Facebook gab Entwicklern weiterhin Zugriff auf "Freunde"-Daten

Ausgewählte Partner erhielten auch nach 2015 Zugriff auf Facebook-Nutzerdaten ohne deren Kenntnis, wie das Unternehmen jetzt nach einem Medienbericht zugab.

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Facebook gab App-Entwicklern weiterhin Zugriff auf "Freunde"-Daten
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Der Social-Media-Konzern Facebook soll ausgewählten Firmen viel länger Zugriff auf Daten von Facebook-"Freunden" gewährt haben, obwohl diese Funktionen bereits 2015 eigentlich für alle Entwickler abgeschaltet wurde. Das berichtet das Wall Street Journal und beruft sich auf Gerichtsdokumente sowie mit den Vorgängen befasste Personen.

Facebook habe mit Unternehmen wie Nissan und der Royal Bank of Canada (RBC) Vereinbarungen getroffen, die firmenintern als "Whitelist" bezeichnet wurden. Inhalt sei die Weitergabe von Nutzerdaten der Facebook-"Freunde" eines Nutzers gewesen, etwa deren Telefonnummer sowie eine Metrik namens "friend link", die die Nähe zwischen Nutzern des Netzwerks bezeichnet, schreibt das Wall Street Journal.

Den freien Zugriff auf "Freunde"-Daten eines Facebook-Benutzers hatte das Unternehmen eigentlich 2014 gesperrt und Partnern eine Übergangsfrist bis Mai 2015 gewährt. Seitdem ist die Zustimmung eines Benutzers zur Datenweitergabe erforderlich.

Facebook rechtfertigte sich nach Angaben des Wall Street Journal damit, dass diese Verträge nur eine geringe Zahl von Partner beträfen. Außerdem hätten die Entwickler lediglich neue Features ausprobieren und das "Nutzererlebnis" verbessern wollen. Manchen Partnern habe man auch auf deren Wunsch hin mehr Zeit geben wollen, ihre auf dem Datenweitergabemodell fußenden Projekte umzustellen.

Facebook habe den bevorzugten Datenzugriff über solche Verträge für Wochen und teils Monate aufrecht erhalten, für die RBC etwa 6 Monate lang. Im Interview sagte Ime Archibong, bei Facebook Vizepräsident für Produktpartnerschaften, man sei im Umgang mit den Entwicklern trotzdem sehr beständig und prinzipientreu verfahren. Unklar bleibt, wie viele Partnerverträge existierten und wann der letzte ausgelaufen ist.

Diese Entdeckung einer unbemerkten Datenweitergabe steht – nach dem Skandal um das mittlerweile insolvente Unternehmen Cambridge Analytica – neben anderen Vorfällen jüngster Zeit. So soll Facebook etwa seit 2007 zahlreichen Geräteherstellern Einblick in Nutzerdaten gewährt haben – mit der Begründung, diese seien "Service Provider" und keine "Dritten". Darunter sollen sich auch chinesische Unternehmen befunden haben, denen die US-Regierung Spionageabsichten unterstellt. (tiw)