auffällt, noch bevor man es aus dem Karton packt, sind das geringe Gewicht und die Größe der Tastatur. Während andere mechanische Tastaturen – nicht nur wegen des größeren Layouts – oft deutlich mehr wiegen, bringt das HHKB 2 gerade mal 530 Gramm auf die Waage. Damit ist es durchaus dafür geeignet, es eben mal schnell in die Tasche zu packen und das Keyboard unterwegs oder beim Kunden einzusetzen. Das klingt verlockend. Denn es hat durchaus Vorzüge, immer mit dem eigenen Gerät zu arbeiten. Schließlich ist man das Tippen darauf gewohnt und am Ende kostet es doch jedes Mal wieder ein wenig Zeit, sich an eine andere Tastatur zu gewöhnen. Wer allerdings eine "normale" Tastatur gewöhnt ist, wird beim HHKB 2 gleich einiges vermissen.

Nachdem man die Tastatur aus dem Karton befreit hat, fällt auf, was die Tastatur alles nicht hat: denn das HHKB 2 besteht aus lediglich 60 Tasten, also ganze 45 Tasten weniger als üblich. Gänzlich verzichtet der Hersteller dabei auf den Nummernblock, Funktions- und sogar die Pfeiltasten. Das spart Gewicht und gestaltet die Tastatur recht übersichtlich. Außerdem war es dem Hersteller dadurch möglich, die Tasten nahezu symmetrisch anzurichten. Das sieht nicht nur schön aus, sondern wirkt sich auch angenehm auf die Arbeit mit der Tastatur aus. Es ist außerdem möglich, die Höhe der Tastatur mit Kippschaltern auf drei verschiedene Positionen einzustellen.

Das Layout des Happy Hacking Keyboard Professional 2

Gänzlich auf Funktions- und Pfeiltasten müssen Nutzer des Keyboards natürlich nicht verzichten. Mit einer Fn-Taste können Nutzer auf diese zugreifen. Alle Tasten, die über eine zweite Funktion verfügen, tragen eine entsprechende Legende auf der Vorderseite der Taste. Wer allerdings sein ganzes Leben auf einer Tastatur mit vollem Layout getippt hat, kann sich zumindest am Anfang auf häufige Tippfehler freuen.

Die Funktions-Legende auf den Tasten

Das ist allerdings nicht das einzige, an was sich Umsteiger zum HHKB 2 gewöhnen müssen. Denn die Tastatur ist zwar jetzt in Deutschland ohne Importkosten verfügbar, das hierzulande standardmäßig eingesetzte QWERTZ-Layout sucht man allerdings vergeblich. Stattdessen setzt die Tastatur auf das international übliche QWERTY-Layout. Da viele Tasten des HHKB 2 nur über die Kombination mit der Fn-Taste verfügbar sind und sich die Beschriftungen für die Zweitfunktionen der Tasten eben auch auf das QWERTY-Layout beziehen, bleibt einem eigentlich keine andere Wahl, als auf QWERTY umzusteigen. Für viele potenzielle Kunden in Deutschland sicherlich ein Ausschlusskriterium.

International ist das Happy Hacking Keyboard 2 in zwei Farbvarianten erhältlich: in grau-schwarz und in weiß. Nach Deutschland hat es allerdings nur die dunklere Version geschafft. Diese kann sich durchaus sehen lassen und wirkt in ihrem matten Design hochwertig und schick. Allerdings sind die Beschriftungen der einzelnen Tasten ebenfalls in einem Grauton gehalten. Das sieht zwar nett aus, führt aber in Kombination mit dem ungewohnten Layout dazu, dass man häufig sehr genau hinsehen muss, welche Funktion jetzt hinter welcher Taste versteckt ist. Eine Rückenbeleuchtung hat die Tastatur nicht.

Auch wenn der Wechsel auf eine Fn-Taste und möglicherweise noch der Umstieg auf ein QWERTY-Layout einiges an Zeit in Anspruch nehmen können, gewöhnt man sich an eine Änderung im Layout äußerst schnell. Auf der linken Seite der Tastatur befindet sich eine Shift-Taste, aber keine Caps-Lock-Taste. Außerdem haben Shift und Strg die Position getauscht. Dadurch liegt Strg direkt neben dem Buchstaben A. Der Hersteller PFU hat sich dafür bei den alten Sun-Type-3-Tastaturen inspirieren lassen, die diese Layoutvariante ebenfalls einsetzten.

