Spanien: App der Fußball-Liga sucht übers Mikro unlizenzierte Übertragungen

Dank der DSGVO haben spanische Nutzer erfahren, dass die App ihrer Fußball-Liga übers Mikro nach nicht lizenzierten, öffentlichen Übertragungen fahndet.

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Spanien: App der Fußball-Liga sucht übers Mikro lizenzlose Übertragungen

(Bild: DariuszSankowski)

Lesezeit: 2 Min.

Die offizielle Smartphone-App der spanischen Fußballliga "La Liga" kann das Mikrofon aktivieren, um darüber nach unlizenzierten öffentlichen Übertragungen von Ligaspielen zu fahnden. Wie die Tageszeitung El País berichtet, kam die Praxis erst mit dem Wirksamwerden der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) ans Licht. Demnach haben die Verantwortlichen eingestanden, dass die App während der Ligaspiele das Mikro aktiviert, um herauszufinden, ob in der Umgebung des Smartphones eine öffentliche Übertragung läuft. Per GPS werde außerdem der Ort ermittelt. Wird eine nicht lizenzierte, öffentliche Übertragung ermittelt, erhalten die Betreiber der App einen Hinweis und können gegen die Verantwortlichen vorgehen.

Die DSGVO

Nach zwei Jahren Übergangsfrist trat die DSGVO am 25. Mai in Kraft. Sie soll den Datenschutz in Europa vereinheitlichen und den Kontrolleuren mehr Macht geben. Zuvor hat es noch einmal jede Menge Verunsicherung gegeben.

Ähnlich wie in anderen Staaten dürfen Gaststättenbetreiber in Spanien nur mit einer speziellen Lizenz Pay-TV-Übertragungen von Fußballspielen in ihren Lokalen zeigen. Durch unlizenzierte Aufführungen entstehen der Liga nach eigen Angaben Verluste von 150 Millionen Euro pro Jahr. Mithilfe der App sollen die Fans quasi als verdeckte Informanten akquiriert werden, um den Betrügern auf die Spur zu kommen. Dass die Mikrofon-Berechtigung dafür genutzt wird, war vor Wirksamwerden der DSGVO nicht in den ausufernden Nutzungsbestimmungen erklärt worden. Darin hieß es lediglich, das Mikro werde für "Publikumsanalysen" genutzt. In der vorschriftsmäßig nun vorhandenen und deutlich knapperen Datenschutzerklärung heißt es, über das Mikro versuche die App herauszufinden, ob der Nutzer Fußball gucke und fahnde nach Betrug. Gelesen hatte das wohl keiner. Aufgefallen war es Rechtsexperten, die sich auf Twitter beschwerten.

Die Freigabe des Mikros ist nicht obligatorisch.

(Bild: @Jorge_Morell )

An dem Vorgehen der Betreiber gibt es nun jede Menge Kritik, immerhin ist die App mit allein 10 Millionen Android-Nutzern recht beliebt. Die Liga verteidigt sich dem Bericht zufolge und versichert, es würden lediglich Audiofragmente aufgezeichnet und in einen Code umgewandelt, der nicht dekodiert werden könne. Niemals würde auf aufgezeichnete Inhalte zugegriffen. Außerdem werde das Mikro und die Betrugsfahndung nur aktiviert, wenn ein Ligaspiel läuft; wie genau technisch der Betrug aufgedeckt wird, wurde nicht bekannt. Die App setzt den den Zugriff auf das Mikro auch nicht voraus, wünscht ihn aber mit klaren Worten: "Schütze deine Mannschaft! [..]".

Nutzer können die Berechtigung der App, die es für Android und iOS gibt, jederzeit entziehen, müssen dazu aber in die Einstellungen ihres Smartphones. Die gesamte Funktion wird auch nur Nutzern aus Spanien angezeigt. Wie lange sie bereits implementiert ist, ist derzeit unklar. La Liga hat sich dazu nicht geäußert. (mho)