Beamtin vergisst Login: Waffenscheine ohne Backgroundcheck

Florida hat ohne ausreichende Überprüfung Lizenzen für das versteckte Tragen von Schusswaffen erteilt. Aufgrund schlechten Systemdesigns fiel das nicht auf.

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Pistole

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 2 Min.

In Florida wurden hunderte Genehmigungen für das versteckte Tragen von Schusswaffen rechtswidrig erteilt, weil das Systemdesign des Genehmigungsverfahrens mangelhaft war. Eine Beamtin hatte die Zugangsdaten zur einer FBI-Datenbank vergessen, in der Gefängnisaufenthalte, Hinweise auf psychische Probleme und andere Genehmigungshindernisse gespeichert sind.

Erst nach 40 Tagen holte sich die Frau ein neues Passwort, was aber auch nicht half. Daraufhin verzichtete sie kurzerhand auf die Abfrage der Datenbank. Doch darauf war das Systemdesign nicht vorbereitet. Im Ablauf spielten nur Treffer in Datenbanken, die eine Ablehnung des Antrags nach sich ziehen, eine Rolle. (Das Vorstrafenregister prüft Florida anhand zweier anderer Datenbanken, Anmerkung.)

Nie wurde sichergestellt, dass überhaupt alle vorgesehenen Überprüfungen durchgeführt wurden. Ergebnis: Hunderte Floridianer erhielten unzulässigerweise Lizenzen für das versteckte Tragen von Schusswaffen in der Öffentlichkeit. Die beste Datenbank nützt wenig, wenn das Prozedere nicht passt.

Deckblatt des Untersuchungsberichts Floridas

Erst nach mehr als einem Jahr fiel einer anderen Abteilung auf, dass schon lange niemand gegen die Nichterteilung der Genehmigung berufen hatte. Daraufhin wurde die verantwortliche Beamtin entlassen, der Skandal aber geheimgehalten. Vergangene Woche förderte die Zeitung Tampa Bay Times den internen Untersuchungsbericht aus dem Juni 2017 zu Tage. Die Ermittler konzentrieren sich darin auf die Nachlässigkeit der geständigen Beamtin, während das Grundproblem des mangelhaften Systemdesigns nur in einem Halbsatz angesprochen wird.

In die Zeitspanne der mangelhaften Überprüfungen fällt das Attentat auf den Pulse-Nachtclub in Orlando, bei dem ein einzelner Angreifer 49 Personen erschossen und 53 weitere verletzt hat. In Folge dieses Anschlags verdoppelten sich in Florida die Anträge auf die speziellen Waffenscheine auf etwa 275.000 pro Jahr. Das sind mehr als 750 Anträge pro Tag.

Laut Regierung des US-Staates war es bei 365 Anträgen erforderlich, die NICS-Überprüfung nachzuholen. Das beunruhigende Resultat: 291 der 365 überprüften Genehmigungen mussten entzogen werden.

(ds)