AR-Brille hilft Blinden

Microsofts Augmented-Reality-Hardware HoloLens kann mit einer neuen Software Menschen mit Sehbehinderung dabei helfen, durch komplexe Gebäude zu navigieren.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Rachel Metz

Die HoloLens, der teure Gesichtscomputer aus dem Hause Microsoft, ist eigentlich dafür gedacht, digitale Bilder mit der Echtwelt zu vermischen. Eine Gruppe von Forschern hat nun herausgefunden, dass das Gerät auch für eine eigentlich unerwartete Anwendung gut ist: Blinden Menschen zu helfen, sich durch Gebäude zu bewegen und ihnen einen besseren Eindruck davon zu geben, wo sich Objekte um sie herum befinden.

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Die Forscher am California Institute of Technology (Caltech) schufen dazu eine neue Anwendung für die HoloLens. Sie nutzt die in Echtzeit ablaufende Raum- und Objekterkennung der Brille. Zudem werden die integrierten Lautsprecher verwendet, die es erlauben, Töne im dreidimensionalen Raum wiederzugeben.

Diese Funktionen werden verwendet, um einen komplexen Pfad durch ein Campus-Gebäude zu kartografieren, der dann per Audioausgabe angesagt wird. Der virtuelle Guide in der HoloLens gibt dann Worte wie "Folge mir" aus und erfasst, was sich einen Meter um die Person herum befindet.

In einer Demonstration zeigen die Forscher, wie dies in der Realität umgesetzt wird: Eine weibliche Stimme führt eine HoloLens-tragende blinde Versuchsperson, indem sie Dinge sagt wie: "Geländer an beiden Seiten", "Die Treppe hoch" oder "Gleich geht es nach rechts". Die Versuchsperson folgt den Kommandos und bewegt sich leichtfüßig von einer Lobby im ersten Stock eine Treppe hinaus, geht an mehreren Ecken entlang und durch mehrere Türen, bis sie schließlich in einem Raum im zweiten Stock ankommt.

Die Anwendung wurde bislang von sieben Personen getestet. Alle konnten mit der HoloLens bereits beim ersten Versuch umgehen, wobei ein Tester zumindest kurzzeitig auf die falsche Spur gebracht wurde. Markus Meister, Caltech-Professor und Co-Autor der Studie, glaubt, dass die Technik zu einem Gerät entwickelt werden könnte, mit dem Menschen mit Sehbehinderung durch Orte wie Hotels oder Einkaufszentren geführt werden, die sie noch nicht kennen. Es existieren bereits Anwendungen, die in Außenbereichen funktionieren, etwa Navigationssysteme – doch in Innenräumen gibt es bislang nur wenige Optionen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass weltweit derzeit 253 Millionen Menschen blind oder sehbehindert sind – der Markt für eine solche Anwendung ist also groß. Doch noch müssen die Forscher einige Arbeiten hinter sich bringen. Aktuell müssen alle Routen, auf denen die HoloLens helfen soll, vorab gescannt werden und es gibt noch keine Möglichkeit, andere Personen zu erkennen, die einem blinden HoloLens-Träger womöglich in die Quere kommen könnten. Die Testpersonen waren jedoch bislang begeistert. "Ich fand das ziemlich cool", sagt eine.

(bsc)