Preiserhöhungen bei Call-by-Call und Internet-by-Call möglich

Die Regulierungsbehörde hat einen Schlichtungsvorschlag vorgelegt, der Call-by-Call-Verbindungen bald teurer machen könnte.

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Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) hat am heutigen Donnerstag einen Schlichtungsvorschlag vorgelegt, der Call-by-Call-Verbindungen sowohl ins Internet als auch über das Telefon bald teurer machen könnte. Hintergrund ist die Auseinandersetzung um die Rechnungstellung. Call-by-Call-Verbindungen ohne Anmeldung werden meist nicht separat, sondern über die Rechnungen der Deutschen Telekom mit den Kunden abgerechnet. Den dadurch entstehenden Aufwand möchte der Rosa Riese gerne ersetzt haben. Streitpunkt ist die Höhe der dafür fälligen Zahlungen, die die Telekom in ihrer bisherigen Höhe als nicht mehr kostendeckend betrachtet.

Gegenwärtig zahlen die Wettbewerber einen Anteil von 4,5 Prozent vom Umsatz sowie 7 Mark für 1000 angelieferte Leistungsdaten (Verbindungsdaten). Die RegTP hat nun den Vorschlag gemacht, dass das umsatzabhängige Entgelt völlig wegfallen soll und stattdessen für den Leistungsumfang 28 Mark je 1000 angelieferte Leistungsdaten und neun Pfennig je Rechnung zu zahlen sind. Damit weicht der Vorschlag der RegTP sowohl von den Vorstellungen der Telekom als auch von denen der Call-by-Call-Anbieter ab.

Der Rosa Riese wollte 46,99 Mark für 1000 Datensätze kassieren und 16 Pfennig pro Rechnung. Die Call-by-Call-Anbieter hingegen wollten lediglich 13 Mark für 1000 Datensätze zahlen. Bei dem Preis pro Rechnung ist die RegTP dagegen ihren Vorstellungen von neun Pfennig gefolgt.

Neben den Preisen wird sich auch die Leistung der Telekom ändern: Während sie bisher für die Wettbewerber die komplette Rechnungstellung sowie das Einkassieren der Gelder und eventuelle Mahnverfahren durchführt, wird sie in Zukunft nur noch die Rechnung stellen und kassierte Gelder weiterleiten. Die Überpfrüfung, ob korrekt bezahlt wurde und eventuell notwendige weitere Maßnahmen bleiben jetzt den Call-by-Call-Anbietern überlassen. Auch Reklamationen müssen sie nun selbst bearbeiten.

Während die Telekom nach Aussage von Firmensprecher Frank Domagala den Vorschlag derzeit noch prüft, hat sich der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) bereits geäußert. Er befürchtet bei Annahme des Vorschlags nach einer ersten Einschätzung mehr als eine Verdopplung der Kosten auf Seiten der Wettbewerber. "In einem Markt, in dem die Margen schon seit langem am Boden sind, müssen die Unternehmen nun genau prüfen, ob unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten Call-by-Call für Sprache oder Internet überhaupt noch angeboten werden kann", meinte VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner.

Berücksichtige man, dass die Telekom durch den Wegfall von Inkasso und Reklamationsbearbeitung nur noch etwa die Hälfte der Leistung anbieten müsse, kämen auf die Wettbewerber hierfür dramatische Mehrkosten zu. "Damit sollen die Wettbewerber für erheblich weniger Leistung deutlich mehr an die DTAG zahlen als bisher," kritisiert Grützner. Wenngleich der Schlichter unter den Forderungen der DTAG geblieben sei, liege er doch weit über dem Vorschlag der Wettbewerber.

Die Gefahr einer tatsächlichen Preiserhöhung dürfte für Sprachdienste größer sein als für Internet-Dienste. Da beim Surfen ohnehin meist längere Online-Zeiten erreicht werden, fallen nur relativ wenig Rechnungsposten an. Allerdings könnte der Abrechnungstakt länger werden: Wer für jede E-Mail einzeln online geht, verursacht damit mehr Rechnungsposten. Um hier zu sparen, ist es denkbar, dass es die sekundengenaue Abrechnung bald bei Call-by-Call so nicht mehr gibt und stattdessen pro Minute oder in noch größeren Zeitabständen abgerechnet wird.

Die Unternehmen haben nun zwei Wochen Zeit, dem Vorschlag zuzustimmen oder ihn abzulehnen. (axv)