STRG und Shift haben die Position getauscht

Dieser Positionswechsel der Strg-Taste fällt äußerst positiv auf. Viele Tastaturkombinationen lassen sich dadurch deutlich schneller eingeben. Kombinationen wie Strg + C und Strg + V wirken deutlich komfortabler. Wer allerdings häufig Funktionstasten einsetzt, muss mit dem Happy Hacking Keyboard Professional 2 jedes Mal eine Tastenkombination einsetzen. Man gewöhnt sich zwar daran, statt F1 eben Fn + 1 zu betätigen, wirklich komfortabel wirkt das allerdings nie. Gleiches Spiel bei den Pfeiltasten: Sie sind über eine Kombination von Fn mit [, ;, '; und / abrufbar (im QWERTY-Layout). Da die Fn-Taste unter der Return-Taste auf der rechten Seite liegt, können die Pfeile zwar genauso einhändig getippt werden wie auf einer Tastatur mit eigenen Pfeiltasten – so ganz will man sich allerdings einfach nicht daran gewöhnen. Ebenfalls auffallend ist der Verzicht auf eine eigene Backspace-Taste. Über Return befindet sich auf der rechten Tastaturseite ein "Delete"-Button. Backspace ist nur umständlich über Fn + Delete erreichbar.

Durch die kompakte Größe und ein nahezu symmetrisches Layout liegen die Hände beim Tippen allerdings recht angenehm auf der Tastatur. Während bei regulären Keyboards die Wege der Finger manchmal doch etwas weit sind, sind beim HHKB 2 alle Tasten schnell erreicht. Das erhöht, wenn man das neue Layout im Schlaf beherrscht, auf Dauer die Produktivität. Auch die zylindrische Abstufung der Tastaturreihen erleichtert das Tippen signifikant. Man erwischt immer die richtigen Tasten und kann auch immer genau beurteilen, auf welcher Ebene die Finger beim Schreiben gerade zur Ruhe gekommen sind. Laut Hersteller soll diese Abstufung auch Ermüdungserscheinungen der Hände vorbeugen.

Das HHKB 2 verfügt über eine Reihe von DIP-Schaltern (Dual in-line Package), mit denen Nutzer den Tastaturmodus auf ein bestimmtes Betriebssystem anpassen können. Dadurch verschieben sich beispielsweise Alt- und Option-Tasten für Mac-Nutzer oder die Position der Fn-Taste. Das Grundproblem des gewöhnungsbedürftigen Layouts ändert sich dadurch allerdings nicht.

Ein paar Wörter mit dem HHKB 2

Jeder, der sich für mechanische Tastaturen interessiert, freut sich auf diesen Abschnitt der Rezension. Denn das HHKB 2 setzt die in der Szene häufig kontrovers diskutierten Topre-Schalter für die Tasten ein. Diese setzen sich aus einer mechanischen konischen Feder, Gummikuppeln und einem elektrostatischen kapazitiven Sensor zusammen. Sie sind damit fast ein Zwischenprodukt zwischen mechanischen Tasten und den in den meisten Tastaturen üblichen Membrantastaturen. Wer sich für die technischen Details der Topre-Schalter interessiert, ist mit einem Beitrag des Mecha-Blogs gut beraten. Die benötigte Anschlagskraft für die Topre-Schalter des HHKB 2 liegt bei angenehmen 45 Gramm.

Die Tasten des HHKB 2 sind sehr griffig. Die Topre-Schalter sind äußerst genau, und man weiß immer, wann eine Taste gedrückt wurde. Auch durch das angenehme Geräusch, dass die Tasten beim Anschlag produzieren. Im Vergleich zu anderen mechanischen Tastaturen, besonders zu solchen, die die blauen Cherry-MX-Schalter verwenden, sind die Topre-Schalter recht leise. Dadurch eignen sie sich auch für einen Einsatz in einem offenen Büro. Sie produzieren zwar einen klaren Sound, stören die Kollegen aber nicht mehr als eine normale Tastatur.

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Das Happy Hacking Keyboard Professional 2 lässt sich über einen Mini USB 2.0 Type B mit dem Computer verbinden. Im Lieferumfang inbegriffen ist ein 1,8-m-Anschlusskabel. Darüber hinaus verfügt die Tastatur über ein integriertes USB-Hub (zwei USB-2.0/1.1-Anschlüsse), an denen man weitere Geräte anschließen kann – aber nur mit bis zu 100 mA pro Port.

Die USB-Anschlüsse und DIP-Schalter des HHKB 2